„Wechselhäute“
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Mit einer Doppelausstellung hat das Kloster Mariensee bei Hannover am Ostermontag seine Saison für Besucher eröffnet. Unter dem Titel „Berührung“ zeigen die Künstler Elke und Torsten Kolle ihre Werke, wie die Klosterkammer Hannover mitteilte.
Im Kreuzgang des Klosters sind zum einen „Kleidobjekte“ der Designerin Elke Kolle und zum anderen Schriftkunst des Kalligraphen Torsten Kolle zu sehen. Die Jahresausstellung des Klosters läuft bis Ende Juni.
Torsten Kolle greift Texte von Autoren wie Paul Celan, Friedrich Hölderlin oder Fernando Pessoa auf und wandelt sie in dynamische Schriftbilder um.
Das Jahresprogramm des Kloster mit Konzerten, Seminaren und Einkehrtagen läuft nach Angaben von Äbtissin Bärbel Görcke bis zum 11. Oktober.
epdWechselhäute als Schmerz- oder Schutzmäntel unserer Körper, unserer äußeren Grenze, als Begrenzung zum Außen und Innen mürbe geworden, verletzt, vernarbt sind der Ausgangspunkt der objekthaften Arbeiten von Elke Kolle.
Das Kleid als Zeichen oder Symbol der äußeren Schicht der Haut und gleichzeitig der inneren Befindlichkeit. Eine Verarbeitung von Gefühls- und Erfahrungswelten in variierenden Zuständen, in Form von Anziehpuppenbögen aus früherer Zeit, mit Umfaltstegen.
In der Werkgruppe „Elliken – Wundkleider“ zeigt Elke Kolle schmerzgeprägte Realitäts- bezogenheit, lösen sich die Kleidobjekte aus der Anonymität und zeigen Kleiderhüllen wie verwundete Körper.
„Die Namen lösten sich von den Dingen; die Wörter verwandelten sich in eine Sammlung willkürlicher Zeichen.” – Diese Worte des US-amerikanischen Schriftstellers Paul Auster aus dem Buch „Stadt aus Glas” findet sich in einer der gezeigten Arbeiten des Schriftkünstlers Torsten Kolle. Das Zitat könnte aber auch als Gesamteindruck der Textarbeiten des Künstlers zu sehen sein.
In anderen künstlerischen Umsetzungen von Autorentexten, wie zum Beispiel von Friederich Hölderlin, Paul Celan, John Cage oder Fernando Pessoa wandelt Kolle facettenreich lesbare Passagen in dynamische skripturale Rhythmen und archaisch anmutende Chiffren und Kürzel um und verbindet die Teile kompositorisch in übereinandergelegten Papier- und Buchstabenschichten.
Der freie Blick auf den Text verschwimmt und für den Betrachter entstehen auf diese Weise neue und individuelle Textzusammenhänge und Sinnzugehörigkeiten.
Ergänzt werden in einzelnen Arbeiten zusätzlich die Textmotive durch flächig collagierte Buchseiten aus alten Lexika. In Frakturschrift gedruckt und mit Illustrationen ergänzt, verbinden sich diese „Teppiche des Wissens” als Hintergründe mit den darauf geschriebenen Textinterpretationen wie eine Korrespondenz zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.