150 Jahre Martin-Luther-Bund
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"Diasporawerk evangelisch-lutherischer Kirchen" steht heute im Briefkopf des Martin-Luther-Bundes, der vor 150 Jahren als "Lutherischer Gotteskasten" begonnen hat. Beide Bezeichnungen deuten ein Programm an und reizen zum Widerspruch. Der "Gotteskasten" mit der Assoziation an das "Scherflein der armen Witwe" lässt auf einen beschaulich-betulichen Hilfsverein der Biedermeierzeit schließen, das "Werk" auf international ausgerichtete, operationale Geschäftigkeit eines kirchlichen Managements, während das Adjektiv "lutherisch" beidem den Makel des "Konfessionalismus" anzuheften scheint.
Wie auch immer, was am Reformationsfest des Jahres 1853 begonnen hat, ist als Herausforderung und Aufgabe lebendig geblieben: die Sorge und Hilfe für lutherische Gemeinden und Kirchen, die als Minderheiten in oft feindlicher Umgebung zu überleben versuchen und die im Brief des Apostels Paulus an die Galater (6, 10) "des Glaubens Genossen" genannt werden. Heute sind dies vor allem wiedererstandene Gemeinden in Ost- und Südosteuropa.
Kirchen und Gemeinden in der Diaspora, in der Zerstreuung, empfangen ihre Hilfe nicht nur vom Martin-Luther-Bund (MLB), sondern auch von dem anderen großen Diasporawerk der EKD, dem vielerorts bekannten Gustav-Adolf-Werk (GAW) und neuerdings auch unter humanitären Impulsen vom Diakonischen Werk. Der MLB versucht auf seine Weise, Gemeinden "von innen" zu bauen, indem er gottesdienstlichen Bedarf und Literatur zur Verfügung stellt, Seminare und Bildungseinrichtungen in Minderheitskirchen unterstützt, Sprachkurse abhält und Theologiestudierende mit Stipendien fördert und, sofern sie in Erlangen studieren, ihnen ein Heim anbietet.
Bauprojekte können heute nur im Zusammenspiel mehrerer Geldgeber abgewickelt werden. So verwaltet der MLB Fördermittel des Lutherischen Weltbundes und der Aktion "Hoffnung für Osteuropa". Kleinere Sanierungen und Restaurierungen werden aus Kollekten und Spendenmitteln direkt finanziert, oftmals in enger Zusammenarbeit mit dem GAW.
Der Pastor der Kreuzkirche zu Hannover, Ludwig Adolf Petri, hat zusammen mit dem Generalsuperintendenten Steinmetz in Clausthal und Superintendent Münchemeyer in Catlenburg 1853 den ersten "Gotteskasten" gegründet, dem viele andere folgten und aus denen 1932 der Martin-Luther-Bund wurde. Der Hannoversche Verein wird diese Gründung zum Anlass einer Jubiläumsfeier nehmen, die am 31. Oktober 2003 in Hannover-Linden begangen wird. Im Festgottesdienst um 18 Uhr in der St.-Martins-Kirche wird Landesbischof i. R. D. Hirschler predigen, beim anschließenden Empfang im Haus der Ev. Jugend in Hannover-Linden wird Bischof Jagucki aus Polen den Hauptvortrag halten.
Aus Anlass des Jubiläums wird die alljährliche Bundesversammlung des Gesamtwerkes in Hannover abgehalten. Die Delegierten und Gäste werden am 1. November 2003 im Gemeindehaus St. Martin tagen. In einigen Gemeinden Hannovers werden in den Gottesdiensten am 2. November 2003 Gastprediger aus der Diaspora und vom Martin-Luther-Bund erwartet.
Siegfried Peleikis
Friedrich Korden