Musikprojekt des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt und des Quartetts PLUS 1
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Hildesheim. Der Planet nähert sich dem Kollaps. Wissenschaftler*innen fordern weltweit sofortige einschneidende Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz, doch tatsächlich ändert sich wenig. „Wir wissen ganz viel, aber wir handeln trotzdem falsch oder gar nicht“, sagt Michaela Grön vom evangelischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt. Wo der Verstand nicht weiterkommt, können die Gefühle helfen, hat sich die Leiterin des Projekts „Lernen eine Welt zu sein“ gedacht. Und was vermittelt Gefühle besser als Musik? Mit im Boot ist das für grenzüberschreitende Vorhaben bekannte Quartett PLUS 1. Grön: „Statt Zukunftsangst ist nun Zukunftskunst gefragt!“
„Kompostition“ heißt das ungewöhnliche Projekt, bei dem sich die Musik Antonio Vivaldis mit dem Klang wimmelnder Würmer vermengen soll. Die Aufführungen sind erst im September, doch für das Konzept hat es bereits den Förderpreis Musikvermittlung gegeben, den die niedersächsische Sparkassenstiftung und das Musikland Niedersachsen ausgelobt haben. Als Förderer konnten unter anderem das Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Stiftung Niedersachsen und der Verein Andere Zeiten gewonnen werden.
Im Stück „Kompostition“ sollen die Kreisläufe der Natur hörbar gemacht werden: Auf der Basis von musikalischen Motiven aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ komponiert Bo Wiget einen neuen Remix für Streichtrio, Stimmen und Sounds. Aufführungsort wird kein Konzertsaal sein, sondern der Sonnengarten in Sorsum – hier baut André Brun sein Gemüse nach den ökologisch nachhaltigen Maßgaben der Permakultur an.
In Kooperation mit der Regisseurin Verena Ries soll dort eine ebenso musikalische wie rituelle Erfahrung ermöglicht werden: Die Zuschauer*innen sind beteiligt, schwingen Fahnen und Spaten, säen und ernten Gemüse und stecken ihre Hände bis zum Ellenbogen in die Erde.
Eine Gruppe aus der Kita St. Michaelis und Schüler*innen vom Gymnasium Andreanum haben schon damit angefangen. Gemeinsam mit André Brun schichteten sie im Magdalenengarten eine Benjes-Hecke auf, und vor allem bauten sie die Regenwurmkiste, die eine Hauptrolle spielen wird. Bis zum September soll es darin von Würmern nur so wimmeln.
Die Kita-Gruppe 1 vom Michaelishügel hat jetzt auch schon einen musikalischen Vorgeschmack bekommen. Kathrina Hülsmann vom Quartett PLUS 1 stattete den Kindern mit ihrer Bratsche einen Besuch ab. Doch das Saiteninstrument war nur zum zarten Beklopfen und zum Bestaunen da. Denn Musik machen, das sollten die Kinder selbst.
Und so packte Kathrina Hülsmann einen Beutel voller Rasseleier für alle aus, verwandelte sie passend zum Kompostitionskonzept zu Samenkapseln und pflanzte geräuschvoll mit den Kindern Bohnen. Zumindest symbolisch. „Super, da haben wir schon ein bisschen Frühlingsmusik“, freute sich Kathrina Hülsmann, um gleich darauf einen Bienen-umsurrten Sommertag zum klanglichen Leben zu erwecken: „Das ist auf jeden Fall unser Sommermotiv, das kommt bestimmt vor.“
Für die Kita-Kinder und Andreanum-Schüler*innen wird es Sonderaufführungen geben. Man darf gespannt sein, wie sich die Bienen mit dem umkomponierten Vivaldi verbinden – und was die Würmer dazu beitragen können. „Das ist natürlich noch ein Geheimnis“, gibt sich Kathrina Hülsmann rätselhaft. Soviel immerhin verrät sie jetzt schon: „Die Würmer werden auf jeden Fall den Höhepunkt ausmachen.“