Begreift ihr meine Liebe?
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Seit mehr als 100 Jahren gibt es die Weltgebetstagsbewegung christlicher Frauen. Ihre Anfänge hatte sie in den USA und Kanada. Inzwischen wird der Weltgebetstag in mehr als 170 Ländern gefeiert, immer am ersten Freitag im März. Der Gottesdienst wird jedes Jahr von Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen aus einem anderen Land vorbereitet. In der Vergangenheit kam die Liturgie zum Beispiel aus Malaysia, Frankreich, Ägypten und von den Philippinen. Auch die Landeskirchen in Niedersachsen haben sich vorbereitet.
Rita Steinbreder, Referentin im Frauenwerk im Haus kirchlicher Dienste der hannoverschen Landeskirche in Osnabrück, engagiert sicht bereits seit letztem Herbst mit Fortbildungen für Frauen, die am Weltgebetstag mitwirken werden.
Redaktion: Warum ist der Weltgebetstag in seinem Ursprung und auch jetzt Frauensache?
Rita Steinbreder: Weil 1887 in den USA eine Frau die Idee zu einem interkonfessionellen Frauen-Gebetstag hatte. Daraus hat sich diese weltweite „Laien-“ oder besser: Basisbewegung entwickelt. In jedem Jahr wird die Gottesdienstordnung von einem ökumenischen Frauenteam aus dem jeweiligen WGT-Land vorbereitet. Sie bringen mit dem Gottesdienst ihre Lebenssituation, ihren Glauben, ihre Hoffnungen, Sorgen und Bitten zum Ausdruck. Wenn wir hier bei uns diesen Gottesdienst feiern solidarisieren wir uns mit den Frauen. Es interessiert uns, wie die Frauen ihr Land wahrnehmen. Ich bin mir sicher, dass die Männer der Bahamas uns ihr Land mit anderen Schwerpunkten vorgestellt hätten. Sicher wären z.B. die Nöte der zahlreichen allein erziehenden Frauen nicht zur Sprache gekommen. Natürlich sind Männer zu den Gottesdiensten herzlich willkommen.
Redaktion: Wie bereiten Sie im HkD die Gestalterinnen für die Gottesdienste an diesem Tag vor?
Steinbreder: Wir bieten regionale Fortbildungen für Frauen an, die in den Kirchenkreisen und Gemeinden wieder andere Frauen auf den Weltgebetstag vorbereiten. Die Frauen werden über die Lebenssituation in dem Weltgebetstagsland informiert, sie setzen sich mit dem Motto und dem Bibeltext der Gottesdienstordnung auseinander und entwickeln Gestaltungsideen für den Gottesdienst und für begleitende Gemeindeveranstaltungen.
Redaktion: Gibt es neben Gottesdiensten auch andere Gebetsformen oder Veranstaltungen zum Weltgebetstag?
Steinbreder: Ja, in zahlreichen Gemeinden gibt es neben dem Gottesdienst Informationsveranstaltungen zu dem Weltgebetstagsland. Es wird gemeinsam landestypisch gekocht. Es bilden sich Projektchöre, die die Lieder für den Gottesdienst einstudieren. Kindergottesdienste werden gefeiert – hierfür gibt es spezielle Ideen und Material.
Redaktion: In diesem Jahr sind die Bahamas Mittelpunkt des Weltgebetstages. Wie wird sich das auf die Gottesdienste in deutschen Gemeinden darstellen?
Steinbreder: Die Texte und Gebete, die in den Gottesdiensten gesprochen werden, stammen von den Frauen der Bahamas. In vielen Gottesdiensten werden die Texte durch Fotos unterstützt und die Kirche landestypisch – mit Strand- und Urlaubsatmosphäre – geschmückt. Vielleicht wird in der ein oder anderen Gemeinde nach dem Gottesdienst auch ein Cocktail gereicht?
Redaktion: Was waren Ihre Erfahrungen hinsichtlich des Zusammenspiels der Nationen aus den letzten Jahren und an welches Ereignis zum Weltgebetstag erinnern Sie sich besonders gerne?
Steinbreder: Mit den Weltgebetstagsländern waren wir in den letzten Jahren weltpolitisch hoch aktuell. 2014 habe die Ägypterinnen hautnah vom Arabischen Frühling und ihrem Aufbegehren gegen Mursi berichtet. Das ging mir sehr nahe.
Redaktion: Auf dem Titelbild steht in diesem Jahr „Begreift ihr meine Liebe?“. Inwiefern wird diese Frage eine zentrale Rolle am 6. März 2015 spielen?
Steinbreder: Diese Frage ist in Anlehnung an Joh. 13, 7, der Geschichte von der Fußwaschung, formuliert und zieht sich wie ein rotes Band durch den Gottesdienst. Wie kann die Liebe Christi uns berühren und zum Handeln anstiften? Der Gottesdienst versucht es.
Interview: Redaktion EMSZDie politischen Umstürze durch den arabischen Frühling hatten auch Auswirkungen auf die Christen in Ägypten. Besonders die Herrschaft der Muslimbrüder unter Mohammed Mursi setzte ihnen zu.
Die Liturgie des Weltgebetstages 2014 wurde von Ägypterinnen verfasst und steht unter dem Eindruck der Umbrüche dort. Salwa Seif aus Kairo hat daran mitgearbeitet und berichtet aus ihrem Land.
Die Theologie-Dozentin Salwa Seif. Bild: Andreas Weise/ Evangelische Zeitung