Startseite Archiv Nachricht vom 06. September 2021

Kirche und Landwirtschaft debattieren über den Wert von Lebensmittel

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Geestland/Stade. Unter dem Motto „Unser täglich Brot“ ging es beim diesjährigen Treffen von Kirche und Landwirtschaft um den Wert der Lebensmittel. Rund 50 Interessierte aus Landvolk, Landfrauen und Kirchenkreisen diskutierten im Evangelischen Bildungszentrum Bad Bederkesa die Lage in der Landwirtschaft. Eingeladen hatte der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy.

Als Referentinnen des Kirchliche Dienstes auf dem Lande (KDL) führten Pastorin Ricarda Rabe und Agrarwissenschaftlerin Laura Kawerau in das Thema ein. „Im Jahr 1960 ernährte eine Landwirtsfamilie 17 Menschen, mittlerweile sind es 136 Personen pro bäuerlichem Betrieb.“ Die Schattenseiten der heutigen Ernährungssituation: Die Menge der Lebensmittel, die jährlich aus privaten Haushalten im Abfall landen, liege bei 80 kg pro Person.

Aus dem Präsidium der Niedersächsischen Landfrauen nahm Karin Plate Stellung und warb dafür, den Umgang mit Lebensmitteln wieder neu zu lernen. „Wir setzen uns für die Wiedereinführung des Schulfaches Hauswirtschaft ein, da hier die nötigen Kompetenzen an Kinder und Jugendliche vermittelt werden.“ 

Jörg Matzen stellte als Leiter des Evangelischen Bildungszentrums das Konzept zur Verpflegung der Tagungsgäste vor. „In unserem Haus setzen wir auf Nahrung, die saisonal, regional, ökologisch produziert und aus fairem Handel stammt.“ Lebensmittel verantwortungsvoll und generationengerecht zu genießen sei die Leitlinie des Hauses in Ernährungsfragen.

Für das Landvolk erläuterte Jan Heusmann als Vorsitzender des Kreisverbandes Wesermünde die Situation in der Landwirtschaft. Die Erträge seien in der Elbe-Weser-Region in diesem Jahr gut, aber etliche Berufskollegen würden auch mit Sorgen in die Zukunft schauen, da es viele Veränderungsprozesse geben werde. „Vernetzt denken und nicht ideologisch, das ist in meinen Augen wichtig.“ Regionale Projekte wären ein guter Ansatz und auch die Bepreisung von CO₂ begrüße er, da so die realen Kosten in der Produktion abgebildet würden.

Zu Beginn des Treffens hatte Regionalbischof Hans Christian Brandy auf die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft hingewiesen. „Landwirtschaft ist systemrelevant“, zitierte er aus dem Bericht der Kommission. Es sei bemerkenswert, dass die Arbeit der Kommission entscheidend von der Jugend geprägt worden sei und dabei so unterschiedliche Gruppen wie der Jugendorganisation des BUND und der Landjugend konstruktiv zusammengearbeitet hätten. „Wir brauchen ein solches breites ‚Wir‘, um die Zukunftsaufgaben wie Klimawandel, Migrationsbewegungen oder auch die Veränderungen in der Landwirtschaft gesamtgesellschaftlich zu bewältigen.“ Brandy sagte den Landwirtinnen und Landwirten dabei Unterstützung von kirchlicher Seite zu. „In diesen Veränderungsprozessen dürfen Sie nicht allein bleiben. Wir müssen hier sorgfältig nach Wegen suchen, und wir möchten in diesem Prozess als Kirche an Ihrer Seite sein.“

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Stade
Kirche und Landwirtschaft_Sprengel Stade
Gespräche zwischen Kirche und Landwirtschaft (v.l.): Jan Heusmann, Karin Plate, Hans Christian Brandy, Ricarda Raabe, Jörg Matzen und Laura Kawerau. Foto: Sonja Domröse