Diakonie-Chef unterstützt Forderung nach allgemeiner Impfpflicht
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Hannover. Nach dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister hat auch der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, die Politik aufgefordert, die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht zu prüfen. „Wir haben die Sorge, dass wir ohne eine Impfpflicht nicht aus den Fängen der Pandemie herauskommen“, sagte Lenke bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts der Diakonie in der Niedersachsen auf der Herbsttagung der hannoverschen Landessynode.
In Einrichtungen der Altenhilfe habe die individuelle Impfentscheidung schon viele Konflikte verursacht, etwa weil ungeimpfte Mitarbeiter nicht eingesetzt werden konnten. Daher setze sich das Werk schon länger für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht ein. Nun aber sei es Zeit für eine generelle Impflicht.
Lenke ging auch auf den Fachkräftemängel in Kitas, in Pflegeberufen, in der sozialen Arbeit sowie in der Sozialpädagogik ein. Zumindest in der Diakonie könne dies nicht an der Bezahlung liegen. Der mit ver.di ausgehandelte Tarifvertrag sei ein attraktives Vergütungssystem, von dem fast 40.000 Mitarbeiter in Niedersachsen profitierten. Gleichwohl läge es in der Natur pflegerischer Tätigkeit, dass sie mit großen Belastungen verbunden sei. Zudem habe der mitunter erhebliche Kostendruck in den letzten Jahren zu einer Arbeitsverdichtung geführt. „Wir arbeiten an den Arbeitsbedingungen. Parallel dazu werden wir eine kluge Steuerung von Zuwanderung brauchen“, sagte Lenke.
In seinem Bericht kritisierte Lenke die Spaltung von Arm und Reich in der Gesellschaft. „Der oft gesagte Satz, vor dem Virus seien alle gleich, ist falsch“, betonte er. Diakonische Einrichtungen seien gut darin, wie ein „Reparaturbetrieb“ Menschen in Not zu begleiten. Die Politik müsse die sozialen Schäden jedoch viel grundlegender bekämpfen, etwa indem sie Teilhabe und Chancengerechtigkeit fördere. Daher freue sich Lenke, dass die Grundsicherung für Kinder im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung stehe. „Sozialpolitik muss in den Programmen der Parteien wieder mehr Gewicht bekommen“, forderte er.
Ein weiterer Punkt betraf die Digitalisierung in der Pflege. Digitale Beratungsangebote sowie klug vernetze Systeme zwischen Pflege und Hausarzt könnten dazu beitragen, eine von Fachkräftemangel, Kostendruck und weiten Wegen auf dem Land geprägte Situation zu verbessern.
Die Diakonie in Niedersachsen ist 2014 aus der Fusion der diakonischen Werke der evangelischen Landeskirchen in Braunschweig und Hannover hervorgegangen. Das kirchliche Werk gehört nach eigenen Angaben mit über 76.000 Beschäftigten zu den größten Wohlfahrtsverbänden in Niedersachsen.
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen