Stille Tage
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Vor dem Osterfest haben die Jungen Liberalen in Niedersachen ihre Forderung erneuert, das Tanzverbot an Karfreitag zu kippen. Zwar sei das Anliegen der Christen gerechtfertigt, einen ihrer höchsten Feiertage angemessen begehen zu können, sagte der Landesvorsitzende der FDP-Jugendorganisation, Lars Alt.
Aber ebenso solle auch ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland, das keiner Konfession angehöre, die Möglichkeit zu einer freien und offene Tagesgestaltung erhalten. Die evangelische Kirche forderte dagegen Respekt für die Feiertagsruhe.
Lars Alt sagte, die Entscheidung über die Ausgestaltung der „stillen Tage“ müsse beim einzelnen Bürger liegen. Dies sei mit einem allgemeinen Tanzverbot an religiösen Feiertagen nicht vereinbar. Das Verbot sei „schon lange nicht mehr zeitgemäß.“
Oberlandeskirchenrätin Andrea Radtke von der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen entgegnete, die Kritik am Tanzverbot an Karfreitag „können wir überhaupt nicht nachvollziehen“. Die Einhaltung der Stille an einem der wichtigsten christlichen Feiertage verdiene Respekt in einem Bundesland, in dem 72 Prozent aller Bürger einer christlichen Kirche angehörten.
Jede Kultur brauche Tage, an denen die alltägliche Hektik durchbrochen werde und ein Nachdenken über Leben und Tod seinen Platz habe, sagte Radtke. „Der Karfreitag sagt uns, dass Leid und Tod nicht ausgeblendet, sondern als Teil des Lebens begriffen werden.“ Das Nachdenken darüber sei gerade angesichts des Flugzeugabsturzes, der Kriege und Gewalttaten für die Gesellschaft notwendig.
Nach dem niedersächsischen Feiertagsgesetz sind öffentliche Tanzveranstaltungen von Gründonnerstag ab 5 Uhr morgens bis zum Karsamstag um Mitternacht sowie an Heiligabend verboten. Das niedersächsische Innenministerium erklärte am Montag auf epd-Anfrage, es gebe derzeit „keine Überlegungen“, diese Vorgaben zu ändern. Andere Bundesländer haben ihre Vorschriften in den vergangenen Jahren dagegen gelockert. So gilt im benachbarten Bremen das „Tanzverbot“ am Karfreitag nur noch von 6 bis 21 Uhr.
epdTausende von Christen aus aller Welt gehen am Karfreitag in der Jerusalemer Altstadt in Prozessionen auf der „Via Dolorosa“, den Weg Jesu zur Kreuzigung. Bild: epd-Bild
Die evangelische Jugendkirche in Bremen lädt junge Leute ab 14 Jahren zur Osternacht ein. Unter dem Motto „Nächtliche Sehnsucht“ können sie die Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag gemeinsam durchwachen, miteinander singen, reden und schweigen.
Die Aktion beginnt den Angaben zufolge um 22 Uhr. Mit den ersten Sonnenstrahlen feiern sie laut Diakonin Almut Schmidt einen Ostergottesdienst und frühstücken danach zusammen. „Die Feier der Osternacht gilt als wichtigste liturgische Feier, in der die Freude über die Auferstehung Jesu Christi zum Ausdruck gebracht wird,“ erläuterte die Leiterin der Jugendkirche.
epd