Startseite Archiv Tagesthema vom 01. März 2015

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Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hat von den Unternehmen mehr Offenheit für arbeitssuchende Migranten gefordert. „Wir müssen schauen: Was kann ein Bewerber und nicht, was ist an Defiziten vorhanden, das eröffnet ein ganz neues Fenster“, sagte er. Die Betriebe in Deutschland seien trotz eines großen Bedarfs an Fachkräften noch immer zu sehr auf Defizite fixiert und blickten zunächst etwa auf fehlende Sprachkenntnisse. „Es geht darum, dass Deutschland sich als weltoffenes Land zeigt“, betonte Lies.

Der Minister sprach bei der Abschlussveranstaltung des Projektes „Minerva“ der Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers für gut ausgebildete Migrantinnen, die Arbeit suchen. Dabei berieten berufserfahrene ehrenamtliche Mentorinnen seit 2010 zugewanderte Frauen, die trotz ihrer Qualifikation keine angemessene Beschäftigung fanden.

Der 1. Bürgermeister der Stadt Hannover, Thomas Hermann, würdigte das Projekt ebenso mit einem Grußwort.

Allein schon durch ihre Migrationsgeschichte hätten Zuwanderer sehr viele Potenziale, sagte die Landesvorsitzende des Verbandes deutscher Unternehmerinnen, Jasmin Arbabian-Vogel. Sie hätten Mut bewiesen, als sie aus ihrer Heimat auswanderten. „Sie können sich anpassen und im Team arbeiten.“ Viele hätten die Anstrengung auf sich genommen, in einem neuen Land noch einmal die Schule oder ein Studium zu absolvieren.

Neben der fachlichen Qualifikation seien gerade die „Soft skills“ für Unternehmen von großem Wert. Aufgrund ihrer Geschichte hätten viele Migranten auch den Mut, als Selbstständige zu arbeiten, betonte die Deutsch-Iranerin, die in Hannover einen interkulturellen Pflegedienst aufgebaut hat.

Am letzten von insgesamt drei Durchläufen von „Minerva“ nahmen im vergangenen Jahr 15 Frauen aus 13 Ländern teil. Die Präsidentin des Landeskirchenamtes in Hannover, Stephanie Springer, bezeichnete den erfolgreichen Einstieg von Zuwanderern in die Arbeitswelt als große Herausforderung der Gegenwart: „Wir von der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Hannovers sind froh, dass wir mit der Kompetenz unseres KDA einen qualifizierten Beitrag leisten konnten, Frauen Perspektiven zu bieten für eine eigenständige Existenzsicherung durch berufliche Teilhabe, die ihren Kompetenzen annähernd entspricht.“

epd/ Redaktion

„Renovierung meiner Hoffnung“

„Ich habe kein Licht mehr gesehen. Ohne Unterstützung ist es schwer, weil man nicht weiß, wo man hingehen soll und man vergisst, was man selbst kann. Das ist jetzt besser.“ Riana B.

„Jede Herausforderung macht mich stark, aber ohne Unterstützung ist es schwer, weil ich nicht weiß, wo soll ich hingehen? Wo bekomme ich richtige, für mich passende Informationen?“ Silvana S.

„Minerva ist für mich, eine faire Chance, die ich so bis dato in Deutschland vermisst habe.“ Giesela K.

„Minerva ist für mich die Renovierung meiner Hoffnung.“ Joana C.

„Minerva ist für mich eine Oase in der Wüste, wo ich wieder eine Frau mit Perspektive auf gute berufliche Arbeit sein kann.“ Graciela M.

Die Mentees über das Projekt

Ergebnisse des Programmes

Am Mentoringprogramm „Minerva 2014“ waren 15 Mentees und 15 ehrenamtliche Mentorinnen beteiligt. Fachhintergrund der Mentees, teilweise Studienabschlüsse sowohl im Herkunftsland, als auch einen zweiten in Deutschland: Chemieingenieurinnen, Marketing, Landschaftsarchitektin, Biologin, Pädagogische Berufe, Betriebspsychologin, Wirtschaftswissenschaften.

Berufliche Situation der Mentees am Ende des Programms:

  • 6 Mentees haben inzwischen eine Stelle gefunden (1 zunächst auf 15 Monate befristet)
  • 1 Mentee tritt demnächst eine Doktorandenstelle an;
  • 1 Mentee, die bereits eine Stelle hatte, sich aber beruflich umorientieren wollte, hat inzwischen innerhalb ihres Unternehmens neue, eigenverantwortliche Aufgaben bekommen (im Personalbereich);
  • 4 Mentees sind noch "auf der Suche" (1 davon hatte im Sommer eine erste Arbeitserfahrung bei einer 3-monatigen Projektstelle);
  • 1 Mentee hat sich zunächst auf die intensive Verbesserung ihrer Sprachkompetenz konzentriert;
  • 2 Mentees mussten aus privaten/familiären Gründen zunächst ihre beruflichen Bemühungen zurückstellen bzw. auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
     
Projektleitung Marcella Heine und Waltraud Kämper