Startseite Archiv Tagesthema vom 15. März 2015

Freude am Warten

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Es ist Tradition, dass zum Neujahrsgottesdienst ein Kanon über die Jahreslosung gesungen wird. „Nehmt einander an“ heißt es in diesem Jahr und der Kirchenmusiker Wilfried Müller hat sich für den Chor des Landeskirchenamtes exklusiv etwas Besonderes überlegt: Er komponierte einen Chorsatz eigens für die Jahreslosung.

Einen Tag nach dem Neujahrgottesdienst rief der Küster der Neustädter Hof-und Stadtkirche bei einem der Chormitglieder an, völlig begeistert von dem Stück und mit dem Vorschlag: „Wäre das noch was für die Telefonwarteschleife der hannoverschen Landeskirche?“ Worauf die Präsidentin des Landeskirchenamtes, Dr. Stephanie Springer und ebenfalls Mitglied des Chores, spontan reagierte: „Was für eine geniale Idee!“

Schließlich sangen die leidenschaftlichen Sängerinnen und Sänger aus der Roten Reihe den Chorsatz „Nehmt einander an“ mit professioneller Unterstützung des Tontechnikers vom Studio Hannover, Thomas Christes, ein. Für einen authenthischen Sound auch direkt in der Kirche. Christes übernahm dabei die Stimme des Sprechers in der Warteschleife.

Kirchenmusikerin Imke Marks, die den Chrosatz am Klavier begleitet hat, schwärmt begeistert: „Es hat uns allen große Freude gemacht!“ Auch für die kommende Jahreslosung sei schon eine musikalische Idee in Auftrag. „Irgendwann können wir ja mal eine CD von allen Liedern machen,“ lacht Marks.

Seit Freitag, dem 13. März läuft die neue Warteschleife. Mitarbeiter aus den Nebenhäusern der Landeskirche meinten gleich spontan: „Schöne Sache, da wartet man doch gern!“

Auch Liedermacher Fritz Baltruweit, dessen Gitarrenklänge zu „Freude, dass der Mandelszweig“ seit über zehn Jahren das Warten von einer Telefonverbindung zur nächsten geschmückt hat, reagierte mit Wohlwollen auf den Wechsel: „Ich finde, das ist eine witzige und schöne Idee von dem Chor. Und neue Klänge tun immer gut.“

Redaktion

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Röm. 15,7)

Manche Sätze aus der Bibel werden es vermutlich nie schaffen, in die engere Auswahl der Jahreslosungen zu kommen. Denn eigentlich haben wir es gerne ermutigend.
Ich ertappe mich selbst immer wieder bei diesem Wunsch, wenn die neue Jahreslosung veröffentlicht wird. Lass es ein gutes Wort sein, das durch das neue Jahr begleiten wird. Ein Wort, das trägt, das ermutigt, das hält. Ein Wort, das nicht zu viel voraussetzt und nicht zu viel fordert, denn das neue Jahr wird fordernd genug werden.

Die Jahreslosung für 2015 bewegt sich auf der Grenze und macht es uns nicht ganz leicht. „Nehmt einander an...“ Paulus richtet sich mit dieser Aufforderung an die Römer an eine bunte Mischung von Christinnen und Christen, an solche mit heidnischen und jüdischen Wurzeln. Letztere sind wohl in der Minderheit. Unterschiedliche Meinungen über „den christlichen Lebensstil“ führen dazu, dass sie sich gegenseitig verachten und verurteilen, sich verunsichern und sich ein schlechtes Gewissen machen. In den Köpfen und Herzen entsteht eine Aufteilung in Starke und Schwache, in Bessere und Schlechte im Glauben.

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Bild: Dorothee Krämer

Akustikkniffe verbessern Konzertgenuss

Bisher litten Chor- und auch Orgelkonzerte im Bremer St.-Petri-Dom an einem mehr als sieben Sekunden langen Nachhall in der voluminösen spätgotischen Hallenkirche - das führte zu verschwommenen Klangbildern. Seit Jahrzehnten forderten Organisten und Kantoren deshalb, den Innenraum der größten und unter Denkmalschutz stehenden Kirche Bremens akustisch aufzubessern. Das sei nun mit Hilfe moderner und meist unsichtbarer Technik und Investitionen in Höhe von rund 500.000 Euro gelungen, sagte am Freitag Dom-Bauherr Hermann Eibach.

Der langjährige Domkantor Wolfgang Helbich hatte sich in der Vergangenheit schon dafür eingesetzt, mit "Schallsegeln" dem Nachhall zu Leibe zu rücken. Doch die Denkmalpflege machte zunächst einen Strich durch diese Überlegungen. Jetzt sind seine Ideen doch Wirklichkeit geworden: Denn mit großen Akustikvorhängen in den Spitzbögen zwischen Mittel- und Nordschiff kann nun insbesondere der Nachhall mittlerer Frequenzen reduziert werden. "Das entspricht dem schallschluckenden Effekt von etwa 1.000 Konzertgästen", erläuterte Eibach.

Der Trick, der zur Zustimmung der Denkmalschützer führte: "Außerhalb von Musikaufführungen werden sie elektrisch eingefahren, so dass sie unsichtbar sind", erläuterte Eibach. "Die Tücher reduzieren den Nachhall um 2,5 Sekunden", sagte der leitende Kirchenmusiker des evangelischen Doms, Tobias Gravenhorst, dem epd. "Dadurch überlagern sich die Töne nicht mehr so stark. Es klingt insgesamt aber immer noch nach Kirche." Der Chorgesang sei nun deutlicher, die Töne der Orgel seien farbiger. "Früher waren die Klänge wie die gleiche Soße, die man über verschiedene Salate kippt."

Außerdem reduzieren auf einer Länge von 210 Metern spezielle mit Mineralwolle und durchlöcherten Deckplatten ausgerüstete Holzkästen den Nachhall bei tiefen Frequenzen, und zwar exakt um 2,3 Sekunden. Hohe Töne kommen dadurch besser zur Geltung. Für das Publikum sind die Kästen unsichtbar, weil sie in acht Metern Höhe auf einem Mauervorsprung und über Spitzbögen postiert wurden. Ein Schallspiegel vor der Orgel über der Westempore soll noch folgen.

epd