„BLANK_“: Ein leeres Blatt und viel Raum für Kreativität und Neues in der Kirche
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Hannover. Am Anfang stand eine Idee. Eine ökumenische Vernetzungs-, Austausch- und Ideenbörse von Pionierinnen und Pionieren, die Kirche innovativ gestalten und verändern möchten. Für kirchliche Start-Up-Gründerinnen und Gemeindepastoren, Queerdenker und Akteurinnen in Fresh X-Initiativen, Fachreferentinnen und Kirchenträumer, die neue Formen von Kirche suchen, fördern und begleiten. Für Menschen, die aus allen Landeskirchen, Bistümern und Freikirchen in Deutschland kommen oder gar keine kirchliche Anbindung haben. Eigentlich sollte es ein Barcamp mit 50 Teilnehmenden in Hannover sein. Doch dann kam Corona und alles wurde anders. Doch die Sehnsucht nach dem Neuen in Kirche ist geblieben. So wurde das aus der Krise geborene Format „BLANK_“ zu einem eindrücklichen Beispiel für Kreativität – als hybride Version mit digitalen und analogen Elementen und einer unerwartet großen Reichweite.
Katharina Haubold vom Fresh X-Netzwerk Deutschland e.V., in dem die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers mit knapp 30 weiteren Einrichtungen zusammenarbeitet, und Johanna Kalinna von den Missionarischen Diensten des Hauses kirchlicher Dienste (HkD) setzten die Idee mit Unterstützung des Veranstaltungsmanagers der Landeskirche Stefan Riepe um. „Für uns ist ‚BLANK_’ ein offener Raum, in dem das Neue in Kirche bewegt wird und die Themen von kirchlichen Pionierinnen und Pionieren, ihre Gedanken und Anfragen Raum finden“, so beschreiben die Veranstalterinnen das Profil des neuen digitalen Formates. Die Einladung zu ‚BLANK_’‚erfolgte online und verbreitete sich viral über die sozialen Plattformen. Im Mai 2020 folgten über 300 Personen eines ökumenisch bunt gemischten Teilnehmendenfeld der Spur ihrer Sehnsucht nach dem Neuen in der Kirche.
Leere als Freiraum für eigene Kreativität
Konzipiert war „BLANK_“ als Aktionsmonat mit digitalen und analogen Impulsen. „Statt eines Wochenendes haben wir einen ganzen Monat pink gefärbt“, so Veranstalterin Kalinna. „Angefangen mit einem Briefumschlag, den alle Teilnehmenden zugeschickt bekamen. Da drin: Ein weißes, leeres Blatt Papier, ein Bleistift und eine Frage auf einem pinken Post-It: ‚Was hält dich davon ab, anzufangen?’ Leere als Freiraum für eigene Kreativität. So kann Neues entdeckt, gedacht, ausprobiert werden.“
Ein Workbook begleitete den Aktionsmonat mit kreativen biblischen Impulsen und praktischen Übungen, über die sich die Teilenehmenden in geschlossenen Facebook-Gruppen austauschen konnten. Was hindert und fördert Neuanfänge? Um welches „Warum“ dreht sich mein Engagement? Wie gehe ich mit den Erfahrungen von Fremdheit um? Es ging um Perspektivenwechsel, die Rolle von Rückschlägen und Scheitern und schließlich die kreativen Wunder, die aus Wunden wachsen können.
Das Blatt Papier begleitete dabei, wurde gefaltet, beschrieben, zerknüllt, mit goldenem Sand in den Knicken als Zeichen für die Kostbarkeit der schwierigen Erfahrungen bestreut. Ein Symbol für die zahlreichen Transformationsprozesse, in denen Neues entsteht – persönlich, in Gruppen, in der Kirche. Erlebnisse und Erfahrungen konnten mit Worten und Bildern auch über Instagram geteilt werden. In der Mitte des Monats stand ein Online-Event mit Videovortrag und anschließendem Austausch in digitalen Kleingruppen. Eva Jung, Kreativdirektorin bei gobasil und godnews e.V. begeisterte zum Thema „Gott und Kreativität“ (https://www.youtube.com/watch?v=l0-mEGqItmY&t=2s). Am Pfingstsonntag, den 31. Mai, fand der pinke Mai mit einem Festival mit Musik und Poesie per Video-Call einen gemeinsamen Abschluss.
Persönliche Reise zu eigenen Inspirations-Quellen
Die Teilnehmenden erlebten die Dynamik, dass sich wildfremde Menschen begegnen konnten, indem sie sich über Facebook und in kleinen Break-Out-Sessions austauschten genauso berührend, wie die stillen Momente in der eigenen Selbstreflexion, wenn diese über Social Media geteilt wurden. „Schon beim zugeschickten Material habe ich gespürt: Hier geht´s um mich, um meine Ideen und Träume. Da will jemand, das Neues und Aufbruch in der Kirche passiert, aus der Tiefe heraus. In dem Monat habe ich so viel Ermutigung und Inspiration erfahren. Durch die liebevoll und ästhetisch hervorragend gestalteten Impulse mit Tiefgang und den bereichernden Erfahrungsaustausch.“ So wurde „BLANK_“ zu einer persönlichen und gemeinsamen Reise zu den Quellen der eigenen Inspiration für das kirchliche Engagement. Und die Menschen in der Gruppe wurde zu Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern.
Neues als Erfahrung in der Krise
„Wir haben gelernt, dass es dafür erst mal nur einen leeren Raum braucht, der nicht viele Antworten kennt oder präsentiert, sondern Möglichkeiten zu reflektieren, wahrzunehmen, zu hören eröffnet“, resümieren die Veranstalterinnen. Und fügen mit Lächeln hinzu: „Und wir haben persönlich erlebt, dass Neues gerade aus der Erfahrung einer Krise geboren wird. Sackgassen bergen ein enormes Innovationspotential: Wenn´s nicht mehr weiter geht, muss man neue Wege einschlagen. Vielleicht gilt, was wir am Beispiel von ‚BLANK_’ erlebt haben, beispielhaft für die Entwicklung von Kirche insgesamt.“ „BLANK_“ als Hoffnungszeichen, wie sich Kirche in Corona-Krisenzeiten wandelt und dabei dem Neuen Raum gibt mit spirituellem Tiefgang und Aufbruchsspirit zugleich.
Die gemeinsame „BLANK_Reise“ ist zu Ende. Die intensiven Erfahrungen wirken nach. Das Material steht auf der Seite des Fresh X-Netzwerkes (https://www.freshexpressions.de/fresh-x-gestalten/blank/) Interessenten zur Verfügung. „Der Monat Mai ist vorüber. Nicht aber die Sehnsucht. Nach dem Neuen in Kirche. Mit ihr beginnt es – immer wieder neu“, so die Veranstalter.
Öffentlichkeitsarbeit im HkD