Startseite Archiv Nachricht vom 15. Juni 2023

Schuldnerberatungsstellen sehen deutlich mehr Beratungsbedarf

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Die Schuldnerberatungsstellen der freien Wohlfahrtspflege in Hannover sehen mit der hohen Inflation in Deutschland den Beratungsbedarf steigen. „Es ist deutlich zu spüren, dass die meisten Waren, Energie, Mieten und andere Dinge teurer geworden sind“, sagte Matthias Wenzel von der Caritas. „Haushalte mit knappem Einkommen trifft es besonders hart.“ Nicht wenige Haushalte müssten jetzt schon bis zu 50 Prozent ihres Einkommens allein für den Wohnraum ausgeben und eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht, sagte er zum Auftakt einer bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatungen am Montag.

Die Beobachtungen aus der niedersächsischen Landeshauptstadt decken sich dabei mit einer ebenfalls am Montag in Aachen vorgestellten Umfrage. Laut der Erhebung berichteten zwei Drittel der befragten gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen von einer deutlich höheren Nachfrage als vor sechs Monaten. Bei einem Fünftel von ihnen stieg den Angaben zufolge die Nachfrage sogar um mehr als 30 Prozent.

In fast der Hälfte der Beratungsstellen kamen laut Umfrage mehr Ratsuchende wegen Energieschulden als Ende 2022, in einem Viertel der Beratungsstellen sind die Anfragen wegen Mietschulden gestiegen. Unter den Ratsuchenden waren demnach in 46 Prozent der Beratungsstellen mehr Erwerbstätige als noch vor sechs Monaten. An der von der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV) initiierten Online-Befragung, die zwischen dem 17. April und dem 17. Mai stattfand, beteiligten sich 456 Schuldnerberatungsstellen.

Wie die Arbeitsgemeinschaft fordern auch die Beratungsstellen von AWO, Diakonie und Caritas in Hannover einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung. Das sei angesichts des deutlich wachsenden Beratungsbedarfs dringend notwendig. „Mancherorts können nur Ratsuchende, die Bürgergeld oder Sozialhilfe erhalten, ohne jegliche Einschränkung kostenfrei beraten werden“, beklagte Christian Ernst vom Diakonischen Werk Hannover. „Ein zukunftsweisender Ausbau der Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung ist dringend erforderlich.“ Der Schuldnerberater forderte überdies einen generellen Pfändungsschutz von existenzsichernden Leistungen.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Bild: Aktionswoche Schuldnerberatung
Bild: Aktionswoche Schuldnerberatung