Stolpersteine vor dem evangelischen Gymnasium Andreanum verlegt
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Direkt vor dem Haupteingang, den morgendlich rund 900 Schülerinnen und Schüler benutzen: Der Künstler Gunter Demnig hat vor dem evangelischen Gymnasium Andreanum und an weiteren Orten Hildesheims Anfang März 47 Stolpersteine verlegt. Vor zwei Jahren, so sagte Schulleiter Dirk Wilkening, seien hier die ersten bronzeglänzenden Steine verlegt worden: Menschen, die im Andreanum zur Schule gegangen waren, wurden damals zu Außenseitern. Einigen gelang die Flucht, viele jüdische Schüler*innen kamen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ums Leben, nur wenige überlebten. Wiederum andere begingen Suizid als Flucht in den eigenen Tod.
Schülerinnen und Schüler hatten die Biografien derjenigen erarbeitet, deren Steine nun ein Zeugnis ihres Lebens in Hildesheim werden. Zur Feierstunde waren viele Patinnen und Paten der Steine gekommen, unter ihnen Hildesheims Ehrenbürgerin Leonore Auerbach und Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer.
Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder übernahm die Patenschaft für die Stolpersteine der Brüder Julius Kohsen und Wilhelm Kohen. „Biografien sind wichtig, um zu begreifen, dass es schlichtweg jeden und jede treffen konnte“, sagte der Oberbürgermeister.
Meyer erinnerte an Hildesheims Ehrenbürger Guy Stern, der von seiner Schulgemeinschaft ausgeschlossen worden sei. Von Freunden verleumdet zu werden, so Stern, sei besonders schlimm gewesen. Antisemitismus, Krieg, Ausgrenzung – auch heute sind viele dieser Themen aktuell. Nicht nur müssen Synagogen und jüdische Einrichtung immer noch durch die Polizei vor Übergriffen geschützt werden. Auch die Verlegung der elf Stolpersteine vor dem Andreanum wurde von Polizist*innen begleitet.
Dr. Meyer und Schulleiter Wilkening dankten Lehrerin Astrid Buhrmester-Rischmüller für die intensive Aufarbeitung mit Schülerinnen und Schülern. Dr. Hartmut Häger, der sich seit vielen Jahren um die Verlegung in Hildesheim kümmert, warnte davor, dass das geschichtliche Wissen junger Menschen zurückgehe: Biografien und Steine zeugten davon, wie unterschiedlich die Verfolgten gewesen seien. Aber alle seien von den Nationalsozialisten „unter dem mörderischen Etikett Jude“ zusammengefasst worden: „Jeder Stein steht für einen einzelnen Menschen!“ Das Schlimmste sei jedoch gewesen, so Dr. Häger, dass es kaum Widerstand gegeben und die Intelligenz nicht ihren Mund aufgemacht habe. „Lernt, zweifelt, hinterfragt,“ so Jäger zu den Schüler*innen, „und nehmt nie alles als gegeben hin.“
Musikalisch umrahmte das Klarinettenensemble (Sina Dablan, Marlene König, Lissea Rump und Mirijam Wortmann) die Feierstunde. Firma Bode Bau unterstützte den Künstler bei der Verlegung.
Vor 25 Jahren wurden die ersten Stolpersteine in Hildesheim verlegt. Weltweit erinnern bislang 90.000 Stolpersteine als größtes Flächendenkmal an die Opfer der NS-Zeit, alleine in Hildesheim sind bislang 229 in den Boden gelassene Denkmäler.
Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hildesheim-Göttingen