Startseite Archiv Nachricht vom 25. Juli 2022

Erste Schöpfungsbotschafter im Biodiversitäts-Projekt der Landeskirche ausgebildet

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Hannover. Tatenlos dem „gigantischen Artenschwund in Deutschland“ zusehen, dazu ist Hans-Jürgen Ratsch nicht bereit. „Da muss man was machen“, ist sein Credo, dem der pensionierte Langenhagener Oberstudienrat bereits seit mehr als vierzig Jahren beharrlich folgt. Als Schöpfungsbotschafter der hannoverschen Landeskirche wird er seinen Einsatz für Naturschutz künftig noch verstärken. Der ehemalige Biologielehrer gehörte als Referent und Teilnehmer zu der 23-köpfigen Gruppe von Interessierten, die jetzt erstmals im Rahmen des landeskirchlichen Biodiversitäts-Projektes „BiCK“ zu Schöpfungsbotschaftern ausgebildet wurden.    
 
Das Projekt „Biodiversitätscheck in Kirchengemeinden“, kurz BiCK, fördert seit 2021 Naturschutzmaßnahmen in den Bereichen Außengelände, Friedhöfe oder Kirchgebäude. Ratsch und die Gartengruppe der Langenhagener St.-Paulusgemeinde haben mit „BiCK“-Mitteln beispielsweise Nistkästen für Mauersegler, Fledermäuse und Wildbienen gebaut sowie eine Garagendach-Begrünung und einen Libellenteich angelegt. 40 Gemeinden in der Landeskirche nehmen an dem Projekt teil. Mit dabei sind städtische und ländliche Kirchengemeinden von Ostfriesland über die Hamburger Region hin zum Wendland, dem Harz oder dem Solling. 
 
„Neben der finanziellen Förderung von Naturschutzmaßnahmen ist die Ausbildung von Schöpfungsbotschaftern ein zentraler Projektbestandteil“, sagt Mona  Gharib, Projektleiterin im Haus kirchlicher Dienste. „Diese Ehrenamtlichen sorgen als Ansprechpartner und ‚Sich-Kümmernde‘ für die Verankerung des Projekts in der Gemeinde.“ Bei dem Schulungstag in der St.-Paulusgemeinde lernten die künftigen Schöpfungsbotschafterinnen und -botschafter theoretisch und praktisch zentrale Aspekte des Artenschutzes und der Biodiversität kennen und bildeten sich zum Thema „Netzwerken und Öffentlichkeitsarbeit“ fort. Letzteres steht auch für Ratsch auf seiner Agenda als Schöpfungsbotschafter. Er strebt eine Kooperation mit drei benachbarten Kirchengemeinden an, der Bau des Libellenteiches war bereits ein erfolgreiches Projekt der gemeinsamen Konfirmandengruppe. „Die jungen Leute fragen schon nach unserem nächsten Vorhaben“, freut sich der Naturschützer.
 
Dass die „BiCK“-Projekte in den jeweiligen Sozialraum der Kirchengemeinden ausstrahlen, kann auch Gharib bestätigen. Häufig sind Gemeindevertreterinnen und-vertreter dabei, wenn sie den ersten Biodiversititäts-Check in einer interessierten Gemeinde durchführt. „Für die Naturschutzmaßnahmen interessieren sich dann benachbarte Schulen oder Kitas, die gerne anschaulichen Unterricht oder praktische Projekte durchführen wollen“, erzählt Gharib. Schöpfungsbotschafterin und Kita-Erzieherin Sabine Fuchs aus der Kirchengemeinde St. Paulus Burgdorf beispielsweise versorgt nahezu täglich mit den älteren Krippenkindern die Vogel-Futterhäuschen, die die Gemeinde in ihrem Garten im Rahmen des BiCK-Projektes aufgestellt hat. „Die Kinder erinnern mich schon immer daran“, erzählt die Erzieherin. Passanten können sich dort auch auf zwei Bänken niederlassen und Eichhörnchen, Vögel oder Igel beobachten. Eine Infotafel erläutert das Projekt und weist auf die besondere, insektenfreundliche Staudenbepflanzung des Areals hin. Gottesdienste und ein Pflanzenfest im September sollen das Projekt in Burgdorf noch bekannter machen. „Auf diese Weise sind unsere Schöpfungsbotschafterinnen und -botschafter auch Brückenbauer in die Gesellschaft hinein und wirken beim Gemeindeaufbau mit“, sagt Projektleiterin Gharib. 
 
Für die Landeskirche seien die in dem „BiCK“-Projekt engagierten Menschen „ein Riesenschatz“, ist die promovierte Umweltchemikerin überzeugt. „Wer heute wachen Auges durch die Welt geht, sieht, dass wir mit der Natur nicht mehr weiter so umgehen können wie bisher“, stellt sie fest. „Sehr viele Menschen wollen etwas gegen den Ausverkauf unserer Lebensgrundlagen tun und suchen nach konkreten Möglichkeiten in ihrem Lebensumfeld.“ Gerade Kirchengemeinden sähen sich hier nicht nur in einer besonderen Verantwortung, sondern hätten mit ihren Grundstücken, Friedhöfen und Gebäuden oft ideale Voraussetzungen für Naturschutzmaßnahmen. Mit dem „BiCK“-Projekt und den neuen Schöpfungsbotschafterinnen und -botschaftern, deren Zahl in künftigen Schulungen  noch erhöht werden soll, „können wir den Naturschutz in der Landeskirche jetzt auf noch solidere Füße stellen“, zeigt sich die Projektleiterin zuversichtlich.       
 
Das Projekt „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden“ wird im Verbund von drei kirchlichen Partnern durchgeführt, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, dem Erzbistum Köln (EBK) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Die Mittel in Höhe von 3,58 Millionen Euro werden bis 2026 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zur Verfügung gestellt. 

Interessierte Kirchengemeinden können sich auf der Internetseite https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/umweltschutz/bick über das Projekt und dessen Fördermöglichkeiten informieren.     
 
Das Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers unterstützt und ergänzt als übergemeindliche Einrichtung die Arbeit der Kirchengemeinden in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Aktuelle Themen und Fragestellungen werden hier aufgegriffen und zentral bearbeitet, so dass die Inhalte für die kirchliche Arbeit vor Ort zur Verfügung stehen. Zu den wesentlichen Aufgaben der Referentinnen und Referenten gehören die Entwicklung und Bereitstellung von Materialien, die Weiterbildung von Haupt- und Ehrenamtlichen, die individuelle Beratung sowie der inner- und außerkirchliche Dialog. 

Öffentlichkeitsarbeit im Haus kirchlicher Dienste
Schöpfungsbotschafterinnen ausgebildet_(c) Meike Schewe
Erste Schöpfungsbotschafter im Biodiversitäts-Projekt der Landeskirche mit Umweltreferentinnen Mona Gharib (3. von links) und Astrid Lahmann (rechts) aus dem Haus kirchlicher Dienste. Foto: Meike Schewe/HkD