Startseite Archiv Nachricht vom 14. September 2020

Diakoniegottesdienst würdigt Helfende und Zuhörende

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Wolfsburg. Die Woche der Diakonie konnten wir nicht so gestalten, wie wir es eigentlich geplant hatten. Dafür haben wir einen bewegenden Diakoniegottesdienst gefeiert. Und haben Unerhörtes zu Gehör gebracht. Denen mitten unter uns eine Stimme gegeben, die haupt- oder ehrenamtlich anderen zuhören. „Wir im Kindergarten haben täglich viele Möglichkeiten, unerhört aufzupassen, dass unsere Kinder nicht unerhört bleiben. Viel zu oft passiert es, dass man Kindern nur ein müdes Lächeln schenkt. Aber sie wirklich hören? Zuhören? Sogar noch drauf eingehen?!“, fragt sich Hendrik Stegemann. Stegemann ist stellvertretender Leiter einer unserer Kreuzkirchen-Kita in Wolfsburg und von Berufs wegen täglich mit
dem befasst, was die Kinder ihm zu Gehör bringen.

Auch Danica Kahla-Lenk ist professionelle Zuhörerin. Im Diakonie-Gottesdienst liest die Kirchenkreissozialarbeiter aus dem Lukas-Evangelium, das berichtet, wie der 12-jährige Jesus zwischen den Weisen und Gelehrten sitzt, wie er stellt Fragen und diskutiert mit Ihnen. Es scheint so, als ob es völlig normal ist, dass ein Junge zwischen den Theologen sitzt und gleichberechtigt mitdiskutiert. Ist das nicht ziemlich unerhört? 

„Nein, das ist gar nicht unerhört“, findet Christian Berndt. „Ganz im Gegenteil. Jede Stimme zählt, jede und jeder hat das Recht, sich mit berechtigten Anliegen Gehör zu verschaffen. Und zwar nicht nur vor Gott, sondern auch vor der Welt.“ Das gelte, so der Wolfsburger Superintendent genauso auch für die Kirche. „Unser christlicher Auftrag ist, für die Menschen da zu sein. In Wort und Tat da zu sein.“ Das Wort beschränke sich keineswegs auf die Verkündung im Gottesdienst. „Wenn wir nicht auch öffentlich und mitgestaltend in unserer Gesellschaft für Gerechtigkeit und Frieden und für diejenigen eintreten, die sonst nicht gehört werden, verfehlen wir unseren Auftrag als Christinnen und Christen. Kirche darf nicht nur politisch sein, sie muss sogar politisch sein!“

„Zuhören ist mein Job, aber genauso wichtig wie das Hören der Worte, ist es, das zu hören, was nicht gesagt wird. Ich lese zwischen den Zeilen“, erzählt Sozialarbeiterin Danica Kahla-Lenk. Oft seien es die unausgesprochenen Dinge, die die Menschen am meisten belasteten. „Mein Ziel ist es, denen Gehör zu verschaffen, die keine oder nur eine sehr leise Stimme haben. Dafür zu sorgen, dass sie, mit ihren Anliegen gehört werden, in der Familie, in den Ämtern, in unserer Kirche und auch in der Politik.“

Anna Zink ist ehrenamtliche Zuhörerin beim Wellcome-Projekt der Evangelischen Familienbildungsstätte. Sie begleitet Familien im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes, sie ist mit Tat und Rat für andere da. „Ich erlebe oft, dass unsere Unterstützung nötig ist, weil durch Flucht, Kleinfamilien und Mobilität die Familien oft keine Verwandten in der Nähe haben, die sie unterstützen können“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. „Die Familien sind so verschieden und einzigartig, dass es immer wieder Freude macht, sie begleiten zu dürfen.“

„Aus Worten können Wege werden“, davon ist Petra Kretschmer überzeugt. Die Theologin leitet die Telefonseelsorge im Kirchenkreis und ist für Menschen in seelischer Not ansprechbar – telefonisch, aber auch im online-Chat oder per Mail. „Wir rechnen mit Unkalkulierbaren im Leben, dem Unerhörten.“ Denn wenn Unerhörtes Gehör finden darf, kann Schweres auch leichter werden und vielleicht ganz neue Wege eröffnen. 

„Wir sind dankbar für alle Menschen, die zuhören, mitreden und anderen Menschen eine Stimme geben, egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich“, sagt Danica Kahla-Lenk. Stellvertretend für viele, die zuhören, haben diesen Diakoniegottesdienst auch Pastorin Heike Burkert, Pastor Holger Erdwiens, Krankenhaus- und Hospizseelsorgerin Heidrun Schäfer, Dr. Karin Just, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Kirchenkreisvorstandfrau Gabriele Bösche, Pastor im Ruhestand Horst-Ulrich Braun, Christina Siemke und Kirchenkreiskantor Markus Manderscheid mitgestaltet.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen
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Foto: Kathrin Harms (Diakonie)