Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder diskutierte in Aerzen
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Aerzen. Wie politisch darf eine Predigt sein? Aerzens Pastor Christof Vetter begrüßte am Donnerstagabend zu dieser Frage Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder beim „Stammtisch Freiräume“. Von Corona bis Landwirtschaft, vom Umgang mit Tod und Sterben bis hin zur Lage in der polnisch-belarussischen Grenzregion diskutierte die evangelische Theologin mit den rund 20 Gästen im Gemeindehaus. „Eine Predigt ist eine christliche Rede in der Öffentlichkeit und kann damit gar nicht politisch genug sein, ohne dabei jedoch parteipolitisch zu sein,“ so die 55-Jährige.
Ruck-Schröder, die bis zum Frühjahr als Studiendirektorin im Kloster Loccum junge Vikarinnen und Vikare ausgebildet hat, ermutigte zu streitbaren Predigten: „Eine Predigt, die nicht strittig ist, ist schnell langweilig.“ Zugleich solle sie auch seelsorgerlich stärken und Mut machen, aber nicht nur: Predigten wirkten bei den Hörerinnen und Hörern zum Nachdenken, zu eigenen Gedanken, aber auch zum Widerspruch an. „Politische Predigten dürfen keinen Applaus der Gemeinde erwarten, das wäre eine selbstgefällige Predigt.“
Predigten, die aktuelle Fragen im Licht des Evangeliums aufnehmen, seien dazu geeignet, Fragen aufzuwerfen, nicht, um Antworten zu liefern. „Probleme lösen wir nicht auf der Kanzel.“ Dazu seien Politikerinnen und Politiker sowie Fachleute aufgerufen. Gleichwohl sei es wichtig, Impulse zu geben.
„Eine Predigt spricht Hörer:innen auf ihr In-der-Welt-sein, auf ihre Verantwortung für die Schöpfung an.“ Und dadurch sei sie nicht nur auf Innerlichkeit und Frommsein bezogen, sondern auch auf soziale Beziehungen und das Verhalten im Kontext im Zusammenleben mit anderen, aber auch im Bezug auf Natur und Schöpfung.
Auf das Impfen gegen Corona angesprochen, berichtete die Regionalbischöfin von einer Predigt, die sie zu diesem Thema gehalten hatte. „Die Freiheit eines Christenmenschen ist nicht eine Freiheit, in der jeder nur alleine machen kann, was er will, sondern zugleich Verantwortung die er für andere trägt.“ Die Pandemie habe deutlich die Realität des Sterbens und des Todes vor Augen geführt, die heute oft ausgeblendet werde.
Rund anderthalb Stunden diskutierte Dr. Ruck-Schröder mit den Gästen im Gemeindehaus. Die Diskussionsveranstaltung fand unter Einhaltung der üblichen Abstand- und 2G-Regel statt.
Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hildesheim-Göttingen