„Blickwechsel“
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Der Verein „Begegnung“ von Christen und Juden Niedersachsen hat erneut seinen Preis „Blickwechsel“ ausgeschrieben. Damit werden seit 2005 alle zwei Jahre Menschen aus Niedersachsen für ihr Engagement im christlich-jüdischen Dialog geehrt, teilte der Verein in Hannover mit. Unter den Preisträgern waren bisher unter anderem der liberale jüdische Rabbiner Gabor Lengyel aus Hannover und die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen, Elke von Meding, die sich seit vielen Jahren um Begegnungen in der Gedenkstätte für das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen bemüht.
epd/ RedaktionWelche Idee steckt hinter dem Blickwechsel-Preis?
Ursula Rudnick: Er erwuchs aus der Wanderausstellung Blickwechsel: Christen und Juden - Juden und Christen. Sie war ein Kooperationsprojekt des Vereins Begegnung-Christen und Juden.Niedersachsen e.V. in Kooperation mit der Arbeitsstelle Kirche und Judentum im HkD der Landeskirche. Die Ausstellung Blickwechsel, die an über 50 Stationen in Niedersachsen gezeigt wurde, warf historische und theologische Schlaglichter auf die Beziehungen von ChristInnen und JüdInnen in Niedersachsen. Die Besuchenden wurden zum „Blick-wechsel“, zur Wahrnehmung und zur Perspektivveränderung aufgefordet. An jeder Station wurden Aspekte der lokalen Geschichte aufgearbeitet und die Ausstellung fortgeschrieben. Das beindruckende Engagement an vielen Orten führte den Vorstand des Vereins dazu, besonders gelungene Projekte auf dem Sommerfest vorzustellen. In einem zweiten Schritt entschied sich der Vorstand Menschen, die sich in christlich-jüdischen Beziehungen entweder langjährig oder innovativ engagieren zu ehren.
Wer sitzt in der Jury?
Rudnick: Die Jury ist der Vorstand des Vereins Begegnung-Christen und Juden. Niedersachsen e.V. Die Landeskirche weiss sich auf besondere Weise dem Verein verbunden und unterstützt ihn. Der Verein wurde 1982 zur Intensivierung des christlich-jüdischen Dialogs in Kirchengemeinden von Superintendent Dr. Werner Monselewski gegründet.
Welche Auszeichnung bekommen die Gewinner des Blickwechsel-Preises?
Rudnick: Der Preis besteht in einer Urkunde und einem künstlerisch gestalteten Granatapfel.
Warum spielt die Vergabe dieses Preises gerade jetzt eine bedeutende Rolle?
Rudnick: Die Schlagzeilen der Zeitungen und Nachrichten sind oftmals von Katastrophen und Terror dominiert. Menschen, die aktiv Brücken zwischen verschiedenen religiösen Gemeinschaften sind, tun dies oftmals über viele Jahre hinweg, ohne dass die Öffentlichkeit von ihnen Kenntnis nimmt. Und doch sind es gerade diese Menschen, die im christlich-jüdischen und im interreligiösen Dialog eine wichtige Aufgabe haben. Sie tragen dazu bei, dass Kenntnisse über die andere Tradition zunehmen, Begegnungen möglich werden und auf diese Weise, Vorurteile reduziert werden und Vertrauen entsteht. Der Blickwechsel-Preis hebt die Bedeutung dieser wichtigen Arbeit hervor, die oft im Stillen geschieht.
Hierzu einige Beispiele: Rabbiner Dr. Gábor Lengyel ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein vertrauensvoller Partner im christlich-jüdischen Gespräch, an dem er sich lokal, regional und auch international beteiligt. So ist er z.B regelmäßig bei den Konferenzen der Lutherischen Europäischen Kommission Kirche und Judentum ein aktiv Beteiligter.
Hans-Joachim Schreiber (2. Preisträger) leitet seit mehr als einem Jahrzehnt den theologischen Gesprächskreis christlich-jüdischer Dialog, der sich einmal im Monat trifft. Darüber hinaus engagiert er sich u.a. in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, wie auch im Verein Begegnung- Christen und Juden. Darüber hinaus brachte er seine Einsichten in seine Arbeit als Prädikant ein.
Elke von Meding (3. Preisträgerin) engagiert sich seit vielen Jahren in der AG Bergen-Belsen. Sie begegenete und betreute zahlreiche Überlebende und führt durch die Gedenkstätte. Bärbel Zimmer (4. Preisträgerin) leitet den Gemeindekreis Christen und Juden der Nikodemusgemeinde seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Pastorin Prof. Dr. Ursula Rudnick ist Studienleiterin des Vereins „Begegnung - Christen und Juden Niedersachsen e.V.“Dr. Ursula Rudnick mit Elke von Meding. Bild: Rudnick
Mit keiner anderen Religion hat der christliche Glaube so viel gemeinsam wie mit dem Judentum - haben doch beide ihre Wurzeln im biblischen Israel. Bis heute aber prägt die Geschichte christlicher Vorurteile und Feindschaft die Wahrnehmung des Judentums. Die Arbeit in den Kirchengemeinden hat deshalb eine wesentliche Aufgabe für ein erneuertes Verhältnis von Christen und Juden: Gottesdienst, Bibelauslegung und Unterricht sind die Orte, an denen sich eine neue Wahrnehmung bewährt.
Grafik: HkD
Der Preis. Bild: Rudnick
Grafik: Verein Begegnung