Startseite Archiv Nachricht vom 28. Januar 2023

Kirchlicher Friedensreferent warnt vor Kriegspolemik

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Hannover. Der Friedensreferent der hannoverschen Landeskirche, Felix Paul, hat angesichts der geplanten Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine vor einer wachsenden Kriegspolemik gewarnt. Vor allem in den sozialen Medien zeichneten sich immer schärfere und radikalere Positionen zwischen Anhängern eines absoluten Pazifismus und Befürwortern von Waffengewalt gegen Russland ab. „Doch dieser Krieg ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Wir brauchen eine differenziertere Sicht darauf.“

So halte er es für problematisch, die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten zu heroisieren, sagte Paul. „Sie erleben Furchtbares. Vielmehr sollten wir sie bedauern, dass sie mit einem Angriffskrieg konfrontiert werden.“

Viele Menschen seien auch hierzulande durch den Krieg verunsichert. „Ich verstehe die Ängste und Befürchtungen, Deutschland könne aufgrund der Waffenlieferungen zur Kriegspartei werden“, sagte Paul. Doch werde Deutschland nicht zur Kriegspartei, nur weil dies aus Sicht der russischen Staatsmedien längst der Fall sei und Deutschland dort zur Schlüsselmacht im Kampf um die Ukraine stilisiert werde. „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Krieg nicht am 24. Februar vergangenen Jahres begonnen hat, sondern bereits 2014 mit der Besetzung der Krim und nachfolgend Teilen der Oblasten im Osten der Ukraine.“ Schon früh habe es Drohungen gegen Deutschland in den russischen Medien gegeben.

Auch könne er sich nicht vorstellen, dass Russland Raketen auf Deutschland abfeuern könnte. „Bei aller nachgesagten Irrationalität Putins wird er keinen Angriff auf einen Nato-Staat befehlen“, sagte Paul. Trotz aller Kritik an dem westlichen Militärbündnis bestehe doch eine abschreckende Wirkung. Gleiches gelte für den Einsatz von Atomwaffen. „Putin allein kann nicht auf den berühmten Roten Knopf drücken. Das werden seine Militärs und Vertrauten nicht zulassen.“

Auch wenn in Deutschland nicht geschossen werde, seien die Folgen des Krieges hierzulande dennoch zu spüren. „Menschen fliehen zu uns vor der Gewalt. Sie haben ihre Häuser, Wohnungen, Arbeitsstätten und womöglich auch Freunde und Angehörige verloren.“ Viele Kinder seien traumatisiert von dem, was sie ansehen mussten. „Aufgabe der Kirchen ist es, diesen Menschen zu helfen“, unterstrich der Friedensreferent.

Mit offiziellen Friedensverhandlungen rechnet Paul auf absehbare Zeit nicht. Doch zeigten immer wieder kleinere Abkommen, dass im Hintergrund verhandelt werde. Das Getreideabkommen über die ungefährdete Ausfuhr ukrainischen Weizens über den Seeweg oder der regelmäßige Austausch von Kriegsgefangenen seien klare Anzeichen dafür. Das gebe Hoffnung.

epd
Felix Paul. Bild: Daniel George

Friedensarbeit der Landeskirche