Neue Leitung im Literaturhaus St. Jakobi
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Hildesheim. Das Literaturhaus St. Jakobi Hildesheim hat eine neue Leitung, doch es ist ein vertrautes Gesicht. Sarah Sophia Patzak, bisher Projektmanagerin in St. Jakobi, ist seit November-Beginn Intendantin und schließt damit die Lücke, die durch den Weggang von Dirk Brall im Sommer entstanden ist.
Dass sie erst jetzt den Staffelstab übernimmt, obwohl sie schon vorher Teil des Teams war, hat seinen guten Grund. In den letzten Jahren hatte Sarah Sophia Patzak parallel zu ihrer Arbeit den Masterstudiengang Inszenierung der Künste und Medien an der Uni Hildesheim belegt. Seit Ende Oktober ist die Masterarbeit in trockenen Tüchern, und die 33-Jährige kann sich nun ganz ihrer neuen Aufgabe widmen.
„Das Haus hat unumstritten einen innovativen Charakter“, sagt Patzak. Den möchte sie in Zukunft noch stärker betonen, mehr „Laborsituationen“ schaffen. Was damit gemeint ist, war in der vorigen Woche schon beim Abend mit der Lyrikerin Ulrike Almut Sandig und dem Rapper Grigory Semenchuk zu erleben. Da konnte das Publikum die Mutationen eines Gedichts via Overhead-Projektor live mitvollziehen.
Mit Formaten wie diesem soll das Literaturhaus künftig noch experimentierfreudiger werden. Wobei das nicht bei jeder Veranstaltung gleichermaßen möglich sein werde, schränkt Patzak ein. Außerdem hat sie vor, mehr Angebote für Kinder und junge Familien ins Programm zu nehmen.
Natürlich unter der Prämisse, dass Corona weiterhin Live-Kultur zulässt. Im Literaturhaus gilt – wie mittlerweile in den meisten Kultureinrichtungen – die Regel, dass nur geimpfte oder genesene Personen Zutritt haben. „Es ist immer noch ein Fahren auf kurze Sicht“, sagt Sarah Sophia Patzak, ist aber vorsichtig optimistisch: „Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass noch einmal alles ganz zu gemacht wird.“
Vorerst stehen nur zwei weitere Veranstaltungen fest: Bevor am 24. Dezember der schon traditionelle „Rastplatz am Heiligabend“ das Jahr in St. Jakobi abrundet, sind am 2. Dezember die Kinderbuchautorin Kirsten Boie und Schauspieler Christoph Biemann von der „Sendung mit der Maus“ zu Gast. Sie holen den Abend zum Thema „Kindheit“ nach, der im September 2020 ausgefallen war.
Auch die meisten anderen Veranstaltungen der Spielzeit unter dem Motto „Gestern“ haben wegen der Pandemie nicht stattfinden können. Deshalb hat Patzak entschieden, die Spielzeit bis zum kommenden Sommer zu verlängern. Ab März soll der Klimawandel einen Schwerpunkt bilden, mehr will die neue Intendantin noch nicht verraten.
Auch ist ihr mehr Diversität ein Anliegen – „Vielstimmigkeit“. Diesen Ansatz bezieht sie auch auf das Team, das künftig mehr in die Planung einbezogen werden soll. David Schnitter bleibt technischer Leiter, Meret Buchholz ist jetzt Programmassistentin, neu dabei ist Selene Mariani als Projektmanagerin.
Das Grundanliegen bleibt trotz der personellen Wechsel unverändert: kirchliche Tradition in den Dialog mit der Gegenwartsliteratur zu bringen. Der seit sieben Jahren erfolgreiche erprobte Weg solle fortgesetzt werden, so Patzak. Das heißt auch: Kirche, Stadt und Universität bleiben die drei wichtigsten Säulen der Literaturkirche, deren Träger der evangelische Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt ist.
Zur Person:
Sarah Sophia Patzak, 33, wurde in Mainz geboren und ist in der Pfalz aufgewachsen. 2009 ist sie nach Hildesheim gekommen, um hier Kulturwissenschaften zu studieren. Die ersten Bühnenerfahrungen sammelte sie, als sie gemeinsam mit Siggi Stern die Singer-Songwriter-Nächte in der Kufa moderierte. Nach dem Studium hat sie in Berlin eine Weiterbildung zur Kulturmanagerin gemacht, 2017 dann in Hildesheim den Masterstudiengang Inszenierung der Künste und Medien begonnen. Seit Mai 2016 gehörte sie als Projektmanagerin zum Literaturhaus-Team.