Nienburger Kirchengemeinden feiern den ersten „Drive-Through-Einschulungsgottesdienst“
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Nienburg. Die Ersten kamen schon vor ihrer Einschulung: Pünktlich um neun Uhr starteten bei herrlichem Sonnenschein die ersten Autos durch den Parcours des „Drive-Through-Einschulungsgottesdienstes“ auf der Nienburger Festwiese. Doch den Familien wurden keine Pommes und Hamburger durch die Autofenster geliefert, sondern Segensworte und kleine Geschenke. Pastor Georg Beck aus Langendamm hatte die ungewöhnliche Idee, weil der sonst übliche zentrale Einschulungsgottesdienst Corona-bedingt nicht möglich gewesen wäre. Erstens hätte man die Zahl der Besucher*innen begrenzen müssen und zweitens wäre es auch schwierig gewesen, eine passende Anfangszeit zu finden. Denn die Nienburger Grundschulen haben ebenfalls nur in Etappen Einschulung gefeiert.
„Wir haben uns gefragt, was uns am wichtigsten ist: Das ist der Segen für jedes Kind“, sagt Pastor Beck. Und seine Kollegin Dorothea Luber von St. Michael und St. Martin ergänzt: „Wir wollten keinen abgespeckten Gottesdienst, sondern komplett was anderes.“ Um den Platz habe man lange kämpfen müssen und auch das Hygienekonzept wurde vom Gesundheitsamt an einem entscheidenden Punkt verändert: So durften keine Fahrradfahrer teilnehmen, sondern nur Familien in ihren Autos. „Das ist natürlich nicht besonders ökologisch, aber sonst hätte es gar nicht stattfinden können“, sagt Luber. Für den Fall der Fälle stand Rentner Walter Adolph (79) mit seinem Cabrio bereit. Dreimal kam er zum Einsatz und chauffierte Familien, die mit dem Fahrrad angereist waren, durch den Stationengottesdienst.
Der begann mit einem herzlichen Willkommen und einer Strophe des „Kindermutmachliedes“, an der Gitarre begleitet von Kirchenvorsteherin Vero Wehrmann. Pastorin Cordula Schmid-Waßmuth erzählte eine Abraham-Bildergeschichte. Weiter ging es mit einer Fahrt durch einen „Obstsalat“. Ein Team um Georg Beck ließ bunte Plüsch-Obstfiguren auf den Autos tanzen, bevor sie an einem Altar in Regenbogenfarben hielten. Darauf: ein Kreuz aus Schaumstoff-Schwimmnudeln, das schon beim Kirchentag 2009 in Bremen für Aufsehen gesorgt hatte. Nienburg sei eine bunte Stadt mit Menschen aus 80 Nationen, erklärt er. Und zu den Erstklässlern und ihren Eltern sagt der Pastor: „Gott hat den Regenbogen erfunden. Ihm kann es gar nicht bunt genug sein.“ Dritte und letzte Station: ein Segenspavillon. Nachdem Pastorin Luber die Familien gesegnet hat, verteilt Kita-Leiterin Petra Schlemermeyer Karten mit Psalm 27 in kindgerechter Sprache und blaue „Beanies“ – das Einschulungsgeschenk der Landeskirche.
Lea Bicknäse (6) findet die Aktion „toll und aufregend“. Ihr Vater Holger ist ebenfalls angetan: „Eine schöne Idee – das Beste, was man aus so einer Situation machen konnte.“ So sieht es auch Johanna Ellermeyer, die mit ihrer Tochter Lana (6) gekommen ist: „Das ist total schön gemacht.“
Die Nienburger Kirchengemeinden ziehen ebenfalls ein positives Fazit: „Das war ein guter Anfang“, sagt Cordula Schmid-Waßmuth. Rund 160 Menschen in 40 Autos hat sie gezählt. Immer wenn bei einer der Nienburger Grundschulen die Einschulung zu Ende war, gab es eine kleine „Rush hour“. Dorothea Luber zeigte sich begeistert, vor allem, weil das Angebot so kreativ und niedrigschwellig daherkam. „Aber im nächsten Jahr würde ich auch gern wieder einen Gottesdienst in der Kirche feiern.“
Lothar Veit