Startseite Archiv Nachricht vom 30. November 2020

Landeskirche plant Bildungskonzept gegen Antisemitismus

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Hannover. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers will ihr Verhältnis zum Judentum weiter vertiefen und jede Form von Antisemitismus bekämpfen. "Das Aufstehen gegen Antisemitismus und Judenfeindschaft ist Aufgabe der ganzen Kirche", sagte Oberlandeskirchenrat Klaus Grünwaldt am Freitag bei der ersten digitalen Synode der Landeskirche. Diese Erkenntnis müsse in die ganze Fläche der Kirche hineingetragen und "dauerhaft in die Köpfe und Herzen" gebracht werden. Judentum und Kirche seien eng miteinander verbunden, weil das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen sei. Jüdische Religion und Kultur gehörten deshalb "zur DNA der Kirche". 

Das Kirchenparlament beschloss, dazu ein breitenwirksames Konzept erarbeiten zu lassen. Pastorin Maike Selmayr aus Cuxhaven sagte, dass es unter anderem regelmäßige Fortbildungen für ehrenamtliche Predigerinnen und Prediger geben müsse: "Eine qualifizierte Begleitung für Lektoren und Prädikantinnen bei der Predigt von Texten des Alten Testamentes kann kein Projekt sein, das nach einigen Jahren endet, sondern muss kontinuierlich geschehen." 

Als Urlauberseelsorgerin erlebe sie immer wieder, dass antisemitische Klischees auch unter ernsthaften Christen verbreitet sei, sagte Selmayr: "Allein schon die Aussage, dass Jesus ein Jude war, stößt oft auf großes Erstaunen und manchmal sogar auf Gegenwehr."

Die Landeskirche hatte 2013 ihre Verbundenheit mit dem Judentum in ihrer Verfassung festgeschrieben und dies 2020 mit einer Neuformulierung noch einmal bekräftigt. Dort heißt es, dass der Dienst der Kirche "im Zeichen der Treue Gottes zum jüdischen Volk" geschehe. Die Landeskirche trete "jeder Form von Judenfeindlichkeit entgegen".

2015 ließ sie vor ihrem Landeskirchenamt in Hannover eine Skulptur installieren, die Kirche und Synagoge als Zwillinge darstellt. Die hannoversche Landeskirche ist mit 2,4 Millionen Mitgliedern in 1.235 Gemeinden zwischen Göttingen und der Nordsee die größte evangelische Kirche in Deutschland.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Dr. Klaus Grünwaldt während der digitalen Sitzung der 26. Landessynode im November 2020. Bild: EMA (Sceenshot)