Bischof Adomeit: Dankbarkeit muss wieder Grundbaustein des Lebens werden
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Oldenburg. Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, hat zum Erntedankfest mehr Dankbarkeit für scheinbar selbstverständliches angemahnt. „Ernährung, Gesundheit, auch Frieden und Freiheit sind für uns so selbstverständlich, dass der Dank dafür uns kaum nötig scheint“, sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch angesichts weltweit zunehmender Hunger- und Klimakatastrophen müsse die Dankbarkeit wieder zum Grundbaustein des eigenen, persönlichen Lebens werden. Am 3. Oktober wird das Landeserntedankfest in der Oldenburger St.-Johannes-Kirche gefeiert. In dem Gottesdienst wird Adomeit die Predigt halten.
Die trockenen Sommer der vergangenen Jahre in Deutschland zeigten beispielsweise, dass unser eigener Zugang zum Wasser nicht selbstverständlich ist. „Ja, ich bin dankbar für sauberes Wasser und für meinen reich gedeckten Tisch“ sagte der Bischof. Die Anstrengungen, dem Klimawandel zu begegnen, seien eine Chance: für die Umwelt, für die Landwirtschaft und für die Menschen. „Und, ja, ich bete auch für gutes Wetter und um Gottes Kraft, Umwelt und Schöpfung zu bewahren.“
Adomeit wies Kritik an der Landwirtschaft zurück: „Keine Frage: Der Umbau der Agrarwirtschaft ist ein wichtiger Hebel im Kampf gegen die Erderwärmung.“ Doch dürften die Betriebe nicht zu den „Sündenböcken für unser eigenes Fehlverhalten“ gemacht werden. „Ich habe hohen Respekt vor der Arbeit unserer Landwirte und Landwirtinnen. Sie dürfen nicht die Fehlentwicklungen unserer modernen Welt ausbaden.“
Jeden Tag billiges Fleisch konsumieren, bei der Milch jeden Cent sparen, damit Geld für Reisen und andere Wünsche zur Verfügung steht, „das geht aus meiner Sicht nicht“, sagte Adomeit. Auf der anderen Seite gebe es viele Menschen, die beim Einkaufen auf jeden Cent achten müssten. „Hier müssen wir schauen, wie wir einen Wandel auch sozialverträglich hinbekommen können.“
Alle müssten lernen, genau hinzuschauen, ob die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus Betrieben kommen, die nachhaltig produzieren und dabei auch innovativen Methoden des Umgangs mit Wasser verwenden. „Und bin ich dann auch bereit, mehr Geld für ein Produkt zu bezahlen? Oder im Zweifelsfall auch mal etwas nicht zu kaufen, auch wenn ich es gewohnt bin, dass alles immer verfügbar ist?“, fragte Adomeit.
Die evangelischen Kirchen setzten sich schon seit Jahren dafür ein, dass „Mittel zum Leben“ möglichst nachhaltig, regional, ökologisch, klimaneutral und gerecht produziert werden, unterstrich der Theologe. „Wir müssen aber - und das sage ich durchaus selbstkritisch - noch viel mehr tun.“
Für ihn bleibe das Erntedankfest ein wichtiges Fest im kirchlichen Kalender betonte Adomeit. „Weil manches Selbstverständliche nicht von uns Menschen gemacht, sondern uns geschenkt ist.“