Gefängnisseelsorger Friedrich Schwenger verabschiedete sich aus dem ZfSB
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Hannover. Gemeinde als Erfahrungsraum, Empathie, Versöhnung und Restorative Justice (= wiederherstellende Gerechtigkeit) – das waren die großen Themen, denen sich Friedrich Schwenger in seinem Berufsleben als Gemeindepastor und Gefängnisseelsorger widmete. 22 Jahre lang, von 1998 bis August 2020, war er als Seelsorger im Maßregelvollzugszentrum Moringen, einem Fachkrankenhaus für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, tätig; nun wurde er in den Ruhestand verabschiedet. „Sie haben eine Form von deutscher Befreiungstheologie gelebt“, betonte Angela Grimm, Direktorin des Zentrums für Seelsorge und Beratung, in ihren Abschiedsworten. „Sie waren in unserer Landeskirche immer eine besondere Persönlichkeit.“
Als größte Maßregelvollzugseinrichtung in Niedersachsen verfügt Moringen über mehr als 400 Plätze zur Behandlung strafrechtlich eingewiesener Menschen mit zugrunde liegenden psychischen Störungen. Behandelt werden hier straffällig gewordene Patientinnen und Patienten mit allen in der Psychiatrie bekannten Krankheitsbildern; therapeutisches Ziel ist die Resozialisierung bzw. Reintegration in die Gesellschaft.
„Gefangene zu besuchen, gehört von alters her zu den Kernaufgaben christlicher Seelsorge und ist ein wesentliches Kennzeichen unserer christlichen Kirche“, sagt Friedrich Schwenger. In seiner Tätigkeit als Gefängnisseelsorger stand er Gefangenen und Mitarbeitenden in Moringen für Einzel- und Gruppengespräche zur Verfügung, bot Gottesdienste, Beichte, Bibelgespräche und diverse Projekte an. In seiner Eigenschaft als Beauftragter für die Gefängnisseelsorge vertrat er sein Arbeitsfeld zudem im Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB) auf Ebene der hannoverschen Landeskirche. In mehreren Aufsätzen plädierte er seit 2009 für einen Paradigmenwechsel im Strafrechtssystem und im Umgang mit Kriminalität, hin zu einer versöhnenden, nicht allein vergeltenden Praxis mit dem Ziel, Gerechtigkeit für alle Beteiligten herzustellen.
„Ich habe die Vielfalt in diesem Haus sehr geschätzt“, verabschiedete sich Friedrich Schwenger aus der Dienstkonferenz des ZfSB. „Das Zentrum für Seelsorge und Beratung gehört zu den ganz wenigen Einrichtungen bundesweit, in denen die Seelsorge durch Diskussion und Weiterbildung explizit gefördert wird – das ist ein großer Gewinn für die Menschen.“ Er hoffe sehr auf einen weiteren Ausbau des Zentrums; nicht zuletzt mit Blick auf die Zukunft der Kirche. Um diese Zukunft zu gestalten, müsse am Gemeindeaufbau und an „Erfahrungsräumen“ gearbeitet werden, ist Schwenger überzeugt: „Wenn Gemeinde Erfahrungsräume schafft, bekommen Predigt und Seelsorge als Deutung und Perspektiverweiterung einen ganz neuen Sinn“, legte er den Kolleginnen und Kollegen im ZfSB zum Abschied ans Herz.
Die Nachfolge Schwengers als landeskirchliche Beauftragte für Gefängnisseelsorge hat Pastorin Kirsten Fricke, Gefängnisseelsorgerin in der JVA Sehnde, bereits angetreten.
Öffentlichkeitsarbeit im Zentrum für Seelsorge und Beratung