Startseite Archiv Nachricht vom 22. März 2021

Friedrich Selter als neuer Regionalbischof eingeführt

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Osnabrück. Am Sonntag, 21.03., führte Landesbischof Ralf Meister den neuen Regionalbischof für den Sprengel Osnabrück, Friedrich Selter, in sein Amt ein. In dem Gottesdienst in der St. Marienkirche wurde auch Dr. Birgit Klostermeier als Vorgängerin im Amt der Regionalbischöfin von Landesbischof Meister verabschiedet. Er dankte ihr sehr für fünf intensive Jahre, für ihr genaues Hinsehen, Nachfragen und dafür, was sie im Sprengel sichtbar gemacht habe. Sie habe Talente und Gaben gefördert und als gute Seelsorgerin gewirkt. Birgit Klostermeier hatte zwei Dinge mitgebracht – ihre Freude darüber, noch einmal in St. Marien zu stehen und einander zu sehen, und das Amtskreuz, das sie dem Landesbischof zurückgab, froh darüber, „dass es nun mit Friedrich Selter im Sprengel unterwegs sein wird“. Das vergangene Jahr habe neben Kreativität auch Erschöpfung und die Erfahrung einer neuen Unverfügbarkeit gebracht, sagte Klostermeier und erinnerte daran, wie unvorstellbar noch vor einem Jahr eine Gottesdienstabsage war. 

Den neuen Regionalbischof stellte Landesbischof Meister als „Mann für den Walking Bass“ vor. Als einen, der die Grundlinie legt, den Rhythmus hält und allen anderen die Freiheit zum Spiel lässt, einem Spiel, dass Freude macht und den Menschen dient. Selter lebe nach der 4. These der Barmer Theologischen Erklärung: „Keine Herrschaft der einen über die andern“, sagte der Landesbischof. „Wer deine Hobbies liest, deinen Innovationsmut gesehen hat, weiß, dieser Mann hat Ideen und Ausdauer. Doch sie entstammen nicht dem äußeren Zwang, sondern dem inneren Auftrag, an „etwas Schönem“ mitwirken zu dürfen“.

Dankbar für das Vertrauen und mit großem Respekt blicke er auf die kommende Aufgabe, so der neue Regionalbischof. Seine erste Predigt stellte Selter unter den gemeinsam mit Klostermeier gewählten Bibelvers „Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.“ (Epheser 1, 18). 

„Dieser Vers passt gut in unsere Zeit und er hat einen biografischen Bezug“, so Selter. „Nach einem Jahr Corona und aktuell der dritten Infektionswelle verlieren manche Augen ihren Glanz. Wann hört das endlich auf? Wann wird das Leben wieder ´normal`?“  Um das alles weiter durchzuhalten brauche es Hoffnung und Zuversicht. Für Friedrich Selter gründet sich beides in Gott. „In dieser Welt zur Hoffnung berufen zu sein, das bedeutet: Sich dem Schweren stellen, und zugleich das Leben feiern. Den Leidenden hilfreich begegnen, und der Hoffnung ein neues Lied singen. Und alle einladen, weil Gott uns alle einlädt. Und nicht müde werden, nach denen zu fragen, denen wir zu Nächsten werden können. Weil die Nächstenliebe unserem Glauben und unserer Hoffnung ein Gesicht gibt.“

Als 17-Jähriger habe er auf seinem ersten Kirchentag 1979 eine Erfahrung gemacht, die sein Bild für Kirche prägt, erläuterte Friedrich Selter den biografischen Bezug. Nürnberg 1979 war ein Kirchentag der Jugend, mit Themen so aktuell wie heute: Schöpfung am Abgrund, atomare Aufrüstung, Theologie nach dem Holocaust, Kirche und andere Lebensformen, erinnerte er sich. „Was mich im Rückblick noch einmal besonders begeistert: Alle diese ernsten Themen waren eingerahmt in andere Aufbrüche, in neue Formen zu feiern. Da waren Aufbruchstimmung und der Appell: ‚Ändert euer Leben!‘ Die Bewegung ging damals stark von jungen Menschen aus und hat in die Kirche hineingewirkt – tatsächlich ein bisschen wie heute bei ‚fridays for future‘.“ Selter rief dazu auf, keine Angst vor Erneuerungs- und Emanzipationsbewegungen zu haben, die auch von der Digitalisierung ausgehen werden: „Wir sind zur Hoffnung berufen. Gott gebe uns erleuchtete Augen des Herzens und stärke unsere Liebe, damit wir sie erkennen und nie mehr aus dem Blick verlieren.“ 

Wertschätzende Grußworte für die scheidende und den neuen Amtsinhaber*in gab es von Bischof Dr. Franz-Josef Bode, Justizministerin Barbara Havliza und Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder, der die administrative Vertretung im Sprengel übernommen hatte. „Birgit Klostermeier ist eine Persönlichkeit, die ich mit großer Wehmut verabschiedet habe und ich meine es so“, sagte der Bischof von Osnabrück. Er freue sich mit dem neuen Regionalbischof auf die gemeinsame Verantwortung und den verbindenden Geist für anstehende Vorhaben wie die Woche der Brüderlichkeit 2022 und das Jubiläum zu 375-Jahre Westfälischer Frieden 2023.

Barbara Havliza überbrachte die Grüße der Landesregierung und betonte die Aufgabe der Kirchen, in Zeiten der Ermüdung und Hoffnungslosigkeit Orientierung und menschliche Nähe zu geben. Superintendent Dr. Schröder dankte Birgit Klostermeier für Inspiration und Begleitung und ihre Gabe, neue Räume für Kirche zu erschließen und zu deuten. In Friedrich Selter sieht er einen „Fährtenleser“ des Geistes Gottes, dem viel Sympathie entgegengebracht werde. Der Sprengel freue sich auf die gemeinsame Wegstrecke. 

Der Gottesdienst wurde von Landesbischof Meister und Superintendent Dr. Joachim Jeska geleitet. Die Kollekte bestimmte der neue Regionalbischof für die Flüchtlingssozialarbeit im Café Mandela in Osnabrück. Kirchenmusikdirektor Carsten Zündorf begleitete den Gottesdienst musikalisch gemeinsam mit je vier Sänger*innen aus dem Bach-Chor und der Marienkantorei.

Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück
Einführung Friedrich Selter_Klostermeier_Meister_Selter
Dr. Birgit Klostermeier, Landesbischof Ralf Meister (Mitte) und Friedrich Selter. Foto: Brigitte Neuhaus