Special Olympics-Seelsorger: „Ein großes Fest der Lebensfreude“
Christian Bode ist pädagogischer Mitarbeiter der Evangelischen Erwachsenenbildung Osnabrück und war bis Sonntag als EKD-Seelsorger bei den Special Olympics in Berlin dabei. Gemeinsam mit seiner katholischen Kollegin Lisa Keilmann arbeitete er zusammen in einem multiprofessionellen „Fürsorge / Wellbeing-Team“ mit Psychologen und Sozialarbeitern und bot etwa ein Sorgentelefon an. Das war neu für die gesamte Special Olympics-Bewegung.
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Herr Bode, als Seelsorgende boten Sie mit Ihrer Kollegin u.a. ein Sorgentelefon und Gesprächsmöglichkeiten an. Mit welchen Anliegen kamen SportlerInnen/Angehörige zu Ihnen?
Bode: Es waren 190 Nationen zu Gast in Berlin, 8.000 Sportlerinnen und Sportler. Dazu Teammitglieder und Teamoffizielle, 15.000 Volunteers und die fest angestellten Mitarbeitenden. Für alle waren wir ansprechbar und erreichbar. Unser Sorgentelefonnummer befand sich direkt auf der Startseite der App zu den Special Olympics. Vom Teilen von persönlichen Belastungen, stressigen Situationen, Konflikten im Team bishin zu erlebten grenzüberschreitendem Verhalten gab es ein breites Spektrum der Anliegen.
Gibt es einen Unterschied zwischen Special Olympics und Paralympics?
Bode: Die Special Olympics sind stärker breitensportorientiert. Es werden nicht nur Gold, Silber und Bronze vergeben – jeder und jede Sportlerin ist ein Star, wird gefeiert für die ganz persönliche Leistung. Die Special Olympics sind ein großes Fest der Lebensfreude.
Die Special Olympics waren zum ersten Mal in Deutschland - ist das etwas Besonderes, wie hat es sich angefühlt?
Bode: Die Special Olympics World Games finden alle vier Jahre statt, erstmalig in Deutschland. Es ist das größte Sportereignis in Berlin seit Olympia 1936. Und ja, über ganz Berlin lag eine besondere Atmosphäre, wie vielleicht auf dem Bild zu erahnen ist. Neben dem Sport gab es ein breites kulturelles Rahmenprogramm an verschiedenen Orten. Nicht zuletzt wollten die Special Olympics über den Sport hinaus das Thema Inklusion zeichnen. Das gelang an vielen Orten - ich bin sicher, dass das noch über Berlin hinaus wirken wird.
Bei evangelisch.de werden Sie zitiert mit dem Satz: "Auch wir als kirchliche Vertreterinnen und Vertreter können einiges von den Sportlerinnen und Sportlern und über Inklusion lernen." - Was können wir denn lernen, als kirchliche VertreterInnen oder auch jenseits kirchlicher Bindung?
Bode: Jeder Mensch hat Gaben und Fähigkeiten! Bei den Olympics wird jeder und jede genau so gesehen, wie er und sie ist. Hier wird nicht über Inklusion geredet, hier wird Inklusion vorbildlich gelebt, nicht nur auf dem Spielfeld. Barrierefreiheit ist hier eine Selbstverständlichkeit. Das wünsche ich mir noch viel mehr auch für kirchliche Veranstaltungen.
Finden Sie es richtig, dass Menschen mit Behinderungen ihre eigenen Sportveranstaltungen haben? Wäre es nicht wirklich inklusiv, wenn Olympische und Paralympische Spiele/Special Olympics gemeinsam stattfänden?
Bode: Unbedingt - eine gemeinsame Großveranstaltung ist ein großer Traum, das wäre sehr stark! Ansätze finden sich bei mehreren Sportarten, in sogenannten "unified" Sports Events. Da starten Menschen mit oder ohne Behinderung in einem Team, beispielweise beim Handball oder beim Badminton.
In der Gesellschaft scheint langsam ein Wandel einzutreten, für mehr Inklusion und weniger Ableismus (die Beurteilung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten, was als behindertenfeindlich angesehen wird). Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Behindertensport in den letzten Jahren entwickelt, positiv wie negativ?
Bode: Der Sport von Menschen mit Grenzen hat auf allen Ebenen eine größere Aufmerksamkeit, in der Politik und in den Medien, bei allen Menschen. Es ist längst nicht noch nicht alles gut, Barrieren und Ableismus finden sich noch überall. Diese Frage ist spannend und herausfordernd und bräuchte eine viel intensivere Auseinandersetzung.
In Ordnung, wir bleiben im Gespräch!
Christine Warnecke / EMA