Startseite Archiv Nachricht vom 27. Januar 2023

Tod eines Schülers: Haftbefehl wegen Mordverdacht erlassen

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

Nach dem Tod eines 14-jährigen Schülers in Wunstorf bei Hannover sind viele Menschen fassungslos. Eine Richterin erließ Haftbefehl wegen dringenden Mordverdachts. An der Schule des Opfers ist nichts mehr wie zuvor.

Wunstorf/Hannover. Im Fall des mutmaßlich getöteten 14-jährigen Schülers in Wunstorf bei Hannover ist ein Untersuchungshaftbefehl gegen einen gleichaltrigen Bekannten des Jungen wegen dringenden Mordverdachts erlassen worden. Der mutmaßliche Täter sei am Donnerstag in Hannover einer Richterin des Amtsgerichtes Neustadt am Rübenberge vorgeführt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, Can Türkay, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mord kann nach dem Jugendstrafrecht mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden.

Der Leichnam des getöteten Schülers war am Mittwoch nach einer groß angelegten Suche auf einem Brachgelände am Rande eines benachbarten Dorfes gefunden worden. Der Junge war am Abend zuvor nicht von einer Verabredung mit dem gleichaltrigen Bekannten zurückgekehrt und von seinem Vater als vermisst gemeldet worden. Der Bekannte gab zu, den Jungen getötet und seinen Leichnam versteckt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an, das Ergebnis wird für Freitag erwartet.

Sowohl das Opfer als auch der mutmaßliche Täter seien deutsche Staatsbürger und auch deutschstämmig, sagte Türkay. Zum genauen Hergang des mutmaßlichen Verbrechens sowie zum Tatort, zur Tatwaffe und zum Motiv könne er noch keine Angaben machen. Der Tatverdächtige wird seine Untersuchungshaft in der Jugendanstalt Hameln antreten.

Bei den Mitschülern des Opfers löste die Tat große Bestürzung aus. „Die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und alle Mitarbeitenden sind entsetzt, fassungslos und unendlich traurig über das, was geschehen ist“, sagte Schuldirektorin Elke Rothämel von der Evangelischen Integrierten Gesamtschule in Wunstorf. Dort besuchte der Junge die achte Klasse. An der Ganztagsschule in kirchlicher Trägerschaft fiel am Donnerstag der Unterricht weitgehend aus.

Lehrkräfte sowie Seelsorger, Psychologen und Pädagogen suchten an der IGS stattdessen das Gespräch mit den insgesamt mehr als tausend Kindern und Jugendlichen, um sie zu trösten. „Alle stehen unter Schock“, sagte die Oberlandeskirchenrätin und evangelische Schuldezernentin Kerstin Gäfgen-Track dem epd. „Es muss jetzt erst einmal Raum gegeben werden, dieses furchtbare Geschehen zu verarbeiten.“

Ein Unglück wie dieses löse bei Jugendlichen eine große Verunsicherung aus: „Das nimmt das ganze Lebensgefühl weg. Wer will das begreifen, warum ein 14-jähriger Schüler einfach umgebracht wurde?“ Am Freitag, dem Tag der Halbjahreszeugnisse, wird Landesbischof Ralf Meister zu einer Trauerandacht für den gesamten achten Jahrgang erwartet. „Wir versuchen, ihnen Gemeinschaft zu vermitteln, weil das den Jugendlichen am meisten hilft“, betonte Gäfgen-Track. Die Schule wurde am Donnerstag vor Besuchen von Außenstehenden weitgehend abgeschottet.

Die Seelsorge-Expertin Bettina Wittmann-Stasch sagte dem epd, in solchen Situationen sei es wichtig, jungen Menschen deutlich zu machen, dass sie das Erlebte verarbeiten und überstehen werden. Im Unterschied zu Erwachsenen hätten Kinder und Jugendliche meist noch nicht die Erfahrung machen können, dass sie aus schwierigen Situationen auch wieder herauskommen. „Das macht sie in gewisser Weise zerbrechlicher“, sagte die Schulseelsorgerin und stellvertretende Rektorin des Religionspädagogischen Instituts Loccum bei Nienburg.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Von Schülerinnen und Schülern gestaltete Zeichnungen hängen an einem Altartuch im Andachtsraum der Evangelischen IGS Wunstorf. Bild: Lothar Veit/Landeskirche Hannovers