Orange Day: Landeskirche setzt Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen
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Hannover (epd). Frauen aus Kirchen, Parteien und der Landesregierung in Niedersachsen machen mit zahlreichen Aktionen auf die anhaltende Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Anlass ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Dann beginnen auch die sogenannten „Orange Days“, bei denen bis zum 10. Dezember die vielen Formen von häuslicher Gewalt thematisiert werden.
„Gewalt gegen Frauen bleibt ein gesellschaftlich relevantes Thema“, sagte die evangelische Landesfrauenpastorin Susanne Paul von der hannoverschen Landeskirche. Mehr als 130 Frauen würden jedes Jahr von ihrem (Ex-)Partner getötet, jede dritte Frau erlebe in ihrem Leben eine Form von sexualisierter Gewalt: „Das darf nicht in Vergessenheit geraten!“
Auch die Landessynode setzte am Freitag ein Zeichen: Unter anderem verabschiedete das Präsidium der Synode am letzten Tag ihrer Herbsttagung im Henriettenstift in Hannover zu Beginn der Sitzung eine Erklärung:
"Weltweit geht es bei den Stichworten Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, Zwangsbeschneidung von Genitalien, häusliche Gewalt, Zwangsheirat, vorgeburtliche Geschlechtsselektion, Armut, Femizid – vor allem um Frauen. In 80 Prozent aller Gewalttaten innerhalb von Partnerschaften in Deutschland sind die Frauen die Betroffenen. Weltweit erleben wir, wie Regime brutal gegen Frauen vorgehen und deren grundlegenden Rechte verletzt, die Bilder aus dem Iran sind uns allen präsent.
Das Präsidium der 26. Landessynode setzt deshalb ein Zeichen: Zum diesjährigen Orange Day, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November, tragen viele Synodale der Landeskirche Hannovers am letzten Tag ihrer aktuellen Tagung im Henriettenstift in Hannover symbolisch sichtbar die Farbe Orange. „Wir wollen damit sichtbar machen, dass dieses Thema uns alle angeht – jetzt und immer, hier und überall“, sagt Wencke Breyer, Vizepräsidentin der Landessynode. Dazu gehöre neben aller Symbolik auch, im direkten Umfeld die Augen nicht zu verschließen, Betroffenen zur Seite zu stehen und Missbrauchsstrukturen zu zerschlagen.
Mit dem Orange Day beginnt die Kampagne der Vereinten Nationen "Orange the World" bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Jede Person kann in den 16 Tage ein Zeichen setzen, um auf das Thema aufmerksam zu machen, indem eine orangefarbene Kerze ins Fenster gestellt wird und auf die Telefonnummer des Hilfetelefons (www.hilfetelefon.de ; 08000116016) hingewiesen wird."
Währenddessen brannten am Freitag im Haus kirchlicher Dienste in Hannover am Rand der Innenstadt Kerzen für jede getötete Frau im Jahr 2021. „Sichtbar nach innen für die Mitarbeitenden des Hauses und nach außen für all die, die auf ihrem Weg zur Arbeit aus der U-Bahnstation an diesem Fenster vorbeikommen“, betonte Paul.
Vor dem niedersächsischen Sozialministerium gegenüber dem Landtag erinnerte eine orangefarbene Bank mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt an Frauen“ an häusliche Gewalt. „Gerade dort, wo Frauen sich eigentlich sicher fühlen sollten, zu Hause oder in der Partnerschaft, droht ihnen die größte Gefahr“, sagte Sozial- und Gleichstellungsministerin Daniela Behrens (SPD). Allein in Niedersachsen seien im Jahr 2020 mehr als 21.000 Fälle häuslicher Gewalt registriert worden. „Und die Dunkelziffer ist deutlich höher“.
Die Organisation „Evangelische Frauen“ lädt für den 25. November zu zwei themenbezogenen Gottesdiensten in die St. Nicolai-Kirche in Lüneburg und in die Apostelkirche in Hannover ein. Für eine weitere Aktion unter dem Titel „CATQRLL - Erzähl uns deine Geschichte!“ haben Studierende des Master-Studiengangs Design und Medien an der Hochschule Hannover mit den „Evangelischen Frauen“ Aufkleber mit einem QR-Code entworfen und an verschiedenen Orten angebracht. Der Code leitet auf eine Internet-Seite, auf der Frauen ihre bedrängenden Erfahrungen im öffentlichen Raum teilen können.
Aus diesen Geschichten ist auch eine Ausstellung entstanden. Sie beschäftigt sich den Angaben zufolge mit problematischer und frauenfeindlicher Städteplanung wie unbeleuchteten Gassen oder gläsernen Treppenstufen und will so einen Diskurs zur Sicherheit von Frauen und Mädchen im städtebaulichen Kontext anregen.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen/EMA