Startseite Archiv Nachricht vom 24. Juli 2023

Erster Museumsgottesdienst in Osterode

Ein Sommergottesdienst mit Pilgerweg und Museumsbesuch - das gab es noch nie. Der Künstlerin Erna Krüger, um die es inhaltlich ging, war eine ungewöhnliche Frau. Das Experiment hätte vermutlich auch ihr gefallen.

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Viele Gäste fanden sich am vergangenen Sonntag im Museum im Ritterhaus ein. Ob es den meisten nun um den Sommergottesdienst zum Thema Lebenslinien oder um die Sonderausstellung zu Erna Krüger ging, bleibt Spekulation, vermutlich aber war es gerade die ungewöhnliche Kombination.

Dabei begann dieser Vormittag eigentlich in der Kirche Zum Guten Hirten mit einer kurzen Andacht. Hier wurde schon auf die Künstlerin Erna Krüger hingewiesen, die 1883 geboren wurde, 1920 nach Osterode zog, eine Freundin von Käthe Kollwitz war, in Osterode die meisten ihrer Bilder schuf und 1973 hier verstarb. Der Gemeinde fühlte sie sich immer verbunden, auch wenn sie sonst eher unkonventionell war, wie später noch betont wurde. „Sie hat die Schönheit von Gottes Schöpfung ins Bild gesetzt“, sagte Pastorin Johanna Friedlein, bevor sie die kleine Pilgergruppe zum Wohnhaus der Künstlerin und anschließend eben zum Ritterhaus geleitete.

Dort wurde der eigentliche Gottesdienst inmitten der Bilder gefeiert, viele davon dem Realismus zuzuordnende Portraits und damit zeitgeschichtliche Momentaufnahmen, doch zum Ende ihres Lebens wollte Erna Krüger auch ein großes Kreuzigungsbild malen, von dem es auch schon Skizzen gab. So vielseitig die Malerin war, so unterschiedliche Eindrücke und Stimmen gab es auch in diesem besonderen Gottesdienst. Sehr persönliche Eindrücke zu bestimmten Bildern, die Einordnung Krügers als Vorreiterin der Frauenbewegung und damit eine der geistigen Mütter des heutigen Vereins Frauen für Frauen.

Museumsleiterin Angelika Pätzold beschrieb Erna Krüger als „eine Person, die gar nicht richtig zu fassen ist“, die einerseits sehr bescheiden, andererseits aber unangepasst und exzentrisch war, voller Liebe für ihre Mitmenschen. Sie heiratete nie, lebte stattdessen mit ihrer Freundin und ihrer Schwester zusammen, trug schon während des Ersten Weltkriegs Hosen und rauchte bis ins hohe Alter, alles Dinge, die für eine Frau zu jener Zeit als alles andere als normal galten.

Diese Vielfalt, die Gott in uns gelegt hat, sei etwas sehr Gutes, schloss Pastorin Friedlein den Bogen. Die Künstlerin und der Mensch Erna Krüger wurde vielen in diesem Gottesdienst näher gebracht, ebenso wie die Erkenntnis, dass jede Lebenslinie einzigartig ist. Gesellschaftlich ist allerdings noch viel zu tun, weshalb die Kollekte an Karin Agsten von Frauen für Frauen ging und für Freizeitaktivitäten der Jugendgruppe des Vereins bestimmt ist.

Die Sonderausstellung „Erna Krüger“ ist im Museum im Ritterhaus noch bis zum 9. September zu sehen. Bei den Sommergottesdiensten in Osterode geht es am Samstag, 29. Juli, um 18 Uhr in Riefensbeek-Kamschlacken weiter.

Christian Dolle / Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Harzer Land
Auf dem Bild ist das Museum in Osterode zu sehen. Menschen feiern mit einer Pastorin darin Gottesdienst. An der Wand des Museums hängen Bilder, die vom Leben in der Region erzählen.
Er war gut besucht: der erste Gottesdienst im Museum im Ritterhaus in Osterode. Foto: Christian Dolle.