Startseite Archiv Nachricht vom 09. Mai 2022

Kirche und Diakonie leisten umfangreiche Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine

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Hannover. Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine unterstützen der Stadtkirchenverband Hannover und das Diakonische Werk Hannover Geflüchtete mit umfangreichen Hilfsangeboten. „Wir haben in der Erstaufnahmestelle auf dem Messegelände ein Seelsorgezelt eingerichtet, nachdem uns von Dolmetschern und Betreuenden ein diesbezüglich hoher Bedarf bei den oft traumatisierten Geflüchteten gemeldet wurde“, sagt Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes. Täglich sind zwei Seelsorger*innen aus einem großen Team von Freiwilligen für Gespräche vor Ort. Auch an den neuen Notunterkünften der Stadt Hannover in der Nenndorfer Chaussee und der Marienstraße werde derzeit ein zusätzliches Seelsorge-Angebot organisiert.

„Fast die Hälfte der hier ankommenden geflüchteten Ukrainerinnen hat keinen Kontakt mehr zu ihren Männern, die Frauen leiden ebenso wie ihre Kinder unter großen Ängsten“, sagt Müller-Brandes. Sechs hannoversche Kirchengemeinden hätten „blaugelbe Treffpunkte“ eingerichtet, Räume, in denen sich Geflüchtete treffen könnten und weiterführende Hilfen bekämen. Manche Kirchengemeinden führten auch Sprachkurse durch. Diese würden besonders dort gut angenommen, wo auch eine begleitende Kinderbetreuung angeboten werde, fügt der Stadtsuperintendent hinzu. In den rund 70 kirchlichen Kitas in Hannover seien ukrainische Kinder aufgenommen worden, sie würden mit großem Einsatz durch die Mitarbeitenden betreut. In Pfarr- und Gemeindehäusern werde zudem Wohnraum für Geflüchtete geschaffen. „In vielen Gemeinden ist ein großes Engagement zu beobachten, die geflüchteten Menschen mit ihren Nöten und Erlebnissen nicht allein zu lassen“, sagt Müller-Brandes. Kirche und Diakonie müssten aktuell und flexibel auf die Nöte der Geflüchteten reagieren, hier sei die „herausragend gute Vernetzung aller Akteure in der Stadtgesellschaft Hannovers“ eine entscheidende, wichtige Voraussetzung, hebt der Stadtsuperintendent hervor. 

Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp betont die Verbindung von spiritueller und praktischer Hilfe, die Kirche und Diakonie leisten. „Wir waren herausgefordert, sofort auf die existenziellen Nöte der Geflüchteten zu reagieren“, sagt er. Dies sei in Kooperation mit dem Ukrainischen Verein Niedersachsen, der Stadt Hannover und vielen Haupt- und Ehrenamtlichen in Kirche und Diakonie erfolgreich geschehen. So sei in den Räumen des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in der Innenstadt eine Essenausgabe eingerichtet worden, die von Montag bis Sonnabend von 11 bis 13 Uhr geöffnet sei. Dort würden täglich rund 160 Portionen Essen ausgegeben. Eine zweite Essenausgabe nehme in diesen Tagen im Leibniz Café in der Mensa des Studentenwerks am Schneiderberg ihren Betrieb auf. „Damit können wir unser Hilfsangebot verdoppeln“, sagt Feldkamp. Weiter versorge die Diakonie Geflüchtete mit der notwendigsten Kleidung, die in der Kleiderkammer der Diakonie, aber auch in einer Halle am Hilfestandort Nenndorfer Chaussee ausgegeben werde. Notwendige Beratung wie beispielsweise Schwangerenberatung oder soziale Beratung erhielten die Geflüchteten in den Beratungsstellen der Diakonie. „Wir werden in der Unterstützung der Geflüchteten einen langen Atem brauchen“, blickt der Diakoniepastor voraus. Der Einsatz der Ehrenamtlichen sei hier von besonderer Bedeutung. „Wir suchen noch weitere Menschen, die zu diesem Engagement bereit sind.“ Zurzeit arbeiten rund 150 Frauen und Männer ehrenamtlich in den Hilfsangeboten der Diakonie, dazu kommen weitere in den Kirchengemeinden.  

Auch die Arbeit des Ukrainischen Vereins Niedersachsen wird stark von Ehrenamtlichen getragen. Auf rund 130 Aktive kann sich Vereinsvorsitzende Oksana Janssen verlassen. Janssen schätzt die Zahl der ukrainischen Geflüchteten in Hannover auf 10.000 Menschen, davon sei bisher etwa die Hälfte registriert. Durch Vermittlung von Diakonie-Mitarbeitenden habe der Verein Räume in der Podbielskistraße 269 bekommen, wo er ankommende Geflüchtete empfangen, beraten und mit notwendigen Hilfen versorgen kann, sagt Janssen. Auch Diakonie-Mitarbeitende unterstützten den Verein dort. Eine Halle für die Ausgabe von Spenden und einem Shop mit Artikeln des Alltagsbedarfs hat der Verein jetzt an dem neuen Hilfestandort für Geflüchtete in der Nenndorfer Chaussee eingerichtet. „Bereits am ersten Tag sind 523 Geflüchtete dorthin gekommen“, sagt die Vereinsvorsitzende, die ebenfalls ehrenamtlich tätig ist. Auch sie hofft, neue Ehrenamtliche für die Arbeit des Vereins zu gewinnen. „Unsere Ehrenamtlichen arbeiten seit Wochen unermüdlich“, würdigt sie das Engagement. „Doch viele kommen langsam an die Grenzen ihrer Kräfte.“ 

Ohne ehrenamtliche Kräfte sei auch die Essenausgabe im CVJM nicht zu bewältigen, sagt Diakonie-Koordinatorin Elke Walpert-Niemann. Neben der Ausgabe der etwa 160 Portionen warmen Mittagessens erhielten die Geflüchteten Frühstücksgutscheine, die sie in einer Bäckerei im Hauptbahnhof einlösen könnten. Zudem bekämen sie ein Lunchpaket für das Abendessen. Rund 180 solcher Pakete bereiten die rund acht Ehrenamtlichen in der Essenausgabe täglich zu. Das tägliche warme Mittagessen wird von lokalen Caterern teilweise als Spende geliefert. „Weitere zehn Mitarbeitende, auch für den Einkauf und Spüldienst, wären uns sehr willkommen“, sagt Walpert-Niemann. 

Auf ein besonderes Hilfsangebot weist Diakon Johannes Meyer vom Evangelischen Flüchtlingsnetzwerk hin. Er hat bereits für die Flüchtlinge aus den Jahren 2015 und 2016 mobile Fahrradwerkstätten initiiert. Jetzt wird auch eine Fahrradwerkstatt in der Spendenhalle des Hilfestandorts Nenndorfer Chaussee eingerichtet. Hannoversche Bürgerinnen und Bürger können dort von Montag bis Sonnabend zwischen 11 und 18 Uhr gebrauchte Fahrräder abgeben, die repariert und an Geflüchtete weitergegeben werden. Informationen zu weiteren Spendenbedarfen sind aktuell auf der Homepage des Ukrainischen Vereins unter http://www.uvnev.de abzurufen.

Öffentlichkeitsarbeit im Stadtkirchenverband Hannover/ Severine Bunzel
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Hilfe für die Geflüchteten aus der Ukraine leisten u. a. Diakon Johannes Meyer (v.l.), Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp, Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes, Oksana Janssen vom Ukraine-Verein und Diakonie-Koordinatorin Elke Walpert-Niemann. Foto: Severine Bunzel