Startseite Archiv Tagesthema vom 23. April 2015

Nicht müde zu helfen

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Wie ist die Arbeitsgemeinschaft „Hilfe für Tschernobyl-Kinder“ aufgebaut worden?

Lars-Torsten Nolte: Die Arbeitsgemeinschaft gibt es seit 1994. Sie ist zu einem Zeitpunkt gegründet worden, als klar war, dass es mehr als eine einmalige Aktion sein wird. Mit der Gründung trug man der Tatsache Rechnung, dass die Tschernobyl-Hilfe in vielen Gemeinden ein fester Bestandteil der gemeindlichen Arbeit geworden ist.
Die Arbeitsgemeinschaft ist ein rechtlich unselbständiger Zusammenschluss der Kirchenkreise und Gemeinden, die sich an der Tschernobyl-Aktion der Landeskirche beteiligen. Alle Mitgliedskirchenkreise entsenden eine(n) Delegierte(n)in die Mitgliederversammlung, aus deren Mitte der ehrenamtliche Vorstand gewählt wird.

Was zeichnet die Initiative besonders aus?

Nolte: Zum einen, dass es inzwischen eine auf allen Ebenen (Gasteltern, Organisation, Programmgestaltung, Leitungskreis, Vorstand) fast ausschließlich ehrenamtlich durchgeführte Aktion ist, und zum anderen, dass es so viele Vernetzungen und Verbindungen in die örtliche und regionale Gemeinschaft gibt: Vereine, Feuerwehren, Kinder- und Jugendverbände und kirchliche Gruppen beteiligen sich am Aufenthaltsprogramm der Kinder, Einzelhändler stiften Schuhe, vor Ort wird das Geld gesammelt, um den Gästen ein interessantes Programm zu ermöglichen.

Wie ist die Kooperation mit anderen Hilfsprojekten für Tschernobyl-Opfer?

Nolte: Wir arbeiten seit langen Jahren gut mit der „Stiftung des Landes Niedersachsen – Kinder von Tschernobyl“ zusammen. Darüber hinaus tun wir das auch in Einzelfragen mit anderen Gruppen wie z. B. den „Freunden der Kinder von Tschernobyl Württemberg e. V.“. Allerdings nimmt die Zahl der anderen Initiativen jährlich ab.

Was waren für Sie die wichtigsten und beeindruckendsten Ziele, die die Arbeitsgemeinschaft erreicht hat?

Nolte: Seit 1991 haben wir über 25.000 weißrussische Gäste zu uns eingeladen und ihnen auf diese Weise gesundheitlich geholfen. Es haben sich eine Vielzahl von Kontakten und Beziehungen zwischen Niedersachsen und Weißrussland entwickelt und unsere Hilfe hat auch dazu geführt, dass die Wunden des Zweiten Weltkriegs, unter dem Weißrussland besonders gelitten hat, langsam verblassten und Versöhnung zwischen unseren Völkern wachsen konnte.

Beeindruckend ist auch, dass diese Hilfsaktion seit nun mehr 25 Jahren aktiv ist, und noch nicht müde ist.

Was sind heute die prägendsten Probleme und worin sehen Sie die Hauptaufgabe der Tschernobyl-Hilfe in den nächsten Jahren?

Nolte: Die Organisation der Kindererholung und der humanitären/medizinischen Hilfe erfordert heute viel, zum Teil mühsame, Verwaltungsarbeit auf beiden Seiten. Das macht es nicht immer leichter. Und natürlich müssen wir fast 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gegen das Vergessen ankämpfen und immer wieder deutlich machen, dass die Menschen in den verstrahlten Regionen noch immer unter den Folgen des Reaktorunglücks leiden müssen, weil die meisten der bei der Explosion freigesetzten Radionuklide aufgrund ihrer langen Halbwertzeit noch immer auf die Menschen einwirken und weiter zu Erkrankungen führen. Dies ist sicher auch weiterhin die Hauptaufgabe der Tschernobyl-Aktion, gesundheitlich und medizinisch zu helfen, vor allem den Kindern, die besonders unter diesen Bedingungen leiden müssen.

Diplom-Sozialwirt Lars-Torsten Nolte ist Referent für Kinderhilfe Tschernobyl

Gedenkgottesdienst

Am 26. April, um 10 Uhr wird ein Gedenkgottesdienst zur Katastrophe gefeiert, in der Marktkirche in Hannover.

Es predigt Marktkirchen-Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann, Liedermacher Fritz Baltruweit wirkt mit seiner Gitarre mit und Schauspieler Martin Kunze führt zwei Szenen auf.

Gemeinsam handeln

Am 26. April 1986 ereignete sich der schwere Reaktorunfall im Block 4 des Atomkraftwerks von Tschernobyl und erschütterte die Menschen in aller Welt.

Der negative Höhepunkt ist nach der Meinung von Experten noch lange nicht erreicht, weil die Langzeitfolgen der Verstrahlung kaum abzuschätzen sind und erst allmählich sichtbar werden.

Besonders belastet von der radioaktiven Verstrahlung ist das Gebiet Gomel im Südosten Weißrusslands, in unmittelbarer Nähe zu dem an der weißrussisch-ukrainischen Grenze gelegenen Atomkraftwerk Tschernobyl. Deshalb wird den Menschen und vor allem den Kindern in diesem Gebiet seit 1991 die Hilfe und Unterstützung seitens der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, vor allem von zahlreichen ehrenamtlich aktiven Frauen und Männern aus den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen unserer Landeskirche zuteil.
Die Tschernobyl-Hilfe der Landeskirche ist seit 1994 in Form einer Arbeitsgemeinschaft organisiert, in der mittlerweile 28 Kirchenkreise Mitglied sind. Die sich Jahr für Jahr verstärkenden negativen gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe für die Menschen in Weißrussland und die anhaltenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Weißrussland machen unsere Hilfe vor allem für die Kinder im Oblast Gomel weiterhin dringend erforderlich.