Startseite Archiv Nachricht vom 06. Januar 2021

Lebensberatung in Zeiten der Corona-Pandemie

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Winsen. Welche Auswirkung haben die Verhaltensauflagen zur Bekämpfung der Pandemie auf die Kernzellen der Gesellschaft, auf Einzelne, auf Paare und auf Familien? Aus dem Beratungsalltag sind die Auswirkungen bereits unmittelbar zu beobachten, weiß die Diplom-Psychologin Marlies Lübker, seit Oktober Leiterin der Lebensberatung in der Diakonie in Winsen. Aus den Beratungsgesprächen, die sie und ihre Kolleginnen mit den Menschen führen, berichtet sie von deutlichen Alltagsveränderungen bei den Ratsuchenden, die Schwierigkeiten mit sich bringen. Diese können Rollenveränderungen in einer Familie sein:  Ein Facharbeiter mit Personalverantwortung beispielsweise ist durch Corona in Kurzarbeit und findet sich plötzlich in der ungewollten Rolle des Hausmannes wieder. Er versorgt die Kinder, während die Ehefrau aufgrund ihrer Tätigkeit mehr Überstunden machen muss. Oder das Ehepaar, dessen Dienstleistungsbetrieb seit Monaten geschlossen ist und das mit der plötzlichen Zweisamkeit ohne sinnstiftende und verbindende Arbeit überfordert ist. Es gibt die jungerwachsene Tochter, die den Zerfall der Ehe ihrer Eltern durch die Verhaltensauflagen beschleunigt sieht. Sie sorgt sich um die Geschwister, die noch im Elternhaus wohnen. Da ist ebenso der Altenpfleger, den es tief belastet, dass eine sterbende und leicht demente Bewohnerin sich furchtbar erschreckt, wenn sie ihn als Pflegefachkraft in voller Schutzmontur an ihrem Bett stehen sieht. All diese Menschen suchen Orientierung und Beratung im Umgang mit den ungebeten aufgetretenen Veränderungen.

Keine der ratsuchenden Personen kommt dabei mit der ausdrücklichen Frage: „Wie gehe ich mit den Auswirkungen von Corona um?“. Aber bei geschätzten drei Vierteln der Beratungen in der Lebensberatung der Diakonie Winsen sind diese Auswirkungen bedeutsames Thema, oder eben „Beschleuniger“ von belastetem Erleben. Hier können sich Ratsuchende mit der Hilfe von hochqualifizierten Fachkräften entlasten, sich beraten lassen und im Gespräch eine Orientierung erarbeiten. Die Beratungsstelle versteht sich dabei als unbürokratische Anlaufmöglichkeit, die zumeist sehr zügig konkrete Beratungsangebote durchführen kann. Von Ratsuchenden werden Kostenbeiträge erbeten, dabei soll aber keine Beratung am Geld scheitern.

Beratung braucht Ressourcen, und die Förderung der Lebensberatung der Diakonie ist nur teilweise durch Zuwendungen finanziert. „Um auch zukünftig unser niedrigschwelliges, für Klient*innen preisgünstiges und wirksames Beratungsangebot in der bekannten hohen Qualität vorhalten zu können, muss die Politik bei der Bewältigung der großen finanziellen Herausforderungen auch weiterhin ihren starken Beitrag leisten – gerade in Zeiten durch die Pandemie immer knapper werdender Kassen“, appelliert Marlies Lübker an den Landkreis.

Die Beratungsstelle ist erreichbar unter: Lebensberatung-winsen@diakonie-hittfeld-winsen.de, Telefon: 04171 – 639 78 (erreichbar Mo, Mi u. Do 15 – 17 Uhr, Di u. Fr 10 – 12 Uhr)

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen
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Marlies Lübker, Leiterin der Lebensberatung in der Diakonie in Winsen. Foto: privat