Startseite Archiv Nachricht vom 01. November 2022

Zahl der Pastor*innen im Nordwesten wird bis 2030 deutlich sinken

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Hannover/Bremen. Die Kirchen rechnen bis zum Jahr 2030 mit deutlich weniger Pastorinnen und Pastoren sowie Priestern. Nach einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern in Niedersachsen und Bremen könnte die Zahl der Geistlichen bis dahin um etwa ein Viertel sinken. Gegenwärtig gibt es in beiden Bundesländern insgesamt rund 2.600 Geistliche, darunter mehr als 2.200 evangelische Pastorinnen und Pastoren und etwa 360 katholische Priester.

In den kommenden Jahren werden allerdings viele Theologen aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand gehen. Zwar kommen im gleichen Zeitraum viele jüngere Pastorinnen, Pastoren und Priester neu hinzu. Sie können aber den Dienst der künftigen Ruheständler nicht im gleichen Ausmaß kompensieren. In kirchlichen Gremien ist bereits von einem drohenden Pastorenmangel die Rede. Um möglichst viele Stellen wieder besetzen zu können, haben die Kirchen den Pfarrberuf unter anderem für Quereinsteiger geöffnet.

Allein die evangelische Landeskirche Hannovers, die größte Landeskirche in Deutschland, rechnet damit, dass in den nächsten Jahren rund 100 Pastorinnen und Pastoren pro Jahr in den Ruhestand gehen. „Die gegenwärtige Prognose geht davon aus, dass wir 2030 etwa 1.200 Pastorinnen und Pastoren im Dienstverhältnis haben werden“, sagte Sprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. Derzeit sind es 1.590 Geistliche. 267 Studierende der Theologie hätten sich bei der Kirche gemeldet, weil sie ins Pfarramt wollten.

Um möglichst viele interessierte junge Menschen für den Beruf zu begeistern, werben die Kirchen an den Schulen oder bei Berufsmessen für das Theologiestudium. Die Bremische Evangelische Kirche etwa veranstaltet unter dem Motto „Study the spirit“ eigene Berufsinfotage und hat eine Nachwuchskampagne gestartet. Die Landeskirchen Oldenburg und Hannover haben für die Nachwuchswerbung sogar eigene Stellen eingerichtet.

Die braunschweigische Kirche gewährt Studierenden bereits eine finanzielle Unterstützung. „Die beruflichen Perspektiven für angehende Pfarrerinnen und Pfarrer sind ausgezeichnet“, sagte ihr Sprecher Michael Strauß. In der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer stehen den Studierenden erfahrene Pastorinnen und Pastoren als Mentoren zur Seite. Schon jetzt sei es schwierig, Pfarrstellen zu besetzen, sagte Sprecher Ulf Preuß. Vielerorts stelle sich nur eine Bewerberin oder ein Bewerber zur Wahl.

Schon seit einigen Jahren ist es für evangelische Pastorinnen und Pastoren leichter geworden, von der einen Landeskirche in eine andere wechseln. Um Quereinsteiger aus anderen Berufen für das Pfarramt zu gewinnen, haben die Landeskirchen zudem an fünf deutschen Universitäten einen Aufbau-Studiengang für Interessierte mit Berufserfahrung eingerichtet.

In der katholischen Kirche gibt es solche Möglichkeiten schon länger. „Es gibt nicht wenige unserer Priester, die sich zunächst beruflich anders in ihrem Leben profiliert haben und die später die Berufung zum Priestersein für sich entdeckt haben“, sagte Volker Bauerfeld vom Bistum Hildesheim. „Dass jemand direkt nach der Schule ins Studium und in die Ausbildung zum Priestertum geht, ist sehr selten geworden, was wir aber auch als richtig erachten.“

Das Bistum Osnabrück setzt bereits seit einigen Jahren Laientheologen als „Pfarrbeauftragte“ ein, die eine Gemeinde leiten. Sie können sich in Zweifelsfällen Rat bei einem „moderierenden Priester“ holen, sagte Sprecher Thomas Arzner.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Junge Theologinnen und Theologen in der Ausbildung zum Pfarrberuf (Archivbild). Bild: Jens Schulze/epd-bild