Wie kann ein Mensch das ertragen...
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Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
Dass Menschen in diesen Tagen viel zu leiden haben, ist kaum noch eine Zeile wert. Hören wir aus Syrien, hören wir nichts aus der Ukraine - die Ebola-Gebiete in West-Afrika schweigen. Wer denkt noch an die Flüchtlinge in den prekären Schleuserbooten auf dem Mittelmeer? – Oder die Verwandten der Absturzopfer in Ostasien?
In den Nachrichten ist zu wenig Platz oder aber zu wenig Aufmerksamkeit. Unser Fokus verschiebt sich schnell, ist mal hier, mal da – der Tenor bleibt derselbe: die Menschen leiden. Überall. Immerzu. Doch auch das ist keine Nachricht, das ist nur die Wahrheit.
Dass Jesus vor 2000 Jahren vom Leiden des Menschensohnes sprach, dreimal kurz vor seinem Tod, erscheint demgegenüber anachronistisch. Wen interessiert denn das? – Die Antwort: Mich. Denn wie kann ich das permanente Leiden in der Welt, vielleicht sogar: das Leiden der Welt, aushalten, ertragen – wenn ich es nicht einordnen, zuordnen kann? – Sein Wort vom Menschensohn hilft mir dabei: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen und getötet werden. Ich muss kein Theologe sein, um zu ahnen: Mit Menschensohn meint er sich selbst. Er selbst wird als ein von Gott beauftragter Retter sterben. Er kennt also unser Leiden. Er kennt unser Sterben. Denn ein paar Seiten weitergeblättert im Markus-Evangelium ist es soweit: Gefangennahme, Folter, Erniedrigung, Tod. Er kennt es, er hat es erlebt. Er steht an der Seite der heutigen Opfer. Der Kriegskinder, der Ebola-Opfer, der Flüchtlinge.
Er ist unser Bruder, eben ein Menschensohn. Das tröstet. Wir stehen nicht allein.
Ich entdecke noch mehr: Es erwischt ihn nicht trotz, sondern wegen seines göttlichen Auftrags. Das Leid lässt sich nicht leugnen, nicht kleinmachen, ist Teil seines Weges, so sagt er es an. Er nimmt sein Leiden auf sich und damit mit in den Tod und herüber in das, was für ihn danach kommt: Gott ruft ihn aus dem Tod heraus. Gott schenkt ihm Zukunft. Da hinein ordne ich das Leiden der Welt. Gott schenkt Zukunft.
Wozu? – Nicht, damit wir stillhalten und alles ertragen. Nein. Damit wir den Mut haben, schon heute für die Zukunft einzutreten, die Gott uns allen zugedacht hat.
Bild: Jens Schulze