Brücken bauen für Geflüchtete
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Hannover. Das Ausbildungs-Projekt „Ponte-Azubis“ wird jetzt abgeschlossen
In dem kleinen Café, wo sich Jiana K. und Vera Lemke regelmäßig trafen, waren die jungen Frauen bald bekannt. „Die haben gleich die Musik leiser gestellt, wenn wir kamen“, erzählt Lemke lachend. Stille brauchte das PonteAzubis-Tandem auch, denn statt um Kaffee und Kuchen ging es um Vokabeln und Prüfungsfragen. Denn Lemke half der Syrerin, ihre Ausbildung zur Sozialassistentin erfolgreich abzuschließen. Beide gehören zu dem Projekt PonteAzubis, das der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) und das Diakonische Werk Hannover 2018 gestartet haben. Es unterstützt Geflüchtete bei der Berufsorientierung und -ausbildung und wurde maßgeblich von der Region Hannover mitfinanziert. Mit einer feierlichen Abschlussveranstaltung am 22. Juni in der Kreuzkirche wird das Projekt jetzt beendet.
„Brücken zu bauen, war die Aufgabe von PonteAzubis“, erzählt Projekt-Koordinatorin Kathrin Altmann. Denn trotz teilweise guter Schulabschlüsse und hoher Motivation sei es für geflüchtete Männer und Frauen sehr schwierig, auf dem deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sie müssten die deutsche (Fach-)Sprache beherrschen, sich in der neuen Kultur zurechtfinden und mit bürokratischen Anforderungen umgehen, während häufig ihr Aufenthaltsstatus ungeklärt sei und sie noch unter traumatischen Kriegs- und Fluchterlebnissen litten, zählt Altmann nur einige der Hindernisse auf.
Kern des PonteAzubis-Projekts ist die Bildung von Tandems. Eine Patin oder ein Pate begleiten den jungen Menschen während der Ausbildung, helfen beim Lernen, motivieren und sind Ansprechpartner für Probleme und Fragen. „Das Tandem ist in das Gesamtprojekt eingebettet“, sagt KDA-Projektleiterin Waltraud Kämper. „Mit allen Teilnehmenden haben wir regelmäßige Treffen durchgeführt, es gab Workshops und gezielte Einzelberatung.“ Kämper und Altmann sorgten auch für den Kontakt zu ausbildungswilligen Betrieben, zum Jobcenter und zu Kammern und Behörden. „Es mussten immer wieder Türen geöffnet werden, denn es galt auch, Vorurteile abzubauen und um Vertrauen zu werben“, blicken sie zurück.
Für die knapp 30 Teilnehmenden, darunter knapp vierzig Prozent Frauen, hat sich das Projekt gelohnt. Zwei Drittel von ihnen konnte eine Ausbildung abschließen oder wird dies in den kommenden Monaten tun. Speditionskaufmann, Krankenschwester, Maler oder Maschinen- und Anlagenführer sind einige der Berufe, in denen die 20- bis 33-Jährigen arbeiten werden. Ihre Herkunftsländer sind vor allem Syrien, Afghanistan, Mali und Irak, aber auch Palästina, Ghana und Ruanda. „Überproportional viele von ihnen sind mit Abitur oder einem Hochschulabschluss nach Deutschland gekommen“, erzählt Kämper.
Für Jiana K., die in Syrien Philosophie studieren wollte, ist Sozialassistentin ihr Wunschberuf. „Ohne PonteAzubis hätte ich meine Ausbildung nicht geschafft“, sagt sie. „Und ohne Vera auch nicht“, ergänzt die 26-Jährige mit einem Seitenblick auf Lemke. Jianas Festanstellung in einem Kindergarten feiern die beiden jetzt auch als Freundinnen. Eine Arbeitskollegin hatte Lemke vor zweieinhalb Jahren als Ausbildungspatin für PonteAzubis gewonnen. „Mich hat das sofort angesprochen, denn Menschen zu begleiten ist mir ein Herzensanliegen“, sagt die Sozial- und Organisationspädagogin. Ein Lernprozess waren die vergangenen Jahre für beide Frauen. „Durch den Kontakt mit Jiana hat sich meine Sicht auf viele Dinge verändert“, erzählt Lemke. „Wie krass das ist, in so jungen Jahren Krieg zu erleben, wie rassistisch unsere Gesellschaft ist und was eigentlich Glück und gutes Leben ausmachen.“
Freundschaften zwischen den Patinnen und Paten und ihren Schützlingen seien nicht die Regel, doch einen menschlichen Veränderungsprozess hätten einige der Ehrenamtlichen im Projekt durchlaufen, sagen Kämper und Altmann. Nach dem Projektende im Sommer würden sicher noch einige Tandem-Beziehungen bestehen bleiben. Deutlich sei, dass der Bedarf von Auszubildenden an Projekten wie PonteAzubis groß ist. „Für die Integration von geflüchteten Menschen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bleibt noch viel zu tun“, sagt Kämper.
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