Startseite Archiv Nachricht vom 22. Juni 2021

Landeswettbewerb Evangelische Religion: Kultusminister Grant Hendrik Tonne und Landesbischof Ralf Meister würdigen die Preisträger*innen

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Loccum. Zwei Schülerinnen aus Peine haben die ersten beiden Plätze beim Landeswettbewerb Evangelische Religion belegt. Unabhängig voneinander hatten Mette-Luise Springer (19) und Nele Riediger (16) vom Gymnasium am Silberkamp ihre Einzelarbeiten zum Wettbewerbsthema „Zukunft“ eingereicht. In der Kategorie Gruppenbeiträge gewann ein Team des Gymnasiums am Wall aus Verden den 1. Platz, gefolgt von zwei Schülerinnen der IGS Osterholz-Scharmbeck. Sie und drei weitere Preisträger*innen erhielten ihre Urkunden und Geldprämien am Montag bei einer Feierstunde in der Klosterkirche zu Loccum (Kreis Nienburg).

„Ich hatte zunächst gar nicht die Absicht, an dem Wettbewerb teilzunehmen“, sagt Mette-Luise Springer. Doch dann habe sie bemerkt, dass ihre Mitschüler*innen an Beiträgen arbeiteten – und weil sie sich privat viel mit dem Thema Feminismus beschäftigt, wurde das ihr Thema. Wie sie es umsetzte, beeindruckte die Jury. Die 19-Jährige betrieb historisch-kritische Bibelforschung, führte Interviews und reichte eine Mappe mit vielen kreativen Elementen ein. Die Laudatorinnen Sonja Meyer und Anna Schomaker (Preisträgerinnen 2015/16) lobten: „Wer es schafft, aus einem trockenen Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung ein ausdrucksstarkes Elfchen zur Idealisierung Marias und des Patriarchats zu dichten, verdient ohne Zweifel große Anerkennung!“

Die Lobrede auf den erstplatzierten Gruppenbeitrag zum Thema „Systemwandel statt Plastikhandel“ hielt Landesbischof Ralf Meister. Er bescheinigte Lea Röbke, Cara Austermann, Elias Deblitz und Maira Symanczyk vom Gymnasium am Wall in Verden, dass sie sich „engagiert, kritisch, eigenständig und sehr aufwändig“ mit ihrer Fragestellung befasst hätten. „Für mich als fast 60-Jährigen zeigt eure Arbeit, wie umfassend ein Systemwandel eigentlich sein muss, wenn Menschen meiner Generation mit Menschen eurer Generation gemeinsam und nachhaltig an Zukunftsfragen arbeiten wollen.“

„Wie drastisch die Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie tatsächlich sind, können wir uns wahrscheinlich gar nicht vorstellen“, unterstreicht Lea Röbke. Dennoch hätten sie und ihre Mitschüler*innen Zukunftsängste: „Was soll ich nach der Schule mit meinem Leben anfangen? Kann ich das studieren, was ich möchte oder wird mir diese Chance genommen? Lohnt es sich überhaupt, eine Familie zu gründen und die Kinder in so eine kaputte Welt zu geben?“

Wegen der Pandemie war die Preisverleihung dieses zehnten Landeswettbewerbs immer wieder verschoben worden, ziemlich genau ein Jahr mussten die Gewinner*innen auf die Prämierung warten. Insgesamt beteiligten sich 269 Schüler*innen der Jahrgangsstufen 10 bis 13 aus 24 Schulen in Niedersachsen mit 119 Einzel- und Gruppenbeiträgen am Wettbewerb zum Thema „Zukunft“. Zu gewinnen gab es Geldpreise zwischen 150 und 600 Euro; außerdem wurden 100 Buchpreise vergeben. Neben zwei Preisträgerinnen kam auch die Musik bei der Festveranstaltung vom Peiner Silberkamp-Gymnasium: Wettbewerbs-Teilnehmer Simon Köhler und seine Schwester Jana sorgten mit thematisch passenden Liedern für einen stimmungsvollen Rahmen.

Den dritten Platz bei den Einzelbeiträgen belegte Louisa Bahr vom Helmstedter Gymnasium am Bötschenberg. Bei den Gruppenbeiträgen gab es folgende Platzierungen: 1. Preis: Lea Röbke, Cara Austermann, Elias Deblitz, Maira Symanczyk (Gymnasium am Wall, Verden), 2. Preis: Taila-Kristin Tietjen, Melanie Mari Czempik (IGS Osterholz-Scharmbeck), 3. Preis: Mara Bergmann, Merle Kleine-Heitmeyer (Gymnasium Bad Essen), 4. Preis: Jonas Müller, Deborah Haße (Käthe-Kollwitz-Schule, Gymnasium Hannover).

Der Abgabetermin für die Beiträge war bereits Anfang 2020, Corona spielte da noch keine Rolle. Hätte das die Arbeiten verändert? „Wahrscheinlich würde ich heute noch stärker auf die Verbindung zwischen Klimaschutz und Feminismus eingehen“, sagt Mette-Luise Springer. „Ansonsten bin ich aber immer noch mit meinem Beitrag zufrieden.“ Die Verdener Schüler*innen hätten womöglich noch ein Unterthema zum Plastikverbrauch hinzugefügt – und den durch die Pandemie verursachten Müll durch Masken und Schnelltests in den Blick genommen.

Kultusminister und Schirmherr Grant Hendrik Tonne verweist darauf, dass die Fragen nach der Zukunft durch die Pandemie für Kinder und Jugendliche noch drängender geworden seien: „Gerade den jungen Menschen ist ja durch Corona vieles an Zukunft genommen worden, was ihnen kurz vorher noch sicher und selbstverständlich vorkam: Schule oder Studium fanden nur noch digital statt, Praktika wurden abgesagt, Auslandsaufenthalte entfielen, Reisen, Feiern, Treffen mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten wurden drastisch eingeschränkt.“ Umso bemerkenswerter sei das Engagement vieler Jugendlicher, die sich beispielsweise um Ältere und Kranke gekümmert oder jüngeren Schülern Nachhilfe gegeben hätten, so Tonne: „Da haben die jungen Menschen ganz praktisch und niedrigschwellig in die gemeinsame Zukunft investiert.“

Der Landeswettbewerb Evangelische Religion wird alle zwei Jahre vom Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) ausgerichtet. Ins Leben gerufen wurde er 1998 gemeinsam mit der Hanns-Lilje-Stiftung; seit 2015 ist auch die Heinrich-Dammann-Stiftung an der Förderung beteiligt. Beide gehören zu den bedeutendsten evangelischen Stiftungen in Niedersachsen.

„Zehn Landeswettbewerbe haben etlichen Schüler*innen und ihren Lehrkräften Anreize für die Gestaltung lebenswichtiger Themen in religiösen Perspektiven gegeben“, erklärt RPI-Rektorin Silke Leonhard. „Die Koordinatorin Kirsten Rabe hatte eine verheißungsvolle Ahnung von der Bedeutung des aktuellen Themas Zukunft, die sich bestätigt hat: Jugendliche nehmen die Gegenwart kritisch wahr. Und sie rufen zu heilsamen und lebensfreundlicheren Visionen einer besseren Zukunft auf. Von daher freuen wir uns auf einen spannenden elften Wettbewerb.“

„Dass viele Schüler*innen ihre ethische Urteilsbildung aus einer christlichen Position heraus verantworten, ist das Besondere am Landeswettbewerb Evangelische Religion“, betont Christoph Dahling-Sander, Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung. „Dies steht zugleich für unseren Stiftungszweck: Kirche und Theologie im Dialog mit Politik und Gesellschaft, mit Wissenschaft und Technik, mit Kunst und Kultur.“

Ähnlich begründet Thomas Schlichting, Geschäftsführer der Heinrich-Dammann-Stiftung, sein Engagement für den Wettbewerb: „Unser Motto lautet ‚Jugend ist unsere Zukunft‘ – da liegt uns das diesjährige Thema natürlich sehr am Herzen. Wir haben in der Pandemie Entmutigung, aber auch Aufbruch und Innovation erlebt. Gerade die Kreativität, untereinander Kontakt zu halten, hat uns beeindruckt und wir haben unsere Förderung daher ganz kurzfristig angepasst, um Jugendliche, Vereine und Verbände zu unterstützen.“

Öffentlichkeitsarbeit im RPI Loccum
Landeswettbewerb_Evangelische Religion_Gruppenfoto
Foto: Jens Schulze