Startseite Archiv Nachricht vom 15. September 2022

Straßensozialarbeit Göttingen macht auf Wohnungsnot aufmerksam

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Göttingen. Die Straßensozialarbeit (Straso) hat am Göttinger Gänseliesel auf das Thema Wohnungsnot aufmerksam gemacht. Das Team der Diakonie-verbandseinrichtung im Kirchenkreis Göttingen informierte mit einem Aktionstag im Rahmen der Kampagne Wohnung_Los1 der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) über die Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit.

„Besonders die gesundheitlichen Probleme der Wohnungslosen sind enorm. Lärm, Kälte und Nässe schwächt den Organismus der Betroffenen. Fehlender Zugang zum Gesundheitssystem und Gewalt auf der Straße können dann zu psychischen Problemen, einer Suchtproblematik und auch zu einem frühen Tod führen; in der Regel sterben Wohnungslose im Alter um die 60 Jahre“, so Sozialarbeiter und Organisator der Aktion Daniel Rainers.

Um nachzuvollziehen, mit welchen Problemen Wohnungslose zu kämpfen haben, konnten Passant*innen diese in Form eines Erlebnisparcours kennenlernen. Zusätzlich informierten an einem Infostand der Leiter der Straßensozialarbeit, Mike Wacker, und seine Mitarbeitenden über ihre Arbeit und ihre Forderungen an die Politik. Eingeladen waren auch die Landtagskandidat*innen für den Wahlkreis 16 Göttingen‐Stadt, um zu hören, was sie und ihre Partei zur Bekämpfung der Wohnungsnot vorhaben.

Carina Hermann (CDU) absolvierte den Parcours und informierte sich anschließend bei Rainers und Wacker sowie den anwesenden Klient*innen der Straso über die Probleme in Göttingen. Dabei machte Straso‐Leiter Mike Wacker darauf aufmerksam, dass der Tagestreff der Straso finanziell zu 95 Prozent vom Land Niedersachsen übernommen wird und stellte die Frage, wieso nicht komplett? Sein Kollege Daniel Rainers regte an, das Recht auf eine Wohnung in die Verfassung des Landes Niedersachsen aufzunehmen.

„Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag das Ziel festgeschrieben, bis 2030 Obdach‐ und Wohnungslosigkeit zu überwinden. Das begrüßen wir als Straßensozialarbeit sehr“, ergänzt Mike Wacker. „Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss im Land Niedersachsen und hier vor Ort noch viel getan werden. Wie brauchen nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern auch Vermietende, die diesen zur Verfügung stellen. In unserer Wohnraumvermittlung könnten wir gerne noch mehr Vermietende, private und kommunale, in unsere Kartei aufnehmen, die Nachfrage von unseren Klient:innen ist da. Wir sehen aber auch die Gefahr durch die steigenden Energiekosten, dass Menschen, die bisher eine Unterkunft hatten, dadurch wohnungslos werden. Mit unserer Aktion wollen wir auf die Problematik aufmerksam machen.“

Nach Schätzungen seien bis zu 1.000 Personen in Göttingen wohnungslos, so Wacker. Dazu gehören nicht nur die Menschen, die offensichtlich auf der Straße leben, sondern auch die, die in Not‐ oder Geflüchtetenunterkünften unterbracht sind oder Menschen, die bei Bekannten oder Verwandten unterkommen, bis sie dort auch nicht mehr willkommen sind und weiterziehen.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Göttingen
Sozialarbeiter bei der Straßensozialarbeit und Organisator der Aktion Daniel Rainers absolvierte den Parcours, der die Lebenswelt der Wohnungslosen Passant*innen näherbringen sollte. Bild: Jeanine Rudat