Startseite Archiv Nachricht vom 16. August 2023

Solidarität und Hinweise nach Zerstörung an Gedenkstättenstiftung

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Celle/Hannover. Nach der Attacke auf das Gebäude der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle sind erste Zeugenhinweise bei der Polizei eingegangen. „Denen wird jetzt nachgegangen“, sagte Polizeisprecher Dirk Heitmann am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Weitere Angaben wollte er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen. Unterdessen äußerten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kirche besorgt und bekundeten ihre Solidarität.

Von Montag auf Dienstag haben unbekannte Täter am Stiftungssitz in Celle ein Schild von der Fassade gerissen und drei Fenster zerstört. Der Staatsschutz ermittelt nach Angaben des Polizeisprechers zunächst wegen Sachbeschädigung. Stiftungs-Geschäftsführerin Elke Gryglewski geht von einem politisch motiviertem Anschlag aus. Sie sieht die Tat in Verbindung zu einem Demonstrationsaufruf gegen den niedersächsischen Landesparteitag der AfD am Wochenende in Celle. Die Stiftung und die Gedenkstätte Bergen-Belsen haben zusammen mit anderen Initiativen und Einzelpersonen zu der Kundgebung aufgerufen.

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) sei erschrocken und besorgt, sagte ihre Sprecherin Britta Lüers am Mittwoch. „Es zeigt, dass aus Gedanken irgendwann Worte werden und aus abwehrenden Worten Taten“, fügte sie an. Demokraten und Demokratinnen müssten zusammenstehen, um sich dagegen zu wehren. Die Ministerin ist Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung, zu der unter anderem die Gedenkstätte Bergen-Belsen und die Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel gehören.

Für die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen sagte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit als Ratsvorsitzender: „Solche Taten dürfen niemals Teil des politischen Diskurses in unserem Land werden und sie müssen mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden.“ Die Konföderation ist im Beirat der Gedenkstättenstiftung vertreten. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte bereits am Dienstag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung aufgefordert, sich „durch die mutwilligen Beschädigungen an Ihrem Gebäude nicht einschüchtern“ zu lassen.

Gegen den AfD-Parteitag will am Sonnabend ein Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien, kirchlichen und gesellschaftlichen Gruppen demonstrieren. Dazu gehören unter anderem der DGB, die Gewerkschaft IG Metall, Parteien, die Initiative „Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus“ und regionale Initiativen gegen Rechtsextremismus. Auch Vertreter der Antifaschistischen Aktion Lüneburg/Uelzen und des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden haben sich dem Aufruf angeschlossen, mehr als 900 Einzelpersonen haben ihn mittlerweile unterzeichnet.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit ist Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Foto: epd-bild / Heike Lyding
Der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit ist Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Foto: epd-bild / Heike Lyding