Kirchengemeinde St. Johannis setzt auf Solarstrom
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Hittfeld/Buchholz. In der Buchholzer Kirchengemeinde St. Johannis sorgt eine neue PV-Anlage für klimafreundlichen Strom. „Die PV-Anlage auf dem Gemeindehausdach ist ein echter Erfolg. Mit den 74 Solarmodulen können wir bis zu 30 Prozent unseres Eigenverbrauches decken und dadurch Stromkosten sparen. Zudem speisen wir Strom ins Netz ein, der uns vergütet wird“, sagt Josef Lange, Vorsitzender des Kirchenvorstands der Ev.-luth. St. Johannis Kirchengemeinde Buchholz. „Wir helfen damit, die Schöpfung zu bewahren, Klimaziele der Kirche umzusetzen und für die nächsten Generationen etwas Gutes zu tun. Jede und jeder in der Gesellschaft muss etwas für den Klimaschutz tun und auf regenerative Energien setzen, auch die Kirche.“
Mitte 2021 stellte Josef Lange dem Kirchenvorstand (KV) seine Pläne für eine PV-Anlage vor. „Das Gemeindehausdach ist gen Süden ausgerichtet, das sorgt für einen vollen Ertrag. Die Dachneigung beträgt 23 Grad, das ist nicht optimal, aber noch ganz gut. Als die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) und die Landeskirche Hannovers ihre Klimaziele verkündeten, und 2021 die neue Bundesregierung explizit auf den Ausbau der regenerativen Energien setzte, wusste ich, dass wir schnell handeln müssen, da die Solarmodule sonst nur teurer werden würden. Der KV vertraute mir und ließ mich machen.“
Selbst finanzieren konnte die Kirchengemeinde die PV-Anlage nicht, die Rücklagen waren zuvor für den Toilettenanbau genutzt worden. Daher beantragte sie die Genehmigung zur Aufnahme eines Kredites beim Kirchenkreis Hittfeld. Dem Kirchenkreisvorstand stellte Lange sein Vorhaben mit einer Wirtschaftlichkeitsberechnung vor. 46.000 Euro wurden als Kredit aufgenommen, für die PV-Anlage und die Ertüchtigung der Hauselektrik. „Der Kredit wird über zehn Jahre durch die eingesparten Stromkosten abbezahlt. Die Einnahmen durch die Stromeinspeisung spielen eine kleinere Rolle, derzeit erhalten wir nur 6,34 Cent pro Kilowattstunde (kWh).“
Seit Mai letzten Jahres ist die Anlage, die bis zu 28.000 kWh produzieren kann, in Betrieb. Diese Größe der Anlage war notwendig, weil die Kirchengemeinde im Jahresdurchschnitt etwa 23.000 kWh verbraucht. Die Zahlen aus 2022: Von Mai bis Dezember produzierte die Anlage 20.290 kWh, 14.896 kWh wurden eingespeist und 5.395 kWh selbst verbraucht. Dies entspricht 27 Prozent des produzierten Stroms. „Für unsere Anlage sind bis zu 30 Prozent möglich“, sagt Lange. Die Kirchengemeinde hat umgerechnet 1.618 Euro Stromkosten eingespart, 944 Euro wurden durch die Einspeisung vergütet.
Der KV entschied sich, für die PV-Anlage einen Betrieb gewerblicher Art (BgA) anzumelden. Damit konnte ein Teil der Mehrwertsteuer des Gesamtpreises eingespart werden. „Etwa 30 Prozent des Stromes nutzen wir als Kirchengemeinde und daher „hoheitlich“, d.h, die Mehrwertsteuer auf 70 Prozent der Gesamtsumme konnten wir einsparen.“ Nun sind für fünf Jahre vierteljährlich Umsatzsteuermeldungen gegenüber dem Finanzamt zu erklären, dies wird vom Kirchenkreisamt erledigt. „Ab diesem Jahr 2023 sind Anlagen unter 30 kWp von der Mehrwertsteuer befreit, dann entfällt auch die Umsatzsteuermeldung“, sagt Lange.
Wie geht es weiter mit dem Klimaschutz in St. Johannis? „Wir wollen die Vergütung des eingespeisten Stroms verbessern, dazu haben wir mit der Energie-Service Dienstleistungsgesellschaft mbH (ESDG), die sich sowohl um die Energievermarktung von Strom aus kirchlichen und sozialen Einrichtungen als auch die Energieversorgung derselben kümmert, einen Direktvermarktungsvertrag für die Jahre 2023 bis 2025 abgeschlossen. Damit können wir den Erlös pro kWh mehr als verdoppeln.“
Zudem hat sich Lange darum gekümmert, die Zähler zu ertüchtigen und sie zu intelligenten Messeinrichtungen auszubauen, um Lastgänge und Verbräuche schneller zu ermitteln und Daten zu analysieren. Zur Analyse des Gasverbrauches wurden neue Wärmemengenzähler eingebaut. Zudem wurden im Gemeindehaus und im Pfarrhaus Heizungs-Eckventile samt hydraulischem Abgleich installiert.
Gern würde die Kirchengemeinde einen Batteriespeicher installieren, der den Anteil des Eigenverbrauches deutlich steigern könnte, aber die Preise für Batteriespeicher sind derzeit viel zu hoch. Und auch eine Wärmepumpe ist keine Option: „Dazu müsste das Haus erst einmal gedämmt werden. Das ist teuer und dann stellt sich die Frage, ob sich das rentiert.“ Offen ist auch der Punkt einer Ladesäule für E-Autos. „Da sind wir im Gespräch mit der Stadt Buchholz, da es hier im Umkreis keine Ladesäulen gibt.“
Durch sein Engagement ist St. Johannis die erste Kirchengemeinde mit einer eigenen PV-Anlage im Kirchenkreis Hittfeld. „Wir müssen weg davon, dass es von der Eigenmotivation einzelner Personen abhängt, dass PV-Anlagen installiert werden. Es muss eine Struktur geschaffen werden, die dies für Kirchengemeinden übernimmt. Zudem sollte die Energie zentral von der Landeskirche eingekauft werden. Dazu müssten alle Verbräuche in einer Datenbank zusammengefasst und analysiert werden. Bei der Gebäudedämmung wird es kostentechnisch schwierig, aber eine PV-Anlage zählt wie der Wechsel zu LED-Lampen zu den „low hanging fruits“, so Lange. Als „low hanging fruits“ (engl. tief hängende Früchte) bezeichnet man metaphorisch Aufgaben, die einfach zu erledigen sind. Josef Lange hat es gezeigt.