Startseite Archiv Tagesthema vom 06. April 2015

Einer Trage des anderen Last

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Die Versorgung und Unterstützung von Familien mit schwerkrankem Kind muss die gesunden Geschwisterkinder mit einbeziehen, damit sie weiterhin gesund bleiben und gestärkt ihren eigenen Lebensweg gehen können. Dafür benötigen sie von Zeit zu Zeit besondere Unterstützung, Zuwendung oder auch gezielte Hilfen. Geschwisterkinder sind gesund und sollen es auch bleiben. Neben pädagogischen Stärkungs- und Entlastungsangeboten sollen auch notwendige therapeutische Interventionen im Rahmen des Projektes vermittelt werden.

Diese Hilfsangebote stärken die Geschwisterkinder präventiv und entlasten die Familien, vorausgesetzt sie richten sich empathisch und flexibel nach dem individuellen Bedarf, um auch wirklich als Entlastung und Stärkung in den zumeist (krankheitsbedingt) sehr angespannten Familiensituationen empfunden zu werden.

Geschwisterkinder merken früh, dass bei ihnen zu Hause etwas anders ist und dass sie mit bestimmten Einschränkungen und Anforderungen leben (müssen). Manche Geschwisterkinder gewinnen dadurch an Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen: Dafür müssen sie aber auch früher selbständig werden. Das ist nicht immer leicht. Deswegen möchten wir den Geschwisterkindern und Ihren Familien Unterstützung, Stärkung und Entlastung anbieten: Jedem für sich oder auch gemeinsam.

In den vergangenen 3 Jahren wurde das Angebotsspektrum für Geschwisterkinderarbeit mit Schwerpunkt in der Region Hannover und Niedersachsen erfasst sowie kommuniziert, eine Homepage zur besseren Vernetzung aufgebaut sowie der Dialog zwischen den einzelnen Akteure forciert. Durch die konkrete Angebotsanalyse bei Akteuren sowie Bedarfsabfrage bei Familien und Geschwisterkindern konnten Familien und Geschwisterkinder durch gezielte Beratung, Einzelförderung, Vermittlung von Angeboten, Entwicklung, und ggf. Durchführung von pädagogischen Maßnahmen, sowie ggf. Vermittlung von therapeutischen Maßnahmen und unterstützt werden.

Offenes Ohr, geschützter Raum

Geschwister schwer kranker oder behinderter Kinder brauchen nach Ansicht von Experten besondere Unterstützung, um ihrer oft belasteten Familiensituation standzuhalten. „Geschwisterkinder merken früh, dass bei ihnen zu Hause etwas anders ist als bei ihren Freunden“, sagte Volker Rinne vom niedersächsischen Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher: „Sie müssen teilweise mit Einschränkungen leben.“

Damit die belastenden Situationen nicht langfristig zu psychischen Problemen führen, mache das Netzwerk Angebote, um die Geschwisterkinder zu stärken. Wichtig seien Zuwendung, ein offenes Ohr und ein geschützter Raum, „um auch mal Dampf und Frust abzulassen“, sagte Rinne. Auch sollte den Kindern vermittelt werden, dass sie keine Verantwortung für die Situation übernehmen müssen: „Sie können nichts für die Krankheit vom Bruder oder der Schwester.“

Das Netzwerk bietet Rinne zufolge unter anderem spezielle Seminare, eine Geschwisterkinder-Gruppe oder erlebnispädagogische Freizeiten an. Dort gehe es einmal nur um sie und nicht um die kranken Geschwister. „Wir therapieren die Kinder nicht, wir sorgen nur dafür, dass sie gesund bleiben“, betonte der Experte. Dies sei eine Form der Prävention. Starke Geschwisterkinder könnten die ganze Familie stärken. Das 2007 gegründete Netzwerk arbeitet unter anderem eng mit dem Kinderkrankenhaus auf der Bult und der Medizinischen Hochschule in Hannover zusammen.

epd