Startseite Archiv Nachricht vom 28. Dezember 2021

"Kirche sollte Verbündete der Zivilgesellschaft sein"

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Hannover. Landesbischof Ralf Meister wünscht sich eine Kirche, die sich stärker als bisher als Teil der Zivilgesellschaft sieht. „Unsere Gebäude, die Kirchen und Gemeindehäuser gehören letztlich nicht uns, sondern den Menschen, die dort leben“, sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Für sie, ihre Anliegen und Projekte müssen wir diese Räume noch weiter öffnen.“ Dazu sei es erforderlich, „sich mehr auf eine Welt einzulassen, in der die Frage nach Gott zweitrangig sein mag, die Frage aber, was sich an Gutem für die Gemeinschaft bewegen lässt, ganz zentral ist.“
Die Kirche könne mit ihren Netzwerken, mit ihrer nach wie vor breiten gesellschaftlichen Verankerung sowie ihren beruflichen und ehrenamtlich Mitarbeitenden eine „verlässliche und überparteiliche Verbündete guter zivilgesellschaftlicher Anliegen“ sein - etwa für Nachbarschaftsprojekte oder Umwelt- und Klimaschutzaktionen, betonte Meister.

„Eine zukunftsfeste Kirche sollte für die Menschen so einladend und niedrigschwellig sein wie ein guter Sportverein. Einer allerdings, in dem es nicht ums Toreschießen, sondern vor allem um Naherholung für die Seele geht“, unterstrich der Bischof, der auch leitender Geistlicher der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Zwar sei die Vielfalt gemeindlicher Themen und Schwerpunkte in der hannoverschen Landeskirche beeindruckend. Dennoch sei für die Zukunft noch mehr Mut gefragt, über klassische kirchliche Handlungsfelder und ein womöglich eingefahrenes Selbstverständnis hinauszuwachsen.

Dafür sehe er Jesu Leben und Wirken auch nach mehr als 2.000 Jahren noch als Vorbild an, betonte Meister. „Er ist ja nicht mit einem fertigen Programm unterm Arm losgezogen, um die Menschen danach zu missionieren. Jesus hat seine Botschaft in jeder einzelnen Begegnung neu entfaltet.“ Diese innere Freiheit und Spontanität wünsche er sich für alle Menschen, die in der Kirche aktiv seien.

Zugleich müsse die Kirche auf struktureller Ebene schlanker und agiler werden, um Projekte vor Ort schneller und unbürokratischer unterstützen zu können, unterstrich der Bischof. Gerade in einem von beschleunigtem Mitgliederrückgang und wachsender Entkirchlichung geprägten Situation könne Kirche nur gewinnen, wenn sie stärker dem Motto „einfach mal machen“ folge.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Bild: Jens Schulze