Startseite Archiv Nachricht vom 18. April 2022

Zellerfelder erinnern an Einweihung des Tübke-Altars vor 25 Jahren

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Clausthal-Zellerfeld. Mit einem Festgottesdienst hat die evangelische Kirchengemeinde von Zellerfeld im Harz am Osterwochenende an die Einweihung des Flügelaltars von Werner Tübke (1929-2004) in der dortigen St.-Salvatoris-Kirche vor 25 Jahren erinnert. Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder würdigte den Altar des einstigen Starmalers der DDR bei dem Jubiläum als außergewöhnliches Kunstwerk. „Der Zellerfelder Altar ist ein Osteraltar für Suchende und Zweifelnde“, sagte sie am Sonntag. „Die Figuren sind ein Spiegel von uns selbst.“

Der einst umstrittene Flügelaltar war 1997 seiner Bestimmung übergeben worden. Der dreiflügelige Altaraufsatz zeigt in spätmittelalterlicher Bildsprache die Kreuzigung und Auferstehung Jesu sowie auf den Außenseiten eine Paradiesvision und das Abendmahl. Das Werk gilt als moderne Adaption des Stils und der Motive alter Meister, etwa von Lucas Cranach dem Älteren, Hieronymus Bosch und Leonardo da Vinci.
Ruck-Schröder spannte in ihrer Predigt einen Bogen zum heutigen Krieg in der Ukraine. Wie die Freunde Jesu auf dem Altarbild angesichts des Todes von Jesus am Kreuz sichtlich um Fassung rängen, so seien heute die Menschen in der Ukraine und auch viele in Russland fassungslos angesichts des Krieges. Mit dieser Botschaft sei der an sich traditionell gestaltete Altar „hochmodern“. Die um Fassung ringenden Hände seien Tübkes ureigenste Handschrift. „Sie spiegeln auch sein eigenes Ringen.“

Der Atheist Tübke habe ein feines und tiefes Gespür für die Distanz des modernen Menschen zu sich selbst, zu anderen und zum Glauben gehabt, sagte Ruck-Schröder. Er habe sich in seinem Leben danach gesehnt, „von einem Gefühl der Gnade berührt zu werden“. Das habe er offen ausgesprochen. „Er war selbst ein Mensch auf der Suche nach dem Ostermoment.“

Der Tübke-Altar war schon zu seiner Entstehungszeit umstritten. Die hannoversche Landeskirche lobte ihn 1997 als eines der bedeutendsten Altarwerke der vergangenen 50 Jahre. Kritiker sprachen dagegen von „ikonographischem Patchwork“ und störten sich an Tübkes sozialistischer und areligiöser Einstellung, zu der sich der Maler selbst bekannt hatte.
Tübke war Vertreter der sogenannten Leipziger Schule und gilt als einer der bedeutendsten Maler der DDR. Deutschlandweit bekannt wurde er durch sein 1987 vollendetes Bauernkriegs-Panorama im thüringischen Bad Frankenhausen. Der Zellerfelder Altar kann täglich von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Der Tübke-Altar in der St.-Salvatoris-Kirche Clausthal-Zellerfeld. Bild: Jens Schulze/epd-bild