Annerose De Cruyenaere in Werdum zur Pastorin ordiniert
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Dr. Annerose De Cruyenaere wurde am Sonntag, 8. August, in der Kirchengemeinde Werdum-Neuharlingersiel, zu der auch Buttforde gehört, zur Pastorin ordiniert. Es ist die erste Pfarrstelle der 54-Jährigen, die schon früh ihrer Berufung gefolgt ist, aber erst auf Umwegen zur Kanzel gefunden hat.
„Den Berufswunsch Pastorin hatte ich schon sehr früh“, erzählt die Theologin, die in Hannover groß geworden ist. Dort wuchs sie gleichermaßen im Schoß ihrer Familie wie in dem der Kirchengemeinde auf. „Mein Vater war Diakon, meine Mutter Pfarrsekretärin. An der Kirche gab es ein reiches Gemeindeleben mit viel Gemeinschaft.“ Annerose De Cruyenaere engagierte sich im Gitarrenkurs und in der Fotogruppe und wuchs mit Glockengeläut auf, denn die Wohnung der Familie lag neben der Kirche. „In meiner Kindheit und Jugend habe ich die Kirche als Gemeinschaftsraum aller Generationen kennen gelernt.“
Nach dem Abitur wurde eine Fahrt nach Taizé für Annerose De Cruyenaere zu einem prägenden Erlebnis. „Dort ist im Gespräch mit Bruder Roger der spirituelle Funke übergesprungen“, sagt sie, „danach bin ich immer wieder nach Taizé gefahren und habe gewusst, dass ich Theologie studieren möchte.“ Weitere Impulse ergaben sich durch das Lutherstift Falkenburg, wo die junge Theologin Kontakt zum Christentum aus aller Welt bekam. „Dort habe ich das Beste von Kirche miterlebt“, sagt sie im Rückblick. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Münster, Kiel und Neuendettelsau, wo sie das Angebot zur Promotion erhielt. „Dafür habe ich viele englische Fachbücher gelesen, und das hat dazu geführt, dass ich für einen Verlag in München theologische Übersetzungen machen konnte.“
Mit der Arbeit entdeckte Annerose De Cruyenaere die Freiheit, denn die Übersetzungsarbeit ließ sich auf der ganzen Welt ausüben. Die Beerdigung von Frere Roger führte sie erneut nach Taizé, danach machte sie sich auf die Reise, die sie eine „spirituelle Suche“ nennt. „Ich habe zwei Monate alleine im Zelt auf einer französischen Insel verbracht, ich habe in einem Schweigekloster in der Schweiz gelebt und in der Iona-Community auf einer schottischen Insel ein Kunstatelier geführt. Darüber habe ich ein sehr soziales und naturnahes Christentum kennen gelernt.“ Als sie ihren zweiten Ehemann traf, folgten Reisen in seine Heimat USA und mehrmonatige Pilgerreisen.
„Ich habe viele spirituelle Erfahrungen gesammelt“, so das Fazit der Pastorin, „die Begegnung mit Menschen hat immer etwas Göttliches für mich.“ Menschen traf sie auch bei unterschiedlichen Jobs als Assistentin im Ökumenereferat des Landeskirchenamts in München oder in einem christlichen Reisebüro und in Kalifornien, wo sie drei Jahre gelebt hat und eng mit einer sehr kreativen Gemeinde verbunden war. „Dort habe ich Songs komponiert, mit denen ich aufgetreten bin.“ Irgendwann hatte sie das Gefühl, dass die Zeit reif dafür war, ihre Erfahrungen in eine feste Aufgabe einfließen zu lassen. „Ich habe die ganze Zeit über ehrenamtlich das gemacht, was Aufgabe einer Pastorin ist“, erkannte sie und bewarb sich 2018 um ein Vikariat in Deutschland. „Ich hatte das Gefühl, dass das jetzt sein muss.“
Mit über 50 Jahren begann sie ihr Vikariat in Lüneburg und Ritterhude, was sie als Bereicherung empfindet. „Die Ausbildung gemeinsam mit der jüngeren Generation im Vikariatskurs war ein Gewinn.“ Danach erhielt sie auf eigenen Wunsch die Pfarrstelle in Werdum. „Hier fühle ich mich wohl“, sagt die neue Pastorin, „die kleine Gemeinschaft ist eng verbunden und erinnert mich an die Jahre in Schottland.“ Aus ihrer Biografie bringt sie die Neugier auf Menschen mit, „die vielen Begegnungen haben meine Arbeit geprägt.“ So sind es auch Begegnung und Seelsorge, die für sie ein Schwerpunkt ihrer Pastorenarbeit werden sollen. Seit 1. Juli ist sie bereits in Ostfriesland tätig, wo sie die drei Dörfer, für die sie zuständig ist, per E-Bike anfährt. „Ich wollte ans Meer und ich mag die Nähe zur Natur“, sagt Annerose De Cruyenaere.