Preisträger für den Kulturpreis der Landeskirche 2016 stehen fest
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Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Kulturpreis 2016 der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers geht an den in Hannover lebenden Fotojournalisten Wolf Böwig. Der mit 5.000 Euro dotierte Kulturförderpreis 2016 geht an die in Berlin lebende Autorin Shida Bazyar für ihren Debütroman „Nachts ist es leise in Teheran“.
Eine Jury mit zehn Expertinnen und Experten aus Kirche, Kunst und Kultur hat aus den Sparten Film, Bildende Künste, Literatur, Musik, Tanz und Theater die Preisträgerin und den Preisträger gekürt. Insgesamt 31 Vorschläge wurden gesichtet. 17 Scouts aus Kirche, Soziokultur und Kunst haben der Jury zugearbeitet.
Die Landeskirche vergibt den mit 10.000 Euro dotierten Kulturpreis und den mit 5.000 Euro dotierten Kulturförderpreis nach 2010 und 2013 zum dritten Mal. Ihr Anliegen ist es, den Dialog zwischen der zeitgenössischen Kunst und der evangelischen Kirche zu fördern und zu intensivieren.
„Der Kulturpreis möchte Kunst- und Kulturschaffende fördern und würdigen sowie eigenständige Werke wahrnehmen, die zur Auseinandersetzung mit der protestantischen Tradition anregen und diese herausfordern“, sagt Pastor Dr. Matthias Surall, Beauftragter für Kunst und Kultur im Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche.
Die Jurysprecherin, Dr. Katharina Henkel, kommissarische wissenschaftliche Direktorin der Kunsthalle Emden, erläutert: „Mit dem Kulturförderpreis wollen wir junge Künstlerinnen und Künstler für ihr zukünftiges Schaffen und Wirken ermutigen“.
Landesbischof Ralf Meister wird als Schirmherr des Kultur- und Kulturförderpreises am 25. Oktober 2016 um 18:30 Uhr in der St. Michaeliskirche Hildesheim die Preise überreichen. Um 13:00 Uhr gibt es ein Pressegespräch mit Landesbischof Ralf Meister und den Preisträgern im Gemeindezentrum der Michaeliskirche in Hildesheim.
Meister sagt: „Die Kirchen pflegen und fördern die Kommunikation mit der autonomen Kunst und Kultur, weil beide wichtige Formen der Weltbearbeitung und -deutung sind.“
Begründungen der Jury:
Fotojournalist Wolf Böwig
Den Kulturpreis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers für das Jahr 2016 erhält der in Hannover lebende Fotojournalist Wolf Böwig (Jahrgang 1964), der für eine Dokumentarfotografie von einzigartigem Zuschnitt und künstlerischem Anspruch steht.
Seit 30 Jahren bereist Böwig Orte nicht nur einmalig oder gar ausschließlich im Rahmen von Aufträgen. Er besucht die von ihm porträtierten Personen und festgehaltenen Orte vom Horn von Afrika über den Balkan bis nach Indonesien mehrfach, nimmt auf diese Weise Anteil an ihrem weiteren Schicksal und dokumentiert es immer wieder. Böwigs Fotografien heben sich auch deshalb von anderer Dokumentarfotografie ab, weil er die Ergebnisse seiner Arbeit anschließend oft zu Collage ähnlichen Kunstwerken zusammenstellt. Seine Fotografien werden dafür übermalt, verfremdet oder mit Texten ergänzt, wodurch unikatäre ausgefeilte ästhetische Kompositionen geschaffen werden.
Mit der Preisvergabe würdigt die Jury Wolf Böwig, weil seine Arbeiten zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung insbesondere mit den Themen von Krieg, Gewalt und Flucht anregen, keine Distanz schaffen, sondern vielmehr zu Nähe zwingen. Mit Blick auf die gegenwärtige politische Diskussion hebt die Jury die Bedeutung seiner Arbeit folgendermaßen hervor: Während die gesellschaftliche Diskussion oftmals an den Folgen von kriegerischen Auseinandersetzungen und Fluchtbewegungen hängenbleibt, gelingt es Böwig, deren Ursachen ins Bild zu setzen und die Geschichten der davon getroffenen Menschen zugleich fotografisch zu erzählen. Darüber hinaus beeindruckt die Jury sein über das Fotoprojekt hinausgehendes persönliches Engagement und sein weiterführendes empathisches Interesse an menschlichen Schicksalen.
Autorin Shida Bazyar
Mit dem Kulturförderpreis der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers für das Jahr 2016 wird die 1988 geborene Autorin Shida Bazyar für ihren Debütroman „Nachts ist es leise in Teheran“ ausgezeichnet.
Die aus Rheinland-Pfalz stammende Autorin mit iranischen Wurzeln hat an der Stiftungsuniversität Hildesheim Literarisches Schreiben studiert. Sie spannt in ihrem Roman einen Bogen von der iranischen Revolution im Jahr 1979 bis in die deutsche Gegenwart. Die von ihr erzählte Familiengeschichte über Umsturz, Flucht, Integration und deutsche Gegenwart ist nach Auffassung der Jury von brennender gesellschaftlicher Aktualität. Die Komposition ihres Romans und die Zeichnung seiner Charaktere überzeugen in hohem literarischen Maß.
Shida Bazyar hat als Autorin bereits für ihren Debütroman eine unverwechselbare Sprache gefunden, in der Inhalt und Ausdruck, Herkunft und neue Heimat zu einer spannungsgeladenen Einheit verwoben werden. Sie verbindet dabei Fremdheit und Ankommen in einer literarischen Form, die nach Auffassung der Jury dem gegenwärtigen gesellschaftlich-kulturellen Diskurs zu Migration und Integration in Deutschland einen wesentlichen Impuls gibt.
Dr. Johannes Neukirch, Pressesprecher des Landeskirchenamtes der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers