„Sanierungsprojekt 2010“ St. Michael in Hildesheim
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Im Jahr 2010 wird die Kirchengemeinde St. Michael in Hildesheim ihre 1000 Jahr-Feier der Grundsteinlegung begehen. 50 Jahre nach dem Wiederaufbau der im 2. Weltkrieg zerstörten Kirche haben im Oktober 2005 umfangreiche Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten begonnen, die 2010 abgeschlossen sein sollen. Seit 1985 gehört die doppelchörige, durch Bischof Bernward (993-1022) gegründete Basilika - eine der bedeutendsten Bauschöpfungen ottonischer Zeit - zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Bevor mit der Herrichtung des Fußbodens begonnen werden kann, wurde in den Monaten März bis Mai 2006 der Bauabschnitt zur Installation einer neuen Heizung in Angriff genommen.
Alle Arbeiten unterhalb des Fußbodens wurden dabei von Bauarchäologen begleitet, damit Spuren vergangener Zeiten nicht verloren gehen.
Diese bauarchäologischen Untersuchungen haben jetzt zutage gebracht, dass dem ursprünglichen Grundriss in späterer Zeit nichts hinzugefügt worden ist. Die Kirche zeigt noch heute die Umrisse, wie sie einst von Bernward geplant worden waren.
Verschiedene Umstände hatten die Fachleute bisher vermuten lassen, dass in St. Michael die bauarchäologischen Untersuchungen nur wenige neue Ergebnisse für die Forschung liefern können. Der Einbau von insgesamt sieben unterschiedlichen Warmluftheizungen von Anlagen aus billigen Backsteinen (1855) bis zu solchen aus asbesthaltigen Platten (1974), Kabelkanäle und Leitungsgräben, üppige Einbringung von Beton in der Wiederaufbauzeit nach dem Krieg, sowohl in Kellern im Westchor, als auch breite Betonfundamente für die dem Bernwardsbau nachempfundenen drei Apsiden im Osten ließen nicht vermuten, dass neuerliche Grabungen andere Resultate zeitigen würden. Nicht zuletzt schienen schließlich die Ergebnisse einer Nachkriegs-Ausgrabung dies abzusichern, die den Kreuzaltar und die Fundamente der Bernwardssäule genau lokalisieren, aber sparsam dokumentieren.
In gemeinschaftlicher Anstrengung haben ein Archäologe als Grabungsleiter, die Studenten des Instituts für Baugeschichte der Universität Braunschweig mit ihrem Professor und die archäologische Bauforschung des Landesdenkmalamtes in knapp drei Monaten die Fläche untersucht, bevor nun die moderne Heizungsanlage (eine Kombination von Fußboden- und Warmluftheizung) in den neuen Sandsteinfußboden eingebaut wird.
Waren die Arbeitsbedingungen für die Archäologen bei laufendem Baubetrieb nicht ideal, ergaben sich dennoch durch das sorgfältige Vorgehen bemerkenswerte Ergebnisse, die die bisherigen Meinungen der Forschung von Vorgängerbauten und unterschiedlichen Bauerweiterungen widerlegen.
Es ist nun erkennbar, dass der Bauplan Bischof Bernwards († 1022) seit Baubeginn feststand und konsequent umgesetzt wurde. Die an zahlreichen Stellen untersuchten Fundamente sind von stets gleicher Machart: In die senkrecht in den Löss um 1,30 m eingetieften Fundamentgräben wurden schichtig gebrochene Sandsteine von einer Größe eingemörtelt, die noch von Hand versetzt werden konnten.
Diese Beobachtung gilt auch für die Fundamente der Krypta im Westen: Es gab keine Eingangshalle und keinen Vorgängerbau.
Damit ist auch endgültig klargestellt, dass die seit 1035 im Mariendom befindliche Bernwardstür nicht für St. Michael gefertigt worden ist und dort auch nicht hingehört.
Die von TCHAN* in der Bernwards-Monographie (1951) publizierten Ergebnisse der Grabung von 1946/47, die die Fundamente der Taufe, der Bronzesäule und der Irmin-Säule nachgewiesen haben will, haben sich bei der Nachgrabung als unrichtig erwiesen. Dort, wo angeblich das Altarfundament des Hl.-Kreuz-Altars gefunden worden war, befinden sich drei Abtsgräber des 11./12. Jahrhunderts, die bereits geplündert waren, bevor sie 1960 beim Heizungsumbau voll Beton gelaufen sind.
*Tchan,Francis J.
Saint Bernward of Hildesheim Band 2 His. Work of Art
Indiana 1951
Publications in Mediaeval Studies. The University of Notre Dame, XII
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Freundeskreis für den Erhalt des Weltkulturerbes St. Michael e.V.
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