Zeitgeschenk(t)-Automat in Osnabrücker Marienkirche aufgestellt
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Er sieht aus wie ein Kaugummi- oder Snack-Automat und enthält Dosen, in denen sich Andachtsmomente für jeden Tag verstecken. „Zeitgeschenk(t)“ lautet die Aufschrift des Automaten und er ist als gemeinsames Projekt des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück und des Erzähltheaters Osnabrück entstanden. Die Erzählkünstlerin und Ideengeberin Sabine Meyer berichtet im Interview über seine Entstehung.
Frau Meyer, ein Snackautomat, der in einer Kirche steht. Das ist ein ungewöhnlicher Anblick.
Sabine Meyer: Finden Sie? Vielleicht. Es sind aber ganz besondere Snacks, die der Automat enthält. Die Dosen sind gefüllt mit Zeitgeschenken, die Andachtsmomente für jeden Tag enthalten.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Automaten so zu füllen?
Meyer: Die Idee für einen Automaten mit Geschichten ist mir schon im Frühjahr 2020 während des ersten Lockdowns wegen der Corona-Pandemie gekommen. Eigentlich bin ich als Märchenerzählerin bundesweit unterwegs, konnte aber keine Veranstaltungen mehr anbieten und meine Märchen nicht zu den Menschen bringen. So entstand die Idee für einen Märchen-Automaten, aus dem Interessierte sich für zwei Euro ein Märchen ziehen können.
Das ist der Vorgänger des Zeitgeschenk(t)-Automaten? Haben Sie das Gerät erfunden?
Meyer: Nur den Inhalt. Eigentlich enthält der Automat Dosen mit Stapelchips. Hierfür gibt es Leer-Dosen und in diese habe ich andere Inhalte eingefüllt, selbstgeschriebene Märchen von mir. Und dieses Prinzip habe ich für den Zeitgeschenk(t)-Automaten weiterentwickelt. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass die Menschen geistliche Impulse brauchen.
Haben Sie diese Inhalte entwickelt? Ist jede Dose anders?
Meyer: Die Inhalte der Dosen stammen aus Evangelisch-lutherischen Gemeinden im Kirchenkreis Osnabrück. Hier hatten wir angefragt und darum gebeten, eine Geschichte, ein Gedicht, ein Bild oder etwas anderes zu gestalten. So sind 15 verschiedene Beiträge entstanden, die jeweils dreimal in einer Automaten-Füllung enthalten sind. Von außen können Sie aber nicht sehen, welchen Inhalt Sie bekommen.
Welche Inhalte sind dabei?
Meyer: Das ist sehr unterschiedlich. Da gibt es Konfirmand*innen, die ein Glaubensbekenntnis geschrieben haben. Es gibt auch einen selbstgeschriebenen Psalm, Gedichte oder eine Geschichte auf Plattdeutsch. Die Beiträge habe ich gesammelt und die Seiten für die Dosen gestaltet. Die inhaltliche Klammer sind Fragen: Wie glaube ich? Wie trete ich in Verbindung mit meinem Glauben?
Zielgruppe sind also eher Erwachsene?
Meyer: Nicht nur! Wir erweitern gerade das Projekt und sprechen auch Kindertagesstätten im Kirchenkreis an. Kinder sind eingeladen, Inhalte für den Automaten zu gestalten. So können wir Dosen für Kinder und Erwachsene anbieten. Bei der Auswahl ist dann erkennbar, wer mit der jeweiligen Dose angesprochen wird.
Was kostet eine Dose? Und an wen geht der Erlös?
Meyer: Jede Dose kostet zwei Euro. Der Erlös ist für den Osnabrücker Kinderkirchentag bestimmt.
Bleibt der Automat immer an ein- und demselben Ort?
Meyer: Nein, er geht auf eine Tournee durch die Kirchengemeinden und Einrichtungen. Für besondere Veranstaltungen, zum Beispiel Sommer- oder Gemeindefesten, kann er ebenfalls gebucht werden. Der Plan ist übrigens noch nicht voll belegt, es gibt noch freie Termine.