Baudirektor: Kirchen anders heizen und Energie sparen
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Hannover. Angesichts des Gasmangels und steigender Preise suchen die Kirchen nach Wegen, Energie bei ihren Gebäuden einzusparen und fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl zu ersetzen. Statt im Winter große Kirchengebäude mit ihrem enormen Raumvolumen aufzuheizen, könnten Gemeinden langfristig etwa die Nutzungstemperatur absenken und auf eine sogenannte Bankbeheizung umstellen, sagte der kirchliche Baudirektor Werner Lemke aus Hannover am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Da ist die Wärmeübertragung direkt beim Körper.“
Auch Fußbodenheizungen unter den Bänken seien eine denkbare Alternative. An sechs norddeutschen Kirchen würden gerade verschiedene innovative Modelle der Temperierung geplant und demnächst umgesetzt. So testet die St.-Petri-Kirche in Buxtehude Sitzkissenheizungen, die auch mit Akkus betrieben werden können. In der St.-Petri-Kirche in Mulsum bei Stade werden Rohrheizkörper unter den historischen Bänken in Verbindung mit einer Pelletheizung ausprobiert.
Eine Neuregelung des niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes mache es zudem künftig möglich, Solaranlagen zur Erzeugung von Strom oder Wärme auf historischen Kirchengebäuden zu installieren, sagte Lemke. In einem solchen Fall müsse geprüft werden, ob sich die Ausrichtung und Neigung der Dachfläche für Sonnenenergie eigne und ob eine solche Anlage optisch zum Kirchendach passe. Auch der Brandschutz spiele eine Rolle.
Lemke ist Leitender Baudirektor der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Die insgesamt 1.230 Gemeinden der Landeskirche zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee besitzen insgesamt rund 8.000 Gebäude - Gemeindehäuser, Pfarrhäuser sowie historische und moderne Kirchengebäude. Damit gehören die Kirchen zu den größten Eigentümern von Immobilien.
Langfristig könnten die Gemeinden moderne Technologien wie Pelletheizungen mit Holz oder Erdwärme in Verbindung mit einer Wärmepumpe nutzen, um ohne fossile Brennstoffe auszukommen, erläuterte Lemke. Viele Kirchengemeinden hätten bereits in den zurückliegenden Jahren ihre Gottesdienste im Winter in kleinere und leichter heizbare Gemeinderäume verlegt: „Das Thema Energiesparen beschäftigt uns schon lange.“ Andere hätten Gottesdienste in niedrig temperierten Kirchen gefeiert. „Sie haben die Besucher aufgefordert, sich warm anzuziehen oder Decken mitzubringen.“
Allerdings reagierten die Orgeln sehr empfindlich auf schnell und stark schwankende Werte bei der Luftfeuchtigkeit, betonte der Bauexperte. Problematisch werde es, wenn es über Mittelwerte hinaus zu trocken oder zu feucht sei - etwa auf Bildern und Altären. „Deshalb muss das Raumklima sorgfältig kontrolliert werden.“
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen