Startseite Archiv Nachricht vom 14. Juli 2023

Verbundenes Pfarramt in der Wedemark schafft Aufbruchstimmung

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Wedemark. In den evangelischen Kirchengemeinden der Wedemark herrscht Aufbruchstimmung: Seit März gibt es hier ein sogenanntes verbundenes Pfarramt, zu dem alle Pastorinnen und Pastoren aus den insgesamt fünf Wedemärker Gemeinden gehören. „Wir haben Lust, miteinander zu arbeiten, und ich merke schon nach wenigen Monaten, wie mich das Team voranbringt und ich nicht mehr im eigenen Saft schmore“, sagt Pastor Maik Schwarz aus der Auferstehungskirchengemeinde Elze-Bennemühlen.

Zum verbundenen Pfarramt Wedemark gehören fünf Pfarrstellen, die mit verschiedenen Stellenanteilen für die Ortschaften zuständig sind oder übergreifende Aufgaben wahrnehmen. So ist Pastor Thorsten Buck auf der Pfarrstelle 1 für Bissendorf und Resse verantwortlich; eine Nachfolge für Debora Becker im Brelinger Pfarrhaus versorgt ab Herbst auf der Pfarrstelle 2 Brelingen und ebenfalls Bissendorf. Auf den Pfarrstellen 3 und 5 sind Pastor Michael Brodermanns und Pastorin Silke Noormann für die Ortsteile Mellendorf und Hellendorf sowie für regionale Aufgaben verantwortlich. Inhaber der Pfarrstelle 4 ist Pastor Maik Schwarz, der sich um Elze-Bennemühlen und die zugehörigen Dörfer sowie mit einem kleineren Stellenanteil auch um Bissendorf kümmert.

Unter den Wedemärker Pastorinnen und Pastoren habe sich ein starker Solidaritätsgedanke und eine zunehmende Team-Orientierung entwickelt, berichtet Pastor Thorsten Buck aus Bissendorf. Elisabeth Wöbse und Marion Bernstorf, ehrenamtlich tätige Kirchenvorsteherinnen in Bissendorf und Brelingen, beobachten diese Entwicklung auch in den Kirchenvorständen, die überwiegend ehrenamtlich besetzt sind: „Die Zusammenarbeit hat für uns viele Vorteile: Wir können unsere Kräfte und Ressourcen bündeln – beispielsweise in der Konfirmand*innenarbeit, in Projekten und für die Sommer- und Winterkirche.“

Sowohl im Sommer wie auch im Winter gibt es an Sonntagen nicht mehr in jeder Wedemärker Kirche einen Gottesdienst: An jeweils zwei Orten werden stattdessen gemeinsam Gottesdienste gefeiert, zu denen Menschen aus der ganzen Wedemark eingeladen sind. „Es macht doch viel mehr Spaß, in einer gut gefüllten Kirche an einem anderen Ort zu feiern als in der ‚eigenen‘ mit nur wenigen anderen Menschen“, sagt Marion Bernstorf. Auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit sei es sinnvoll, im Winter nur zwei, statt fünf Kirchen zu beheizen. „Und man trifft Leute aus den Nachbarorten, die man sonst gar nicht sehen würde“, ergänzt Bernhard Orlowski, Kirchenvorsteher in Elze.

Noch etwas vorsichtig bringt Superintendent Dirk Jonas den Begriff „Leuchtturm-Region“ für die Kirchenregion Wedemark ins Gespräch: „Man spürt, dass die Beteiligten hier richtig gerne miteinander arbeiten und neue Wege gehen – das finde ich großartig und das kann ein Weg auch für andere sein.“ Zu den Neuerungen in der Region gehören auch die Angleichung der unterschiedlichen Modelle für den Konfirmationsunterricht im Jahr 2024 und eine gemeinsame Konfi-Fahrt mit etwa 110 Jugendlichen sowie Betreuer*innen aus allen Gemeinden im selben Jahr. „Alleine könnte ich so etwas Tolles nicht auf die Beine stellen“, freut sich Maik Schwarz auf die Fahrt.

Eine echte Neuerung, die noch vor wenigen Jahren von den meisten Kirchengemeinden abgelehnt worden wäre, bringt auch die Entscheidung mit sich, zukünftig einen gemeinsamen Gemeindebrief herauszugeben. Erste Treffen der Redaktionsteams haben bereits stattgefunden und die Beteiligten freuen sich auf den Blick über den Tellerrand in die Nachbargemeinden. Zum 1. September tritt dann auch Diakonin Rebecca Wülbern ihren Dienst an: Sie wird die erste Diakonin im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen sein, die nicht mehr für eine oder zwei Kirchengemeinden zuständig ist, sondern für die Jugendarbeit in der gesamten Region Wedemark.

Bei allen Veränderungen ist es für die Kirchengemeinden wichtig, dass die Kirchenvorstände durch das verbundene Pfarramt nicht in ihren Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt werden – jedes Gremium behält seine bisherigen Kompetenzen und Rechte, erhält aber durch die Zusammenarbeit neuen Gestaltungsspielraum. „Der Zeitpunkt dafür ist gut“, hebt Elisabeth Wöbse hervor: Im Frühjahr 2024 werden in der hannoverschen Landeskirche alle Kirchenvorstände neu gewählt. Die „Neuen“ können dann im Sommer 2024 mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb ihrer Region an den Start gehen.

Andrea Hesse
Pastor*innen und ehrenamtliche Mitglieder der Kirchenvorstände freuen sich darauf, die neue Zusammenarbeit zu gestalten. Foto: Andrea Hesse