Hildesheimer Superintendent: Kirche einfacher und digitaler gestalten
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Hildesheim. Kirche muss nach Ansicht des evangelischen Hildesheimer Superintendenten Mirko Peisert einfacher und digitaler werden, wenn sie die Menschen erreichen will. In Südafrika seien die Gemeinden zum Beispiel viel digitaler als in Deutschland, sagte Peisert der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). Der Theologe hatte sich für einige Wochen in einer Kirchengemeinde in dem afrikanischen Land aufgehalten, um dort die Arbeit und den Alltag mit zu erleben.
„In der Gemeinde, die ich besucht habe, waren die 500 Mitglieder alle in einer Whatsapp-Gruppe“, berichtete Peisert. „Darüber organisieren die sich. Total spannend.“ Das sei in der Bundesrepublik undenkbar, dabei sei es einfach und wirksam.
Es gebe auch jeden Morgen eine Andacht über Whatsapp. Im Gottesdienst gebe es keine Gesangbücher mehr, sondern es werde alles auf eine große Leinwand projiziert. „Da sehe ich als Besucher gleich, jetzt muss ich aufstehen, jetzt kommt das Lied, ich muss kein Buch mehr aufschlagen“, sagte Peisert. Wo er in Südafrika gewesen sei, werde auch der Gemeindebrief digital verschickt, oder nur auf Wunsch ausgedruckt: „Von dieser Digitalität können wir viel lernen.“
Peisert räumte ein, er selbst lese auch lieber in Büchern als am Bildschirm. Trotzdem müsse sich die Kirche zunächst ja fragen, wie sie die Menschen erreichen könne. „Und da müssen wir alle Kanäle nutzen. So pragmatisch würde ich es sehen.“
„Es gibt, wo ich war, keinen Kirchenkreis, kein Landeskirchenamt, keine Kirchensteuer, keine Kirchenbeamten, überhaupt nicht diese großen Strukturen“, fügte Peisert hinzu. Deshalb seien die Gemeinden dort viel freier in dem, was sie täten: „Durch weniger Überbau gibt es auch weniger Regeln.“ Er wolle nicht sagen, dass es schlecht sei in Deutschland - „unsere Bürokratie schafft Verlässlichkeit und Sicherheit, und das sind hohe Werte. Trotzdem könnte man sich fragen, ob es nicht hier und da einfacher ginge“.
Auch im Bereich der Kirchenmusik kann sich Deutschland Peisert zufolge von Südafrika einiges abschauen. „Wir pflegen in der evangelischen Kirche im großen Umfang eine kirchenmusikalische Tradition, die viele Menschen gar nicht mehr berührt, weil sich die Hörgewohnheiten so geändert haben“, sagte er. „Wer heute 70 Jahre alt ist, der ist doch mit den Stones und den Beatles groß geworden. Heute hören alle Popmusik, und da müssen auch wir als Kirche drauf reagieren.“
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen