„Ankerzeit“ für junge Erwachsene startet

Als Kind verbrachte Juliane Worbs viele Ferien im, am und auf dem Wasser. Jeden Tag Ruder- oder Tretboot fahren. Familie, Freunde und Verpflegung im Schlepptau und gemeinsam was erleben. Immer mit an Bord: Ein Anker. „Zum einen hat es mir Spaß gemacht, den ins Wasser zu werfen. Und zum anderen habe ich oft erlebt, wie wichtig dieses Ding ist“, sagt Juliane Worbs. „Der Anker hält das Boot fest und sorgt dafür, dass es nicht abtreibt. Dafür muss er allerdings passen, die richtige Größe und Schwere haben. Und auch das Verbindungsseil muss lang genug sein. Denn wenn der Anker nicht bis zum Grund kommt, findet er keinen Halt und bringt nichts.“

Heute ist Juliane Worbs Pastorin im evangelischen Kirchenkreis Grafschaft Diepholz und immer noch viel und gerne draußen. Das Symbol des Ankers beschäftigt sie nach wie vor. Wahrscheinlich ist es sogar mit den Jahren noch wichtiger geworden, „das Anker-Auswerfen und Festmachen, wenn Wind, Wellen oder andere Einflüsse versuchen, mich abzutreiben“, meint die 40-Jährige. Sie selbst habe in vielen Situationen als zuverlässigen Anker für ihr eigenes Leben ihren Glauben und die Gemeinschaft in der Kirche erlebt.

Um dieses Gefühl von Ausprobieren und Ankommen, sich los- und festmachen, Sinn suchen und Sicherheit finden, soll es auch in einem neuen Arbeitsbereich des Kirchenkreises Grafschaft Diepholz gehen. „Ankerzeit“ heißt das Projekt. Es ist für sechs Jahre angelegt, wird von Juliane Worbs betreut, im September kommt mit Diakonin Sina Bramlage noch eine engagierte Projektkraft dazu.

„Ankerzeit“ richtet sich mit Veranstaltungen, Freizeiten, Treffpunkten und Aktionen an eine Zielgruppe, die in der Kirche bislang nicht so stark sichtbar ist: An junge Erwachsene. Alle ab 20, in jeder Lebenssituation – ob kirchenfern oder Mitglied; ob Single, in Beziehung oder Familien mit Kind(ern); ob in der Region aufgewachsen oder von ganz woanders zugezogen; ob schüchtern oder kritisch, mit klarem Plan oder sinnsuchend; Menschen, die (sich) Fragen stellen oder sich einfach nur treffen und zusammen mit anderen etwas unternehmen möchten. Jede*r darf sich mit Ideen und Wünschen in die Gestaltung des Projekts einbringen, aber keine*r muss. „Ankerzeit soll ein Ort für Begegnung, Gemeinschaft und Ideen sein. Sowohl digital als auch im richtigen Leben“, erklärt Juliane Worbs. „Eine Zeit für Dich selbst, in der Du auftanken, Neues entdecken, Leute kennenlernen und Dich festmachen kannst.“

Die jungen Erwachsenen können bei ganz persönlichen Anlässen in ihrem Leben begleitet werden – bei freudigen Feiern wie Taufen und Hochzeiten genauso wie bei allem anderen, wofür man einen Segen, christliche Rituale und Begleitung gut gebrauchen kann. Und es gibt größere Veranstaltungen, für die Juliane Worbs viel herumgefragt hat, welche Angebote und Events sich junge Erwachsene im Kirchenkreis wünschen.

Im Programm stehen u.a. Freizeiten für Familien (14.-16. April nach Spiekeroog) und Auszeiten für einen selbst (26. -30. Juli im Kloster Bursfelde oder 17.-19. November auf Spiekeroog); ein großes Tauffestival am Dümmer (24. Juni, „Bar dü Mar“), ein kreativer Ideen-Stammtisch, ein Workshop für Menschen, die auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben sind und einiges mehr.

Am Sonntag, 5. März, startet die „Ankerzeit“ in der Region offiziell mit einer Auftaktveranstaltung - mit einem Spaziergang mit verschiedenen Stationen in der Kuppendorfer Heide. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Heideparkplatz. „Wer dabei sein möchte, muss einfach nur offen, aber weder fromm noch sonderlich fit sein“, betont Juliane Worbs lachend. „Von Station zu Station sind es nie mehr als zehn Minuten entspannte Gehzeit. Wir laufen auf festen Waldwegen, auf denen auch Buggys geschoben werden können. Für Kinder gibt es parallel zum Weg eine Rallye mit Aufgaben. Familienfreundliche Hunde können auch gerne mitkommen. Und am Ende gibt‘s Kuchen und man kann sich ein bisschen kennenlernen und schnacken.“