Die große Stärke Indiens
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Indien muss nach Auffassung der Präsidentin von „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, seine Anstrengungen im Kampf gegen die Armut verstärken. Starkes Wirtschaftswachstum allein bringe keine Verbesserung der sozialen Situation, sagte die Pfarrerin dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Neu-Delhi. Sie äußerte sich zum Abschluss einer Indien-Reise mit Blick auf den Besuch des indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi, der am Sonntag zur Eröffnung der Hannover Messe erwartet wird: „Indien sollte seinen Wachstumspfad so anlegen, dass auch die Ärmsten davon profitieren.“
Indien habe die absolut größte Zahl an Armen weltweit: „Etwa 800 Millionen Menschen müssen mit weniger als zwei US-Dollar am Tag auskommen. Davon sind mehr als 300 Millionen extrem arm, die maximal einen Dollar haben“, erläuterte Füllkrug-Weitzel. Das Wachstum dürfe auch nicht zulasten der Umwelt gehen. „Indien sollte ermutigt und dabei unterstützt werden, beim Ausbau seiner Energieversorgung auf erneuerbare Energien zu setzen, statt auf Kohle und Atomkraft“, betonte die 59-Jährige.
Beim Schutz der Menschenrechte forderte die Präsidentin von „Brot für die Welt“ deutliche Worte des indischen Regierungschefs. Zu den Überfällen von Hindu-Fundamentalisten auf Christen und Muslime müsse Premier Modi endlich klar Position beziehen: „Bisher bekennt er sich zwar zu den allgemeinen Prinzipien einer multi-religiösen und multi-ethnischen Gesellschaft. Aber er hat die Gewalt extremistischer Hindus nicht dezidiert verurteilt“, kritisierte Füllkrug-Weitzel.
Toleranz sei traditionell die große Stärke Indiens. „Ich wünsche mir, dass das Land weiter vorbildhaft das friedliche Zusammenleben sehr unterschiedlicher Religionen, Ethnien und Kulturen fördert“, sagte die Pfarrerin. Zugleich plädierte sie dafür, Indien als Land mit sehr großem eigenen Potenzial und als wichtigen internationalen Akteur auf der internationalen Bühne ernst zu nehmen: „Die Zeiten sind definitiv vorbei, da man Indien großmütig von oben herab auf die Schultern klopfen konnte.“
Was die Arbeit von Brot für die Welt vor Ort betrifft, erklärt sie, dass es einen guten Grund gebe, mit indischen Organisationen zusammenzuarbeiten: „Genauso wie internationale Kooperation auf Augenhöhe auf der Ebene der Regierungen wichtig ist, müssen sich auch zivilgesellschaftliche Organisationen vernetzen. Um die Ziele zu verfolgen, für die wir gemeinschaftlich international eintreten: menschenrechtsorientierte und nachhaltige Entwicklungsziele, ambitionierte Klimaziele und Abkehr von einem auf fossilen Energien basierenden Wachstumspfad.“
epd