Passionsandachten als Dialog zwischen Kunst und Kirche
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Emden. „Sehnsucht nach Rettung auf Wüstenwegen“ sei das Thema gewesen, das sich durch die diesjährigen von ihm mitgestalteten Passionsandachten zog, sagte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr in der Martin Luther Kirche in Emden. Der Regionalbischof für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems begrüßte gut 100 Gottesdienstbesucher in der Kulturkirche und dankte Dr. Annette Kanzenbach vom Ostfriesischen Landesmuseum Emden für die gute Zusammenarbeit im Dialog zwischen Kunst und Kirche.
Landesposaunenwart Hayo Bunger (Posaune) und Kantor Marc Waskowiak (Orgel) gestalteten die Andacht musikalisch. Der Gottesdienst fand statt unter den erforderlichen Corona-Schutzmaßnahmen.
Im Mittelpunkt der sechsten Passionsandacht stand unter dem Motto „Gerettet“ ein Bild der Wüstenwanderung Israels, das die Errettung vor dem Tod vor Augen hält. Die Kunsthistorikerin Sarah Byl aus Emden und Regionalbischof Klahr bezogen sich in ihrem Dialog zwischen Kunst und Kirche auf das Gemälde „Die eherne Schlange“ von Floris van Schooten (um 1655).
Bezugnehmend auf die aktuelle Situation sagte der Regionalbischof, auch in dieser Zeit gebe es die Sehnsucht nach Rettung auf Wüstenwegen: „Wenn da doch ein Mittel wäre, das uns retten könnte, so denken wir auch in diesen Tagen. Die richtige Dosis als Gegengift, gegen das, was uns zu schaffen macht. Wir hadern mit der Situation. Zu lange wandern wir, wie durch eine Wüste. Zu sehr müssen wir auf Gewohntes verzichten, Unzufriedenheit und Angst mischen sich in die Fragen nach der Zukunft: Wie soll es weitergehen mit mir, mit uns und mit allem? Wenn da doch ein Zeichen wäre, dass uns die Rettung vor Augen hält.“
Die Schlange, die Floris van Schooten um ein Kreuz herumgeschlungen darstellt, sei zu einem rettenden Zeichen des Lebens geworden. Der Künstler gebe mit seiner Darstellung einen deutlichen Hinweis auf das Heilsgeschehen der Rettung durch Christus am Kreuz, sagte Dr. Klahr in Bezug auf den für seine Predigt zugrunde liegenden Text aus dem Johannesevangelium (Joh. 3,14-16). Das Kreuz, als Marterwerkzeig ein abschreckendes Symbol des Todes, wurde durch Gottes Handeln zum Symbol für das ewige Leben, so Klahr.
Der Künstler Floris van Schooten habe im Alter von fast 70 Jahren, ein Jahr vor seinem Tod, erstmals in einem Gemälde ausschließlich ein biblisches Thema dargestellt, sagte Sarah Byl. Dadurch hebe dieses Werk sich von seinen anderen etwa 120 Werken ab. Die Kunsthistorikerin ging der Frage nach, was van Schooten dazu bewegte, ausgerechnet die biblische Geschichte von der ehernen Schlange (4.Mose 21,4-9) zu malen. „Vielleicht war für Floris van Schooten am Ende seines Lebens die künstlerische Auseinandersetzung mit der Errettung durch den Glauben sehr tröstlich“, so Byl.
Die diesjährigen Passionsandachten standen unter dem Motto „Wüstenwege“. Zu den menschlichen Erfahrungen gehöre es, dass schwere und entsagungsvolle Abschnitte des Lebens wie ein langer Weg durch eine Wüste empfunden werden, so Regionalbischof Dr. Detlef Klahr. Sie sollen dazu verhelfen, existenzielle Erfahrungen solcher „Wüstenwege“ durch die Kunst der ausgewählten Bilder zu deuten und zugleich auf den „Wüstenweg“ der Passion Christi zu beziehen, so Klahr.
Die Reihe der sechs Passionsandachten wurden im dreizehnten Jahr gemeinsam vom Sprengel Ostfriesland-Ems, den lutherischen Kirchengemeinden Emdens und dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden in der Reformationsstadt Emden veranstaltet. Erstmals fanden die Andachten nicht im Ostfriesischen Landesmuseum Emden, sondern in der Martin Luther Kirche Emden statt und sie wurden erstmals durch die Hanns-Lilje-Stiftung unterstützt, die den Dialog zwischen Kunst und Kirche besonders fördert.
Die Kollekte der sechs Andachten war in diesem Jahr für die Tafel in Emden bestimmt und betrug insgesamt rund 1600,- Euro.
Die Andachten können als Audio-Datei auf der Homepage des Sprengels Ostfriesland-Ems nachgehört werden, auch sind die Texte dort einsehbar.
Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Ostfriesland-Ems